Lavendel, Duftstecker, Öle, Sensor-Armbänder: Was hilft wirklich gegen Mücken?
Mit ein paar Tricks kann man verhindern, gestochen zu werden. Welche Hilfsmittel sinnvoll sind und welche gar nicht helfen, verrät eine Wissenschaftlerin.

Sommerzeit ist immer auch Mückenzeit. Es gibt wohl niemanden, der die sirrenden Insekten des Nachts nicht schon verflucht und gejagt hätte. Vielleicht mit einer Ausnahme: Dr. Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg (MOL) ist ausgewiesene Mücken-Expertin, sammelt und untersucht sie, kartiert ihre Vorkommen und beobachtet die Entwicklung der verschiedenen Mücken-Populationen in Deutschland.
Entstanden ist daraus der Mückenatlas, bei dessen Ausgestaltung jede und jeder von uns helfen kann. „Immerhin gibt es in Deutschland 28 verschiedene Mückenfamilien, von denen aber nur vier blutsaugende Vertreter aufweisen“, weiß Dr. Doreen Werner. „Wenn Sie also von einer Mücke sprechen, denken Sie wahrscheinlich mit Unbehagen an die Stechmücken. Bei mir aber fächert sich ein ganzer Kranz an Mückenfamilien auf. Die anderen nehmen keine Blutmahlzeit und erwecken daher nicht so unser Interesse.“
In diesem Artikel soll es also um die Gemeine Hausmücke gehen, deren Larven in Regentonnen, Pfützen oder verstopften Dachrinnen zur Entwicklung kommen können und deren Weibchen Blut brauchen, um Eier produzieren zu können. Und so sehr wir sie auch hassen: „Mücken sind sehr wichtig für das Nahrungsnetzwerk. Räuberisch lebende Insekten, Fische, Amphibien und Reptilien ernähren sich von den Entwicklungsstadien, Insekten, Spinnen, Fledermäuse und Vögel von den flugfähigen Mücken. Sie sind in dem gesamten Gefüge ein elementarer Bestandteil“, so die Forscherin.
Dennoch: Keiner will eine Mücke im Schlafzimmer haben. Auch beim abendlichen Draußensitzen nerven sie. Das Internet bietet viele vermeintliche Lösungen, um Mücken wirksam zu vertreiben. Doch was bringen sie? Was davon ist Mythos, was sinnvoll? Dr. Doreen Werner weiß es und erklärt, wie man sich die Insekten vom Leib halten kann.
Kommen Mücken rein, wenn man das Licht anlässt?
„Nein“, sagt Dr. Doreen Werner ganz klar. „Das Licht ist Mücken egal. Sie reagieren darauf nicht.“ Worauf Mücken aber tatsächlich fliegen, ist unser Geruch. „Mücken nehmen unsere Ausatemluft wahr, vor allem das von uns produzierte Kohlendioxid“, erklärt die Expertin. „Das riecht für sie verlockend, weil dadurch für sie klar ist: Da ist ein Warmblüter und es gibt Blut.“
Blut ist jedoch für Mücken keine Nahrung, sondern dient lediglich den Weibchen – wie oben beschrieben – zur Eierproduktion. Mücken ernähren sich, wie die meisten Insekten, von Blütenpollen, Pflanzensäften und Nektar.
Und es gibt noch einen zweiten Geruch, der uns für Mücken unwiderstehlich macht: Schweißgeruch. „Mücken orientieren sich generell an Gerüchen. Der Mix aus CO₂ und Schweiß ist für sie wie eine Einladung“, so Dr. Doreen Werner. „Wenn Sie also bei offenem Fenster schlafen, können Sie es nicht verhindern, dass Mücken den Geruch wahrnehmen und Sie anfliegen. Die haben dafür sehr feine Sensoren.“
Warum werden einige Menschen häufiger von Mücken gestochen?
Jeder Mensch hat einen individuellen Geruch. Wir alle atmen und duften unterschiedlich. Daher haben einige von uns einen CO₂-Schweiß-Mix, der für Mücken besonders unwiderstehlich ist. Dann wird man häufiger angeflogen und gestochen als jemand, dessen Geruch weniger verlockend für Mücken ist.
