Es gibt Frauen, die tragen ihn mit Stolz und Würde. Andere hingegen sind ständig am Rauszupfen oder Abrasieren: Der Damenbart ist so eine Sache. Manchmal zeigt er sich nur als zarter Flaum, und manchmal sind die Härchen schwarz und dick und dicht.
Wer nun nicht die Größe hat, zu sagen und zu leben: „So bin ich halt, so seh’ ich aus!“, ertappt sich schnell beim ständigen Googeln, wie man die unerwünschten Haare an der Oberlippe wieder loswird. Aber geht das überhaupt?
In der Fachsprache wird die für Frauen untypische Behaarung Hirsutismus genannt. Gemeint sind Haare an Stellen, die für Frauen untypisch sind und eher bei Männern vorkommen: an der Oberlippe, auf der Brust, auf dem Rücken, am Po beispielsweise.
Warum bekommt man einen Damenbart?
„In der Regel ist die Entstehung eines Damenbartes hormonell bedingt“, sagt die Medizinerin Dr. Ulrike Thieme vom Online-Arztportal Zava, wo man sich per Videosprechstunde ärztlich beraten lassen kann, Rezepte und auch Krankschreibungen bekommt.
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Wenn der weibliche Körper zu viele männliche Hormone, sogenannte Androgene (z. B. Testosteron), produziert, wachsen eben auch Haare. Androgene wirken an der Haarwurzel, kräftigen das Haar, machen es dunkler und lassen es sogar schneller wachsen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, beispielsweise Muskelaufbaupräparate, kann die Androgenproduktion ankurbeln.
Als weitere Ursachen kommen infrage: Übergewicht, ein gestörter Stoffwechsel (z. B. Diabetes), Tumore an Eierstöcken, Nebennieren, Hirnanhangdrüse oder Bauchspeicheldrüse. Ebenso gibt es die sogenannte idiopathische Form des Hirsutismus. Hierbei ist unklar, weshalb es zu dem unerwünschten Haarwachstum kommt. 20 Prozent der Frauen sind davon betroffen. „Es wird vermutet, dass ein gestörter Testosteron-Stoffwechsel eine Rolle spielt“, so Dr. Ulrike Thieme.
Stimmt es, dass man einen Damenbart nicht rasieren soll?
Den Damenbart kann man mit Wachs entfernen (lassen), epilieren oder die Härchen mit einer Pinzette zupfen. Aber man kann auch eine Haarentfernungscreme, die es beispielsweise in Drogerien gibt, problemlos benutzen. Die Entfernung mit einem Rasierer ist gleichermaßen schnell und schmerzfrei – im Gegensatz zu den anderen zuvor genannten Methoden, die entweder wehtun oder eben etwas länger dauern.
Im Handel gibt es spezielle Damenbartrasierer. Egal, welchen Sie verwenden möchten, ein Nachteil bleibt – und man kennt es vom Beinerasieren: Die Haare wachsen stoppelig nach. Das kratzt, wenn man mit den Fingern drüberfährt. „Aber Einfluss auf den Haarwuchs als solchen hat keine der Entfernungsmethoden“, so Thieme. „Es ist also egal, wie Sie die Härchen entfernen: Die Oberlippenhaare wachsen nicht vermehrt, wenn man sie rasiert, zupft oder anderweitig entfernt“, beruhigt die Ärztin.
Was hilft gegen einen Damenbart?
Sofern eine hormonelle Ursache bei Ihnen diagnostiziert wurde, können Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über eine entsprechende Therapie sprechen. Bewährt hat sich der Einsatz einer antiandrogen wirkenden Antibabypille. „Männliche Sexualhormone werden also gehemmt“, so die Ärztin. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Medikamente, die gegen den weiblichen Bartwuchs gut helfen.
Speziell fürs Gesicht gibt es eine verschreibungspflichtige Creme, die eine teilweise oder vollständige Reduktion des Damenbartes bewirkt. Jedoch wirkt die Creme nur für die Dauer der Anwendung. Sofern Sie sie verordnet bekommen, trägt die Krankenkasse auch die Kosten.
Letzten Endes können Sie sich auch dafür entscheiden, den Bartwuchs lasern zu lassen. Das ist die einzige dauerhafte Lösung, mit der Sie den Damenbart für immer loswerden. Durch die Lichtenergie-Impulse werden die Haare verödet, die Wurzel zerstört. Meistens sind mehrere Anwendungen nötig, damit der Damenbart gänzlich verschwindet. Eine Sitzung kostet je nach Anbieter im mittleren zweistelligen Bereich. Die Behandlung kann schmerzhaft sein, beispielsweise etwas zwicken, was aber auch von der Laserart abhängt.

Sollte man mit einem Damenbart zum Arzt gehen?
Wenn der Damenbart Sie stört, gehen Sie ruhig zu einer Hautärztin oder einem Hautarzt und lassen die Ursachen abklären. Zwingend nötig ist das nicht, zumal Sie die störenden Härchen mit sehr geringem finanziellen und zeitlichen Aufwand selbst beseitigen können.
Tritt der Bartwuchs jedoch plötzlich auf und Sie bemerken noch andere Begleitsymptome, etwa Haarausfall auf dem Kopf oder Ausbleiben der Periode, dann sollten Sie sich medizinischen Rat suchen. Es kann nämlich sein, dass „eine akute oder möglicherweise auch bösartige Erkrankung den Haarwuchs auslöst. Eine genaue Abklärung der infrage kommenden Ursachen sollte erfolgen, um eine geeignete Behandlung zu definieren“, sagt die Ärztin.
„Meistens tritt Hirsutismus bereits in jungen Jahren auf, in der Pubertät beziehungsweise im frühen Erwachsenenalter“, so Dr. Ulrike Thieme. „Erste Ansprechpartner für das Feststellen von Hirsutismus sind der Hausarzt oder der Frauenarzt.“ Zunächst wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen, „um das Ausmaß der Körperbehaarung einschätzen zu können.“
Des Weiteren ist die Bestimmung des Sexualhormonspiegels Teil der Diagnostik, gegebenenfalls werden auch weitere Werte, wie etwa die der Schilddrüse überprüft. Hierfür wird Ihnen Blut abgenommen und im Labor untersucht. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.