Wie schmutzig ist ein Kaminofen wirklich?
Ist das Heizen mit Holz nachhaltiger als eine Gasheizung? Welche Schadstoffe entstehen? Und wie schlimm ist Feinstaub tatsächlich? Was Umweltexperten raten.

Feinstaub, Kohlendioxidausstoß, Schadstoffe, Luftbelastung. Wenn es aktuell um Kamine und Kaminöfen geht, dreht sich die Diskussion auch immer um die Emissionswerte der Holzheizer. Dennoch – oder unabhängig davon – überlegen immer mehr Menschen, sich einen Kamin(-ofen) zuzulegen oder den alten Kachelofen wieder anzuwerfen.
Zugleich legen viele Menschen sich derzeit Heizalternativen wie strombetriebene Heizlüfter oder Ölradiatoren zu. Seither warnen Experten vor Schwankungen oder Ausfällen im Stromnetz, falls aus Angst vor einer zu hohen Gasrechnung zu viele Geräte gleichzeitig betrieben würden. Zwar ist Strom noch immer deutlich teurer als Gas, das zudem ein fossiler Brennstoff ist. Dennoch bleibt die Furcht, im Winter im Kalten zu sitzen. Man will gewappnet sein.
Eine Wärmepumpe oder Solarthermie kommt für viele Berlinerinnen und Berliner nicht infrage: Berlin ist eine Stadt, in der vornehmlich gemietet wird. Und als Mieter oder Mieterin hat man keinen Einfluss darauf, welche Form von Wärme zur Verfügung steht. Da sind Stromheizer zumindest eine Alternative. In vielen Altbauten stehen auch noch immer Kachelöfen, die nach Prüfung durch einen Schornsteinfeger in Betrieb genommen werden können. In Neubauten hingegen gibt es vielfach bereits einen Kamin oder Kaminofen.
Die Frage ist nur: Wie schmutzig ist das Heizen mit Holz wirklich? Erweist man sich selbst einen Bärendienst, wenn man statt Gasheizung auf Holzverfeuerung setzt? Schadet man Umwelt, Klima und Gesundheit, weil man Kohlendioxid und Feinstaub in die Luft bläst? Andererseits: Putins Gas – eine Gretchenfrage.
TV-Experiment: erhöhte Werte
Der NDR hat 2019 die Luftbelastung in einem großen Experiment überprüft („Was atmest du?“, Dokumentation, 45 Minuten): Rund 1000 spezielle Teströhrchen wurden im norddeutschen Raum verschickt, die dann von Menschen in ihren Wohnstraßen angebracht wurden – in der Eigenheimsiedlung, im Plattenbauviertel, in der Innenstadt, auf dem Land. Die Menschen haben wissen wollen, „wie die Luft konkret vor ihrer Haustür ist“, erzählte Lucas Stratmann, Autor der Doku, in einem Interview mit der Zeit. Man habe vorrangig Stickstoffdioxid gemessen.
„Die Ergebnisse unserer Messaktion haben gezeigt, dass auch an den kleineren Straßen in der Innenstadt, die eher Wohnstraßen sind, die Werte fast überall über 20 Mikrogramm liegen. Das ist schon ein erhöhter Wert“, so der NDR-Journalist. Der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. „Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurde europaweit für Stickstoffdioxid der 1-Stunden-Grenzwert von 200 µg/m3 festgelegt, der nicht öfter als 18-mal im Kalenderjahr überschritten werden darf“, erklärt das Umweltbundesamt (UBA).
Aber man habe auch erhöhte Feinstaubwerte belegen können, wie Lucas Stratmann der Zeit weiter berichtet: „Zum einen wissen wir aus Gesprächen mit Toxikologen und Epidemiologen, dass Ultrafeinstaub sogar als schädlicher eingestuft wird als Stickstoffdioxid. Zum anderen stammt er aus vielfältigeren Quellen, nicht nur dem Autoverkehr, sondern auch der Landwirtschaft, der Tiermast, aber eben auch aus den Komfortkaminen.“
Es sei, so der Reporter, „völlig klar, dass ein Holzofen mit veralteter Filteranlage sofort erhöhte Belastungen durch Ultrafeinstaub auslöst. Diese Komfortöfen sind ein wachsendes Problem.“ Als Beispiel führt Lucas Stratmann ein Beispiel an: „Wir haben für den Film bei einer Familie gedreht, die einen erst fünf Jahre alten Ofen mit geschlossener Verbrennung hatte. Das Holz war trocken und wurde von oben angezündet. Die Kamintür wurde immer nur zum Nachlegen geöffnet. Sogar bei denen im Wohnzimmer waren es schnell über 200.000 Partikel.“
Was ist so schlimm am Feinstaub?