Ein weiterer – wenngleich nicht so ausschlaggebender – Faktor ist die Körpertemperatur. Mücken reagieren auf Wärme, nehmen sie wahr und fliegen dorthin. Darüber hinaus wirken dunkle Farben und starke Farbkontraste anziehend auf Mücken, also ein Wechsel von hellen und dunklen Farben. „Insgesamt spielen diese beiden Punkte eine untergeordnete Rolle, aber man sollte sie im Hinterkopf haben. Vor allem, wenn man abends länger draußen ist, sollte man eher auf einfarbige Kleidung setzen.“
Was kann ich tun, um nicht gestochen zu werden?
Eine der besten Maßnahmen ist natürlich, Insektenschutzgitter (Gaze) an den Fenstern anzubringen, um ein Eindringen der Mücken zu verhindern. Darüber hinaus gilt: „Duschen Sie vor dem Zubettgehen, um Schweißgeruch loszuwerden“, rät Dr. Doreen Werner.
Es kann auch helfen, Knoblauch zu essen oder sich mit ätherischen Ölen (zum Beispiel Lavendelöl) einzureiben, sofern die Haut das verträgt. Diese Gerüche überdecken unsere sonstigen Gerüche und können bewirken, dass Mücken – zumindest zeitweise – etwas von uns ablassen. „Ob das jedoch für Sie persönlich funktioniert, müssen Sie ausprobieren. Da gibt es kein Patentrezept“, so die Wissenschaftlerin.
Wenn Sie sich draußen aufhalten, tragen Sie möglichst weite Kleidung. Eng anliegende und dünne Stoffe sind für Mücken kein Hindernis: Manche Arten stechen einfach hindurch. Sprühen Sie darüber hinaus nicht nur Ihre Haut, sondern auch den Kopf sowie die Kleidung mit Anti-Mücken-Spray ein; Anti-Mücken-Cremes helfen ebenso gut, um sie abzuwehren, weil sie unseren natürlichen Duft überdecken.
Mücken mögen keinen Wind oder Luftzug. Falls Sie einen Deckenventilator haben, stellen Sie ihn an. Ebenso können Sie einen herkömmlichen Ventilator aufstellen. Bedenken Sie nur: Sobald Sie selbst permanent dem Luftstrom ausgesetzt sind, könnten Sie sich erkälten oder beispielsweise einen steifen Hals bekommen. Ein Ventilator kühlt Ihren Körper, aber im Übrigen nicht die Luft – wichtig zu wissen, wenn man versucht, das Schlafzimmer bei Hitze herunterzukühlen.
Übrigens: Alkohol kann bewirken, dass man häufiger gestochen wird. „Durch den Alkohol weiten sich die Blutgefäße, der Körper wird stärker durchblutet und wir neigen dazu, auch mehr zu schwitzen. Das riechen dann die Mücken“, ergänzt Dr. Doreen Werner.
Helfen Lavendel, Zitrusduft und Nelken, Mücken zu vertreiben?
Jein. Starke Gerüche können helfen, Mücken auf Abstand zu halten. Die Frage ist nur: Welche Menge, welche Konzentration ist angebracht? „Es kann gut sein, dass Ihre Nachbarin Lavendel oder Tomatenpflanzen aufs Fensterbrett stellt und nie gestochen wird. Ob das wirklich an den Pflanzen liegt, kann man nicht mit Gewissheit sagen, weil eben vor allem der persönliche Geruch eines jeden Menschen ursächlich ist“, erklärt die Insektenforscherin.
Mit Nelken gespickte Zitronen sind ein für Mücken unangenehmer Geruch, ebenso Zitronella-Kerzen. Sie mögen diese Düfte einfach nicht. Jedoch müssen Sie für sich selbst herausfinden, in welchen Mengen die Gerüche nötig sind und wie nah Sie sich aufhalten müssen, um nicht gestochen zu werden. Einen allgemein gültigen, wissenschaftlich fundierten Ratschlag hierzu kann selbst die Mücken-Expertin nicht geben.
Bringen Anti-Mücken-Stecker für die Steckdose etwas?
