Natürlich: Reisen bildet, Urlaub ist auf so vielen Ebenen ein berauschender Ausnahmezustand. Allein die geschmacklichen Versuchungen, die man andernorts findet, sind oftmals so bereichernd, dass man das heimische Essen fast schon als schnöde empfindet. Einzig, nicht jeder hat das Geld, weit weg zu fliegen. Und das ist – zumindest, was die Kulinarik angeht – auch gar nicht nötig, denn in Berlin kann man weltweite Köstlichkeiten auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
Es gibt viele tolle Restaurants in der Hauptstadt, man kann sich quasi einmal rund um den Erdball schlemmen. Einige der spannendsten Locations befinden sich in Ost-Berlin. Wir stellen Ihnen sieben Gaststätten im Osten der Stadt vor, die Sie kennen sollten.
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Prenzlauer Berg: Afrikanische Cuisine
„Make your life exotic“, wirbt das Restaurant Massai unweit vom Helmholtzplatz und verspricht „authentisch afrikanische Küche“. Und der Laden enttäuscht nicht: Drinnen schwere dunkle Holztische, gemütlich abgetrennte Nischen, Holzgiraffen, warmes Licht, traditionell gewandete Bedienungen – und das Essen, das Chefkoch Osamawa Fadulla und sein Team zaubert, ist sowohl für die Augen als auch für den Gaumen ein Genuss.

Empfehlenswert ist das malische Gericht Mafé Poulet: Lamm- und Hähnchenfleisch in Erdnusssoße geschmort, dazu Basmatireis mit Kenia- und Schwarzaugenbohnen. Aus Südafrika hingegen stammt das Gericht Kamba, Ofen-Scampi in einer Wein-Tomatensoße und Kräuter-Gemüsereis. Zu vielen Speisen wird auch Fufu serviert – das müssen Sie probieren! Ein Brei aus Maniok und Kochbanane, wirklich sehr lecker. Auch die Getränkekarte ist, wie versprochen, exotisch.
Es gibt im Massai zudem viele vegetarische und vegane Gerichte aus verschiedenen Ländern Afrikas, ebenso Wildfleisch-Kreationen (u.a. Kamel, Zebra, Krokodil). All das hat natürlich seinen Preis, Essen und Trinken sind nicht billig, zu zweit sollte man gute 50 Euro einplanen.
Massai Restaurant, Lychener Str. 12, 10437 Prenzlauer Berg. Vom U-Bahnhof Eberswalder Straße (U2) sind es nur wenige Schritte zu Fuß. Geöffnet täglich von 17 bis 24 Uhr.
Mitte: Vegan und zero waste
Ein Restaurant, in dem kein Müll entsteht? Wie soll das denn gehen? Tja, das Frea mitten in Mitte ist da ganz zeitgeistig vorbildlich unterwegs. Von den Zutaten wird wirklich alles verarbeitet, Reste wandern in den hauseigene Kompostiermaschine. Der so entstehende Bodenersatzstoff wird an jene Bauern geliefert, deren Produkte das Restaurant bezieht und verarbeitet.