Das Umweltbundesamt schreibt zum Thema Feinstaub: „Diese sehr feinen, mit dem Auge nicht sichtbaren Partikel können beim Einatmen tief in die Lunge eindringen und so die Gesundheit beeinträchtigen. Bronchitis, die Zunahme asthmatischer Anfälle oder Belastungen für das Herz-Kreislauf-System können die Folge sein. Feinstaub ist krebserregend und steht außerdem im Verdacht, Diabetes mellitus Typ 2 zu fördern, und kann für Schwangere oder vorgeschädigte Personen eine besonders starke gesundheitliche Belastung darstellen.“
Beim Verbrennen vom Holz entstehe immer auch Staub, so das UBA. Und dieser Staub gelange „zu über 90 Prozent als Feinstaub“ in die Luft, also jene feinen Partikel, die wir nicht sehen können. Als Feinstaub werden Teilchen definiert, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern (zumindest eine Weile) in der Luft schweben.
„Je nach Korngröße der Staubpartikel wird der Schwebstaub in verschiedene Fraktionen unterteilt: Unter PM10 versteht man vereinfacht alle Staubpartikel, deren aerodynamischer Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (das sind 10 Millionstel Meter) ist“, erklärt das UBA auf seiner Webseite. PM10 ist das, was wir klassischerweise als Feinstaub bezeichnen. Ultrafeinstaub, den der NDR gemessen hatte, hat einen „Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer (das sind 100 Milliardstel Meter)“, so das UBA weiter.
Holz zum Verfeuern: Ist das nachhaltig?
Die Behörde plädiert ebenso wie die Naturschutzorganisation Nabu dafür, Holz nicht als Brennstoff zu verwenden, sondern dieses eher als langlebiges Naturprodukt einzusetzen, beispielsweise für Möbel. Der Nabu plädiert für eine „Kaskadennutzung, bei der Holz mehrfach verwendet wird: etwa zunächst im Hausbau, dann in der Möbelschreinerei und schließlich im Ofen.“
Zwar ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, aber eben auch nicht unbegrenzt verfügbar. Und: Es muss beim Verfeuern richtig trocken sein (maximaler Restfeuchtegehalt: 15 Prozent), sonst verbrennt es nicht optimal – und es entstehen unnötig viele Nebenprodukte, die durch den Schornstein mit nach draußen gelangen. Zudem sollte man es beim Anfeuern von oben anzünden, nicht von unten. Ein klassischer Fehler.
Mit dem Ausstoß von Schadstoffen ist es quasi das gleiche wie mit Computerproblemen: Das Problem sitzt davor. Es ist der Mensch. Die meisten befeuern ihren Ofen falsch, beispielsweise mit frischem Holz, Zeitungen, Taschentüchern, sodass mehr Schadstoffe aus dem Schornstein geblasen werden, als nötig.
„Für den Klimaschutz im Gebäudesektor sind besser gedämmte Häuser und der Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen – also insbesondere Wärmepumpen und Solarthermie – absolut zentral“, steht auf clean-heat.eu, einem Projekt der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Wenn solche Heizungsalternativen im Einzelfall nicht infrage kommen, ist das Heizen mit Holz nur dann eine akzeptable Lösung, wenn der Brennstoff aus einer nachhaltigen Quelle stammt, effizient genutzt und ein Staubabscheider oder Filter eingesetzt wird.“
Worauf muss man beim Kaminofen achten?
Moderne Kaminöfen haben laut DUH entsprechende Filter so gut wie nie installiert. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Geräte kaufen, die mit dem blauen Engel zertifiziert sind. Diese verbrennen besonders sauber – aber eben auch nicht komplett schadstofffrei. Und wie man richtig befeuert, kann der Schornsteinfeger erklären und zeigen.
„Im Vergleich zu älteren Geräten, wo die von unten über den Ascherost geführte Verbrennungsluft für Verwirbelungen in der Brennkammer sorgt, verbrennen die Holzscheite in modernen Öfen dank optimierter Luftzufuhr ruhiger und rückstandsärmer. Dadurch kommt mehr Wärme im Raum an und man spart bis zu einem Drittel Brennstoff“, fasst der Nabu zusammen.