Ökotest urteilt knallhart: „Wir können keines der getesteten Geräte empfehlen.“ Die Tester hatten zuletzt 2019 neun verschiedene Stecker-Systeme getestet. „Je nach Typ verdampfen sie ein Insektizid im Zimmer, senden für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbare Hochfrequenztöne aus oder locken mit Licht Fluginsekten in ein Hochspannungsgitter“, schreibt Ökotest. Entweder seien diese Steckdosen-Geräte „gesundheitlich oder ökologisch bedenklich“, oder aber sie würden schlicht nicht wirken, so die Experten.
In Bezug auf Ultraschallgeräte resümiert Ökotest: „Für die blutsaugenden weiblichen Stechmücken sollen sie wie der Flügelschlag paarungswilliger Männchen klingen, was sie von dannen ziehen lässt. Das behaupten zumindest die Anbieter. Klingt nach einem Wundermittel. Ist es auch – besser gesagt: Es ist völlig im Reich der Wunder anzusiedeln.“ Wissenschaftlich konnte die Wirksamkeit von Ultraschall zur Mückenabwehr bislang nicht belegt werden. Im Gegenteil sogar: Ultraschallgeräte vertreiben keine Mücken, so das Fazit einer internationalen Auswertungsstudie.
Eine weitere Steckdosen-Möglichkeit sind Biozid-Verdampfer. „Eingesteckt erhitzen die Geräte ein Insektengift. Das Insektizid verdampft und verteilt sich in der Raumluft – und das über Stunden oder die ganze Nacht“, schreibt Ökotest in seinem Bericht und zitiert das Umweltbundesamt: „Der Einsatz von Mückensprays im Haushalt oder eine dauerhafte Biozidfreisetzung zur Mückenbekämpfung, beispielsweise durch Elektroverdampfer, kann nicht uneingeschränkt empfohlen werden, da hierbei die Wirkstoffe in die Atemluft abgegeben werden. Von einem Dauereinsatz oder dem Gebrauch in schlecht belüfteten Räumen ist abzuraten.“
Vor allem Kinder und Asthmatiker könnten unter der Belastung leiden, was als Hinweis auf der Stecker-Verpackung und auch auf Insektensprays für die Raumluft steht. Die eingesetzten Insektizide sind zudem nicht nur für Mensch und Mücke gefährlich, sondern eben auch für Falter, Bienen und Hummeln. „Zudem gibt es bei einigen der Stoffe Hinweise auf eine hormonelle Wirksamkeit“, so Ökotest.
Mückenarmbänder sollen davor schützen, gestochen zu werden. Funktioniert das?
Nein. Je nach Hersteller sollen diese Armbänder abwehrende Gerüche oder Ultraschall absondern, was wiederum Mücken vertreibt. „Für Ultraschallwellen sind Mücken aber überhaupt nicht empfänglich“, weiß Dr. Doreen Werner. „Und bei den Geruchs-Armbändern müsste es schon so sein, dass wir selbst den Geruch überdeutlich wahrnehmen müssten, damit sie eine Wirkung entfalten können. Und selbst dann ist es nicht garantiert, dass Sie nicht gestochen werden.“
Sind elektrische Insektenvernichter gut gegen Mücken?
„Diese Geräte, die Spinnen und Insekten mit UV-Licht anlocken und dann durch Strom töten, sind eine wirklich hässliche Angelegenheit“, sagt Dr. Doreen Werner. „Mücken fliegen diese Geräte nur zufällig an, weil sie auf Licht nicht reagieren. Andere Insekten hingegen, die für das ökologische Gleichgewicht und in der Nahrungskette unabdingbar sind, sterben darin.“
Deshalb sind elektrische Insektenvernichter – zumindest für den Betrieb im Freien – auch verboten. Man darf sie draußen nicht benutzen. „Und auch drinnen sollte man das lassen, weil Spinnen, Falter und Fliegen uns nichts tun“, so die ZALF-Expertin. Kurzum: Mücken beeindrucken diese Geräte nicht. Vielmehr töten sie nützliche Insekten, etwa Spinnen, die durch ihre Netze Mücken fangen.