Im Frea ist natürlich alles bio und regional, außerdem wird auf tierische Produkte verzichtet, jedoch nicht auf Geschmack. „Wir (…) produzieren alles selbst – vom hausgemachten Sauerteigbrot über Haselnussmilch, Kombucha bis hin zu Zartbitter-Schokolade“, schreiben die Macher auf ihrer Website. Und die Gäste überbieten sich mit Lob, bei Google gibt es mehr als 620 Rezensionen und fette 4,7 von 5 möglichen Sternen.
Puristisch angenehm ist das Restaurant, viel Holz und Grünpflanzen, freigelegtes Mauerwerk, große Fenster, schwere weiße Tischdecken. Platzmäßig holt das Frea alles aus der Örtlichkeit, weshalb man ziemlich dicht beieinander sitzt - und manchmal trotz große Mühe nicht weghören kann.
Am Nachbartisch: Zwei Herren, Mitte 30 bis Mitte 40, Bügelfalte im Poloshirt, lümmeln auf ihren Stühlen. Der eine verheiratet mit Magda, die ständig meckert, der andere trägt zu viel Parfüm und plant die Hochzeit mit einer Frau, „die escht noch nie in ihrem Leben gearbeitet hat“, posaunt er. Aber hey, die paar Zehntausend, die die Trauung kosten wird, seien kein Problem. Es ärgert ihn nur, dass seine bald-Angetraute einfach nicht weiß, wie viel Geld er hat, dass sie sich dafür nicht interessiert, obwohl er doch so viel arbeitet und Stress hat.
Die beiden rufen sich ihre S-Klassen-Besitztümer, Erbschaftssteuer-Beschwerden („In Spanien zahlste nisch so viel.“) und Lebensweisheiten zu („Gib ihr ein Hobby, dann hat sie was zu tun.“), dass es schwerfällt, ein eigenes Gespräch am Laufen zu halten. Als ein junger Herr, der dem Outfit nach nicht zum ausgesprochen aufmerksamen Bedienpersonal gehört, den flapsig georderten Pfeffer für die beiden Betuchten bringt, wird er gefragt, ob er denn schon die Dachgeschosswohnung gekauft habe. Er deutet mit dem Kinn auf die andere Straßenseite und sagt, er habe was in der Gärtnerstraße gefunden...
Ein vier-Gänge-Menü kostet 58 Euro pro Person und besteht beispielsweise aus gegrilltem Salat mit Pilzen und Rucola-Pistazien-Pesto, Maisbrot mit Bohnensalat, glasierter Aubergine an Karotte in Orangen-Sauce sowie einem weiße-Schokolade-Dessert. Auf der Getränkekarte finden sich neben alkoholfreien Cocktails (8,50 Euro) auch welche mit Schuss, wie etwa ein Espresso Martini (12 Euro) sowie jede Menge europäische Weine.
Frea, Torstr. 180/Ecke Kleine Hamburger Str. 2, 10115 Mitte. Sowohl vom U-Bahnhof Rosenthaler Platz (U8; Tram 12, M1, M5, M8), als auch vom S-Bahnhof Oranienburger Straße (S1, S2, S25, S26; sowie Tram 12, M1, M5, M8) sind es gute 500 Meter. Geöffnet täglich von 17.30 Uhr bis Mitternacht.
Friedrichshain: Essen wie in der DDR
Bitte warten, Sie werden platziert! Wer statt einer Welt- lieber eine Zeitreise antreten möchte, ist in der Volkskammer genau richtig. Hier speist man wie früher in der DDR, allerdings sind die Preise anders: Würzfleisch 5,40 Euro; Soljanka 4,80 Euro; Jägerschnitzel mit Spirelli und Tomatensoße 10,50 Euro; Goldbroiler mit Pommes und Krautsalat 13,90 Euro.
Die Einrichtung könnte ostiger nicht sein, ein Riesen-Wandplakat zeigt den Palast der Republik, im Bücherregal steht Honeckers ‚Aus meinem Leben‘, darunter ein Plattenspieler. Was jedoch nicht ganz originalgetreu ist: Es gibt kein Alubesteck. Und statt einer Sättigungsbeilage weist die Karte dezidiert aus, was es als ‚dazu‘ gibt. Man erlebt diesbezüglich also keine Überraschungen.

Fazit: Sieht aus wie früher. Schmeckt wie früher. Und ist doch anders, weil besser – Bedienung sehr freundlich, schneller Service, keine Mangelwirtschaft nirgends.
Volkskammer, Straße der Pariser Kommune 18b, 10243 Friedrichshain. Vom Ostbahnhof braucht man zu Fuß nur zwei, drei Minuten. Die Öffnungs-, pardon Tagungszeiten sind dienstags bis samstags von 11 bis 22 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr, montags ist ‚Haushaltstag‘, teilt das Restaurant mit.
Treptow: Vorzüglich speisen am Wasser
Wer behauptet, man könne nur am Meer guten Fisch essen, war noch nie im Segelschiffrestaurant am Treptower Park, ohnehin einer der coolsten, abwechslungsreichsten und schönsten Flecken Berlins. Aus der eigenen Räucherei bietet das Klipper allerhand Fisch-Spezialitäten, vom Matjes über Lachs bis hin zur Regenbogenforelle. Vorspeisen kosten vier bis sechs Euro, Hauptgerichte etwa zwischen 12 und 20 Euro.

