Vorsorge: So finden Sie heraus, ob Sie Hodenkrebs oder Prostatakrebs haben
Woran erkennt man, ob man Prostata- oder Hodenkrebs hat? Gibt es Warnzeichen? Wann sollte man zum Arzt gehen? Alle Antworten im Überblick.

Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern im Allgemeinen, junge Männer im Speziellen sind vor allem vom Hodenkrebs betroffen. Und auch wenn beide Krebsarten als gut heilbar gelten, so ist doch die Früherkennung noch immer das wichtigste Kriterium, wenn man den Krebs besiegen möchte.
Beide Krebsarten können leicht und schnell diagnostiziert werden. Eine klassische, regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, wie es sie beispielsweise für Brustkrebs gibt, gibt es zwar für den Prostatakrebs, für den Hodenkrebs wird diese jedoch nicht angeboten.
Rein medizinisch betrachtet heißen derartige Untersuchungen aber nicht Vorsorge, sondern Früherkennung, wie Prof. Dr. Ahmed Magheli, Chefarzt der Urologie vom Urban-Krankenhaus (Vivantes) in Kreuzberg erklärt: „Man kann beim Krebs nicht vorsorgen. Es gibt keine Möglichkeit, die Erkrankung sicher zu verhindern. Aber man kann sie zeitig entdecken, daher der treffendere Begriff der Früherkennung.“
Wie erkenne ich Hodenkrebs?
Veränderungen am Hoden können Sie selbst gut feststellen, beispielsweise beim Duschen: „Wann immer Sie daran denken, sollten Sie Ihre Hoden abtasten“, rät Prof. Dr. Ahmed Magheli. „Nehmen Sie dazu die Hoden jeweils zwischen Daumen und Zeige- sowie Mittelfinger und tasten sie rundherum ab. Lassen Sie das zur Routine werden.“
Jeder Hoden sollte sich „prall-elastisch“ anfühlen, so der Urologe, also weich sein. „Es darf sich nicht verhärtet anfühlen. Hodenkrebs ist hart. Achten Sie auch darauf, ob sich die Größe der Hoden verändert.“
Eigentlich ist Hodenkrebs unter den Krebsarten selten, jedoch tritt er bei jüngeren Männern zwischen Mitte 20 und Mitte 40 gehäuft auf. „Es kann einen sogar schon in der Pubertät treffen, weshalb eben auch sehr junge Männer schon daran denken sollten, mindestens einmal im Monat die Hoden abzutasten“, sagt der Experte.
Sobald Sie eine Unregelmäßigkeit feststellen, sollten Sie sofort zum Urologen oder zur Urologin. „Eine frühe Behandlung ist ausschlaggebend für den Erfolg“, weiß Prof. Dr. Ahmed Magheli. Die Diagnose erfolgt per Tast- und Ultraschalluntersuchung. Gegebenenfalls kann auch eine Blutuntersuchung beauftragt werden. Dabei kann festgestellt werden, ob Tumorwerte, sogenannte Tumormarker, erhöht sind.
Wie erkenne ich Prostatakrebs?
Die Prostata ist im Körperinneren und wird auch Vorsteherdrüse genannt. Sie ist etwa kastaniengroß und unter anderem dafür zuständig, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren. Von außen ist sie nicht zu sehen oder zu ertasten.
„Zu erkennen ist der Prostatakrebs dennoch relativ leicht, und zwar durch den sogenannten PSA-Test“, sagt Prof. Dr. Ahmed Magheli. PSA ist ein Akronym für Prostata-spezifisches Antigen, eine Substanz, die in der Prostata gebildet wird. Sie ist auch im Blut nachweisbar. Ist der Wert erhöht, kann das ein Hinweis auf Prostatakrebs sein.
Hierfür wird ein wenig Blut abgenommen und im Labor analysiert. „Das Ergebnis liegt in der Regel spätestens am nächsten Tag vor“, versichert der Urologe. Die Untersuchung wird bei der ersten Untersuchung meist nicht von den Kassen übernommen, man muss die Kosten (etwa 20 bis 30 Euro) selbst tragen. „Ist das Ergebnis auffällig und weitere Untersuchungen sind nötig, werden diese Kosten dann von der Kasse gezahlt“, so der Vivantes-Experte.
