Dieser Sommer hat es echt in sich, über Wochen und Monate hinweg fiel kaum Niederschlag, die Sonne knallte nahezu ununterbrochen. In der Folge erleben wir eine bislang ungekannte Wasserknappheit und eben auch: verdorrte, leidende Pflanzen überall in der Stadt.
Vor allem den Rasenflächen in Parks und privaten Gärten sieht man die Strapazen der Dürre an. Dort, wo es eigentlich satt grün sein sollte, sind gelbbraune Mondlandschaften, mal höher bewachsen, mal eher niedergetrampelt oder gemäht, in jedem Fall welk. Der Rasen – nur noch trockene, blasse Halme; der Boden knochentrocken und steinhart. Ob das je wieder was wird?
Meistgelesene Artikel
Immerhin, es hat geregnet, wenn auch nicht ausreichend. Aber die Sonne ist nach wie vor erbarmungslos und brutzelt weiter. „Aber normalerweise kann der Rasen das ab und erholt sich auch wieder“, beruhigt Derk Ehlert, Wildtier- und Stadtnaturexperte der Senatsumweltverwaltung.
Was muss man tun, damit der Rasen wieder grün wird?
Beim Blick auf den vertrockneten Rasen kann man derzeit schon Zweifel bekommen, ob er jemals wieder voll im Saft stehen wird, zumal die Regengüsse der letzten Tage auch keine sichtliche Änderung gebracht haben. „Das liegt erstens daran, dass der Regen auf trockenem Boden nicht so gut versickern kann, sondern oberflächlich abläuft“, so Derk Ehlert. „Und zum Zweiten ist es so, dass Rasen mehrere Wochen braucht, um sich zu regenerieren. Bei ausreichend regelmäßigem Regen kann sich der Rasen nach fünf bis sechs Wochen wieder erholen.“
Der wohl sinnvollste Ratschlag lautet derzeit: Lassen Sie der Natur ihren Lauf! „Sie können und sollten derzeit nur noch dort wässern, wo es dringend angebracht ist“, empfiehlt der Grün-Experte. „Angesichts der Trockenheit und der hohen Tagestemperaturen verdunstet das meiste Wasser bereits in den oberen 10 Zentimetern der Rasensoden.
Damit der Rasen wieder kräftig grün wächst, wäre eine regelmäßig Wassergabe erforderlich. „Im Herbst und über den Winter wird es wieder ausreichend regnen, sodass der Rasen sich erholen kann“, verspricht Derk Ehlert.
Denn Rasen hat zwei Möglichkeiten, sein Überleben zu sichern: „Gräser bilden Rhizome, also unterirdische Ausläufer, die dann an anderen Stellen wieder neu austreiben“, erklärt der Fachmann. „Diese Rhizome können oft auch trockene Zeiten überdauern. Sobald ausreichend Feuchtigkeit da ist, treiben sie wieder aus.“
Und die andere Variante ist die Vermehrung über Samen: Lässt man das Gras wachsen, bilden sich auch Ähren mit Samen aus. „Diese fallen zu Boden und warten darauf, dass sie im Frühjahr, wenn die Witterung passt, keimen können“, sagt Derk Ehlert. „Deshalb wird auf dem Tempelhofer Feld erst im Herbst gemäht.“
Welche Pflege braucht der Rasen jetzt?
Ganz aktuell und auch für den Rest des Jahres braucht der Rasen keine weiteren Pflegemaßnahmen. Er ist strapaziert genug. „Wenn Sie jetzt düngen, riskieren Sie, dass die Inhaltsstoffe zu Verbrennungen führen, wenn die Sonne draufscheint“, weiß der Experte. „Zwar regt Dünger grundsätzlich das Wachstum an, aber momentan ist das nicht angeraten. Gleiches gilt fürs Vertikutieren. So, wie die Situation in diesem Jahr ist, würden Sie durchs Vertikutieren nur dafür sorgen, dass Regen den Boden verschlammt.“
Wichtig ist es hingegen, herabgefallenes Laub regelmäßig und möglichst vollständig vom Rasen zu sammeln. Andernfalls kann es zu Schimmel führen, die Grashalme aufgrund von Licht- und Luftmangel absterben.