Tipp: Im Sommer gibt es köstliche Crepes-Kreationen, beispielsweise mit Obst und Vanillequark (8,50 Euro) sowie Eis aus eigener Herstellung, darunter der allseits beliebte Klassiker Schwedenbecher (8,50 Euro).
Das eigentliche Highlight ist jedoch die Location selbst: Man sitzt in einem mehr als 100 Jahre alten Schiff (31,70 m lang und 5,70 m breit) unter einer beeindruckenden Glaskuppel und schaut hinaus auf die Spree. Draußen an Deck sowie auf der Wasserterrasse kann man auch sitzen.
Klipper, Bulgarische Straße (ohne Hausnummer!), 12435 Plänterwald. Vom S-Bahnhof Treptower Park (S8, S9, S45, S 46, S85) läuft man zwar locker 20 Minuten, ist dafür aber entlang der Spree und quer durch den Park unterwegs. Kürzer ist es vom S-Bahnhof Plänterwald (S8, S9, S85), keine Viertel Stunde, aber dafür fühlt sich der Weg nicht ganz so an wie ein Sonntagsspaziergang. Geöffnet täglich zwischen 10 und 1 Uhr nachts.
Mitte: Essen in absoluter Dunkelheit
Wer nichts sieht, fordert seine anderen Sinne stärker heraus. So die Idee – und sie funktioniert. Der Besuch im Dunkelrestaurant ist zunächst wirklich verunsichernd. Wo tritt man hin? Ist da der Stuhl? Wie finde ich das Besteck? Alles ist ungewohnt und gewöhnungsbedürftig, aber eben auch spannend. Man spürt förmlich, wie die Synapsen neue Wege einschlagen, man sich komplett anders konzentriert.

Die Kellnerinnen und Kellner sind blind und erklären anhand eines Uhren-Ziffernblattes, wo was liegt; Gabel auf 9 Uhr, Messer auf drei Uhr. Zuvor wird die Bestellung im gedimmten Foyer aufgegeben. Drinnen sind Handys, Feuerzeuge und andere Lichtquellen verboten. Wer beispielsweise zur Toilette muss, spricht jemanden vom Betreuungsteam an.
Zur Auswahl stehen drei verschiedene Menüs (50 Euro), eines davon vegan. Alkoholfreie Getränke kosten zwischen 2,50 und 3,50 Euro, ein Bier kostet ebenfalls 3,50 Euro und ein Glas Wein 6,50 Euro. An bestimmten Tagen gibt es zudem ein Showprogramm bestehend aus Live-Musik oder in Form eines Krimi-Dinners (je 70 Euro inkl. Menü). Hierfür sollten Sie dann mindestens drei Stunden einplanen, falls Sie nur zum Essen kommen ungefähr zwei Stunden.
Unsicht-Bar, Saarbrücker Str. 36-38 (in der Backfabrik), 10405 Prenzlauer Berg. Vom U-Bahnhof Senefelder Platz (U2) sind es gute sechs Minuten zu Fuß. Geöffnet hat das Restaurant montags sowie donnerstags bis samstags ab 18 Uhr.
Friedrichshain: Falaffel auf sudanesisch
Drei kleine Buchstaben und so viele Assoziationen: Nil. Klingt nach weit weg und Pharao und Urlaub. Der Fluss fließt durch den Sudan, der südlich von Ägypten liegt und dessen Küche hier die Hauptrolle spielt. Zugleich heißt der Sohn des Inhabers Walid Elsayed auch so.
Der kleine, fast schon unscheinbare Imbiss bietet dann aber so viele Köstlichkeiten zu moderaten Preisen, dass man eigentlich jeden Tag wiederkommen möchte. Die Falaffel, so fluffig frisch und saftig, dazu eine perfekte, hausgemachte Erdnusssoße und knackiger Salat (3,50 Euro). Ein kleiner Teller Glück. Im Kühlschrank steht die Erdnusssoße übrigens auch abgefüllt zum Mitnehmen.