Ältere Kaminöfen werden heutzutage nach und nach aus dem Verkehr gezogen, zuständig sind die Schornsteinfeger. „Ende 2024 ist dann für alle Geräte mit Zulassung vor dem 21. März 2010 der Ofen aus“, so der Nabu weiter.
Das führt dazu, dass unsere Luft immer besser wird. Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks schrieb bereits 2018: „In absoluten Mengen haben sich die Emissionen von Holzfeuerungen von 2010 zu 2015 um 31,1 Prozent (PM2,5) und 30,7 Prozent (PM10) verringert. Auch der Anteil der Holzfeuerungen an den gesamten Feinstaubemissionen hat sich reduziert. Im Bereich der PM10-Emissionen nahm deren Anteil an den gesamten PM10-Emissionen von 11,9 Prozent im Jahr 2010 auf 8,7 Prozent im Jahr 2015 ab. Bei dem PM2,5- Emissionen sank der Anteil der Holzfeuerungen an den PM2,5-Gesamtemissionen von 21,3 Prozent in 2010 auf 17,2 Prozent in 2015.“
Gemessen wurde direkt vor Ort und nicht, wie in vielen Städten üblich, an viel befahrenen Straßen. Zwar entsteht dort auch Feinstaub, allerdings wohnen dort nur die wenigsten Menschen und atmen dauerhaft jene Mengen ein, die gemessen werden.
Dennoch bleibt’s dabei: Bei der Verfeuerung von Holz entstehen mehr Nebenprodukte wie Feinstaub, als beim Heizen mit Gas. Holz wird zunehmend teurer, auch wenn es noch immer günstiger ist als Gas. Aber die Anschaffung und Wartung eines Kaminofens sollte mit einkalkuliert werden, wenn man sich einen Kamin anschafft.
Weiterhin gilt zu bedenken, dass die Öfen richtig Power haben und einen Raum schnell aufheizen können. Die Folge: Viele Menschen öffnen dann die Fenster. Verständlich, aber nicht nachhaltig. Und im Zweifel holt man sich dann Feinstaub, Kohlendioxid und andere Schadstoffe wieder in die Wohnung.
Darüber hinaus raten Energie-Fachleute davon ab, andere Räume über die Wärme eines einzelnen Raumes zu beheizen. Es droht Schimmelbildung! Wenn nämlich die Warme Luft auf kalte Wände in weniger gut beheizten Räumen trifft, kühlt sie ab, und es bildet sich Feuchtigkeit, die aufgrund mangelnder Lüftung nicht raus kann – und dann entsteht Schimmel.
Fazit
Sofern man auf hohe Standards Wert legt, ist ein Kaminofen eine teure Anschaffung. Es gibt viele Faktoren, allen voran die Trockenheit des Holzes sowie die Befeuerung durch den Menschen, die einen großen Einfluss darauf haben, wie sauber ein Kaminofen das Holz verbrennt. „Wirklich umweltfreundlich ist ein Kaminofen nur mit einem Staubfilter sowie einer automatischen Verbrennungsluftzufuhr“, schreibt die Verbraucherzentrale.
Dennoch werden in jedem Fall Schadstoffe, vor allem Feinstaub, ausgestoßen. Bei einer Gasheizung ist das anders; sie ist der Luftqualität weniger abträglich. Allerdings ist Gas ein fossiler Brennstoff, der überdies aktuell aus Russland kommt. Desto mehr Gas wir verheizen, desto mehr Geld fließt in Putins Kasse.
Andererseits: Je mehr Menschen nun einen Kaminofen betreiben, desto schlechter wird die Luft auch trotz teurer Technik werden. Feinstaub ist nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlich. Und der Ausstoß von Kohlendioxid sollte in Zeiten des Klimawandels eher ab- denn zunehmen.
Verbraucher- und Naturschützer raten ganz klar zur Wärmepumpe und Solarenergie, was jedoch Vermietersache und seitens der Mieterinnen und Mieter nicht beeinflussbar ist. Hausbesitzer haben andere Möglichkeiten. Was genau zu tun ist, muss letztlich jede und jeder für sich selbst entscheiden und durchrechnen, das Für und Wider abwägen.