Wie oft sollte man seinen Rasen überhaupt gießen?
Leider gibt es keine Faustregel, wie oft man seinen Rasen tatsächlich wässern sollte, damit er üppig grünt. Sein Gedeih hängt ab vom Standort (Helligkeit, Boden, Nutzungsart usw.), von der Saatgutmischung und natürlich von der Wässerung. Und dabei machen die meisten Menschen einen großen Fehler: Sie wässern falsch.
„Wer seine Pflanzen, und damit ist nicht nur der Rasen gemeint, zu häufig und in kleinen Gaben gießt, kann nur die oberen Erdschichten mit Wasser versorgen, was zur Folge hat, dass die Wurzeln sich eher flächig ausbilden“, fasst Derk Ehlert zusammen. „Trockenere Perioden hingegen regen das Wurzelwachstum in tiefere Bodenschichten an, sodass diese sich weiter in die Tiefe ausbreiten, um dort Feuchtigkeit zu finden.“
Wer also jeden Tag ein bisschen – also tendenziell zu kurz – gießt, sorgt dafür, dass die Wurzeln nicht so sehr in die Tiefe wachsen, sondern eher dicht an der Oberfläche bleiben. Deshalb sind Dürrephasen für diese Phasen auch gefährlicher: Sie können sich nicht mit Feuchtigkeit aus tieferen Erdschichten versorgen, sondern sind auf das Wässern durch Sie angewiesen.
Auch wenn Rasen an sich keine tief wurzelnde Pflanze ist, so sollte man dennoch dafür sorgen, dass die Wurzeln wachsen. Insofern ist es ratsam, eher selten den Rasensprenger anzustellen. Und wenn, dann wirklich ausgiebig, sodass der Boden tiefgründig nass ist. Damit regen Sie nämlich das Wachstum an: Von oben wird es trocken, aber im Inneren des Bodens ist die Feuchtigkeit gespeichert.
„Ganz klar: Wer häufig gießt, tut seinem Rasen keinen Gefallen“, resümiert Derk Ehlert. „Ich gieße meinen Rasen zum Beispiel überhaupt nicht. Sowieso sollte man sich überlegen, ob es das tatsächlich wert ist, das kostbare Gut Wasser in derart großen Mengen für ein bisschen Grün zu nutzen, dessen ökologischer Nutzen eher begrenzt ist.“ Anders als eine Wiese mit vielen Blüten und Kräutern bietet kurz geschorener Rasen nur wenig Futter- und Versteckmöglichkeiten.
Wie schütze ich meinen Rasen vor dem Austrocknen?
Wer nicht möchte, dass der Rasen wie eine Wüste aussieht, sollte ihn wachsen lassen. „Je höher die Halme, desto besser verschatten sie sich gegenseitig, was sie vor dem Austrocknen schützt. Und es bewahrt natürlich auch den Boden ein Stück weit vor dem Austrocknen“, so der Fachmann. „Deshalb rate ich, nicht zu oft und nicht zu tief zu mähen. Besonders in Hitzeperioden sollten Sie den Rasen auf gute zehn Zentimeter Höhe stehen lassen oder dort, wo es möglich ist, eine Wiese wachsen lassen, die nur ein- oder zweimal pro Jahr gemäht wird.
Eine Wiese ist viel artenreicher und weniger anfällig für Wetterextreme. Darüber hinaus ist sie meistens sehr schön anzusehen, vor allem wenn man mit ein paar Wildblumensamen nachhilft. In den meisten Gärten bietet es sich an, einen Streifen Wiesen unmittelbar vor der Hecke stehen zu lassen. Dann finden die Bienen und Hummeln, die in Ihr Insektenhotel ziehen sollen, auch bestimmt genug Nahrung …