Fleischesser sollten den African Burger (5,50 Euro) probieren, der mit sogenanntem Uferbrot gebaut und mit äthiopischen Gewürzen verfeinert wird. Lecker für jeden und tolle, zumal gesunde Beilage: Fohl (4 Euro). Das sind gestampfte Ackerbohnen, mit oder ohne Käse. Falls Sie sich nur schnell was zum Mitnehmen holen wollen, können Sie per Whatsapp vorbestellen.
Der Chef entwickelt seine Gerichte selbst und hat früher, bevor er sein Geschäft eröffnete, auf Straßenfesten und auch im YAAM seine Kreationen angeboten. Durchs Kochen finanzierte er sein Studium zum Gartenbauingenieur. Für hungrige Menschen mit Appetit auf was Neues ist es ein Glücksfall, dass Walid Elsayed sich 2001 in die Selbstständigkeit wagte und statt schöner Gärten nun tolles Essen erschafft.
Nil Sudanesischer Imbiss, Grünberger Str. 52, 10245 Friedrichshain. Vom Ostbahnhof läuft man gute zehn Minuten. Eine weitere Filiale befindet sich in der Oppelner Str. 4 in Kreuzberg, unweit vom U-Bahnhof Schlesisches Tor (U1). Geöffnet täglich ab 11 Uhr bis Mitternacht.
Lichtenberg: Vietnamesische Küche at it’s best
Das Dong Xuan Center ist wegen Menschenhandels in Verruf geraten, aber nach wie vor – nicht nur – für Touristen ein besonderes Highlight. Und irgendwie fühlt man sich dort selbst wie ein Touri, obwohl man mitten in der eigenen Stadt ist. Die sechs Markthallen sind eine spektakuläre Mischung aus Geräuschen und Gerüchen, voller asiatischer Händler, Spezialistinnen für künstliche Nägel, Gastro-Betriebe und vielem mehr. Es ist unmöglich, bei einem Besuch alles zu erfassen. Zu viele Eindrücke.

Umso schöner, wenn man sich eine Pause gönnen kann, um neue Kraft zu tanken (wobei der Trubel allgegenwärtig ist). Dass das Restaurant Duc Anh Quan in Halle 3 schlicht und schnörkellos ist, sollte einen nicht zu der Annahme verleiten, es wäre nichts Besonderes. Denn das stimmt nicht, wobei man aber ehrlicherweise zugeben muss, dass es in der Tat nicht sonderlich gemütlich ist. Gutes Zeichen: Hier speisen sehr viele Menschen mit asiatischer Abstammung. Das spricht für eine authentische Küche.
Flotter Service, guter Geschmack, alles auf den Punkt. Egal, ob Frühlingsrollen, Ente kross oder Nudeln mit Tofu – kennt und mag man als Mitteleuropäer. Die original vietnamesischen Pho-Suppen und Buns sind aber auch einen Versuch Wert, weil sie einem neue Geschmackshorizonte eröffnen, frische Zutaten, raffiniert gewürzt. Hungrig geht hier sowieso keiner nach Hause. Die Gerichte kosten in der Regel um die 10 Euro.
Duc Anh Quan, Halle 3 im Dong Xuan Center, Herzbergstr. 128, 10365 Lichtenberg. Die Straßenbahn hält quasi vor dem Eingangstor, Haltestelle Herzbergstraße/Industriegebiet (Tram 21, 50, M1, M5, M8, M10, M13). Geöffnet montags bis sonntags von 10 bis 22 Uhr, dienstags geschlossen.