Empfohlen wird, dass Männer ab 45 Jahren jährlich einen PSA-Test durchführen lassen. Das kann auch der Hausarzt oder die Hausärztin machen. „Aber zur Interpretation der Ergebnisse sollte ein Urologe oder eine Urologin hinzugezogen werden“, rät Magheli. Sollte einer Ihrer männlichen Verwandten Prostatakrebs gehabt haben, ist es ratsam, den Bluttest früher und gegebenenfalls häufiger zu machen.
Besonders der Verlauf des PSA-Werts lässt Rückschlüsse darauf zu, ob es sich bei einer Erhöhung des Wertes um Krebs handelt, oder ob es beispielsweise eine gutartige Veränderung ist. „Anhand einer Historie kann man die Ursache leichter bestimmen, als wenn es nur einen einzelnen Wert gibt. Deshalb ist die jährliche Kontrolle wirklich sinnvoll“, erklärt der Mediziner.
Der PSA-Test allein reicht aber nicht aus. Nach der Blutentnahme wird noch eine Tastuntersuchung durchgeführt. Wird diese Untersuchung vor der Blutentnahme durchgeführt, kann der PSA-Wert dadurch erhöht sein.
„Bei Männern ab 45 Jahren zahlt die gesetzliche Krankenkasse einmal im Jahr eine Tastuntersuchung der Prostata“, schreibt die kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Das Abtasten sollte ein Urologe oder eine Urologin machen. „Das ist eine rektale Untersuchung, bei der die Prostata vom Enddarm aus betastet wird“, so Magheli. „Dafür wird ein wenig Gleitgel genommen, während der Patient auf einer Liege liegt. Das Ganze dauert nur wenige Sekunden und ist schmerzfrei.“
Zur Früherkennung gehört auch ein jährlicher Ultraschall (ab 45 Jahren). Diese Untersuchung wird von der Krankenkasse übernommen. „Beim Ultraschall kann ich die Größe der Prostata gut sehen, aber nicht erkennen, ob das Größenwachstum auf ein gutartige Veränderung zurückzuführen ist. Dafür braucht man dann das MRT“, erklärt Magheli.
Für ein MRT wird man in eine Röhre geschoben und es werden Querschnittbilder angefertigt, um die Eigenschaften des Prostatagewebes zu bestimmen. So lässt sich meist sehr zuverlässig sagen, ob es sich um Krebs handelt oder nicht.
Häufig bekommt man ein Kontrastmittel gespitzt. Die Untersuchung ist schmerzfrei und dauert etwa eine halbe Stunde. Ein CT läuft im Prinzip ähnlich ab und geht auch schneller, allerdings ist hier mit einer Strahlenbelastung zu rechnen und die Aussagekraft, ob Krebs vorliegt oder nicht ist extrem gering. Beim MRT gibt es keine Strahlenbelastung.
Leider verursacht ein Prostatakrebs lange keine Beschwerden – aber wenn es so weit ist, kann es zu spät sein, sodass der Krebs schon gestreut hat. Häufig sind das dann Knochen- oder Rückenschmerzen durch bereits entstandene Metastasen.
Fazit:
Tasten Sie Ihre Hoden möglichst regelmäßig ab, mindestens einmal pro Monat, idealerweise aber immer beim Duschen. Wenn Sie Verhärtungen spüren oder die Größe sich verändert, sollten Sie schnellstmöglich ärztlichen Rat einholen. Hodenkrebs kann auch sehr junge Männer treffen, weshalb man die Selbstuntersuchung in jungen Jahren ebenso durchführen sollte wie in späteren.
Der Prostatakrebs macht sich erst spät bemerkbar, kann aber anhand von Blutwerten leicht festgestellt werden. Hierzu sollten Sie sich etwa ab dem Alter von 45 Jahren jährlich Blut abnehmen und den PSA-Wert feststellen lassen. Anhand der Wertereihe kann die richtige Diagnose gestellt werden, sofern sich Ihre Werte plötzlich verändern.
Auch eine Tastuntersuchung (einmal pro Jahr) durch einen Urologen oder eine Urologin ist sinnvoll. Das muss Ihnen nicht peinlich sein, und auch Angst muss man davor nicht haben, denn das Prozedere dauert nur wenige Sekunden: Sie machen sich untenrum frei, legen sich hin, und dann wird die Prostata rektal abgetastet. Dazu wird Gleitgel verwendet, damit es nicht weh tut.