Blasenentzündung: Ärztin sagt, wie man sich schützt, was bei Schmerzen gut hilft
Man kann eine Blasenentzündung gut zu Hause diagnostizieren und therapieren. Wie das geht und wie man Beschwerden schnell loswird, erklärt eine Frauenärztin.

Eine Blasenentzündung – medizinisch: Zystitis – ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Vor allem Frauen sind betroffen, weil ihre Harnwege physiologisch bedingt kürzer sind als beim Mann: Ihre Harnröhre ist länger, weshalb die Bakterien nicht so schnell bis in die Blase kommen.
Fachleute gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Blasenentzündung hat. Viele von ihnen, Schätzungen zufolge etwa ein Drittel, leiden unter wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Wie entsteht eine Blasenentzündung?
Im Scheidenbereich finden sich sehr viele ‚gute‘ Bakterien, verschiedene Lactobazillen, die das Mikrobiom von Vulva und Vagina bilden, eine effektive Barriere gegen Entzündungen und Keime.
Eine Zystitis wird in der Regel von Bakterien, seltener auch durch Viren, Pilze oder Parasiten, hervorgerufen. „Üblicherweise sind es E.-Coli-Bakterien, die eine Blasenentzündung verursachen“, sagt Gynäkologin Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin am Auguste-Viktoria-Krankenhaus (Vivantes) in Schöneberg und Klinikum Neukölln und Expertin bei MySummer, einer ganzheitlichen Plattform für Frauengesundheit.
Die Bakterien kämen „aus dem Darm, leben aber auch schon an Vulva und Vagina“, so die Medizinerin. „Wenn sie überhandnehmen, entsteht eine Zystitis. Insbesondere Frauen leiden häufig daran, da die Bakterien anatomisch bedingt bei ihnen einen kurzen Weg in die Blase haben. Das liegt daran, dass Harnröhre, Vagina und Anus eher nah beieinanderliegen und die weibliche Harnröhre kurz ist, sodass Bakterien leicht aus der vaginalen oder analen Region in die Blase gelangen können.“
Stimmt es, dass man sich nicht auf was Kaltes setzen soll?
„Dieser Mythos hält sich hartnäckig und wurde in Studien bereits untersucht“, weiß Prof. Dr. Mandy Mangler. „Es gibt keinen klar erkennbaren Zusammenhang, der statistisch signifikant ist, aber da es tendenziell laut Statistik eine erhöhte Rate an Blasenentzündungen macht, sollte man es lieber vermeiden.“
Grundsätzlich ist es so wie bei Erkältungen: Nicht das Kaltwerden verursacht die Erkrankung, sondern die entsprechenden Bakterien oder Viren. Jedoch schwächt es unseren Körper, wenn wir frieren. Also sollte man lieber auf Nummer sicher gehen und sich etwas unter den Po legen, wenn man sich draußen hinsetzt. Ebenso ist es ratsam, Badekleidung auszuziehen und nicht am Körper trocknen zu lassen.
Kann man sich im Schwimmbad oder im Whirlpool anstecken?
Eine Blasenentzündung wird in der Regel nicht in Schwimmbädern und Pools übertragen, einfach weil das Wasser eine etwaige Bakterienkontamination stark verdünnt. Gleichwohl kann der Besuch eines öffentlichen Bades Beschwerden nach sich ziehen: „Wenn Wasser in die Vagina gelangt, kann das gute Gleichgewicht und Mikrobiom der Vagina durcheinandergeraten. Es ist aber keine Ansteckung, sondern eine Disbalance.“
Die Folgen beziehungsweise die Beschwerden sind ähnlich wie bei einer Blasenentzündung (siehe unten). Es kann aber beispielsweise auch ein Juckreiz auftreten. Um die Ursache festzustellen, sollten Sie zum Arzt oder zur Ärztin gehen.
Verursacht (ungeschützter) Sex eine Blasenentzündung?
Prof. Dr. Mandy Mangler: „Das kommt darauf an, ob Bakterien im Spiel sind oder eine Disbalance dadurch entsteht. Generell können E.-Coli-Bakterien während Sexualkontakten in die Vagina gelangen und später über die Harnröhre in die Blase aufsteigen. Auch gewisse Sexpraktiken, zum Beispiel der Wechsel zwischen Anal- und Vaginalsex, sind wegen der Bakterien am Darmausgang schwierig.“
Insofern kommt es gar nicht so sehr darauf an, ob Sie ein Kondom verwenden oder nicht, sondern vielmehr auf die Art, wie Sie Sex praktizieren. Sollte Ihr Partner einen Harnwegsinfekt haben, kann es sein, dass er Sie ansteckt – hier würde ein Kondom schützen.
Woran erkennt man eine Blasenentzündung?
„Durch die Bakterien ist die Schleimhaut der Harnblase gereizt“, erklärt Prof. Dr. Mandy Mangler. „Die Reizung der Blase führt dazu, dass sie schneller Harndrang signalisiert.“ Heißt: Man hat das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen. Dort kommt dann aber nichts oder nur wenig. „Hinzu kommen Schmerzen beim Wasserlassen“, so die Ärztin.
Manchmal brennt es sogar sehr stark. „Das liegt daran, dass die Harnröhre von den Bakterien angegriffen wird. Die Bakterien setzen sich an die Oberfläche der Harnröhre und führen dort zu Nekrosen, einem Absterben von Zellen. Das wiederum führt zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die mit Wärme, Schmerzen, Rötung und manchmal auch kleinen Blutungen und winzigen Rissen in den Schleimhäuten einhergeht.
Deshalb kann es auch sein, dass der Urin anders riecht, getrübt ist oder rosa verfärbt – bei fortgeschrittener Infektion kann er nämlich auch Blut enthalten. Vorsicht: Wenn Sie Schmerzen im Nierenbereich spüren und vielleicht Fieber haben, sollten Sie nicht zögern, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Es kann sein, dass sich die Infektion ausgebreitet hat und eine Nierenbeckenentzündung entstanden ist.
Spätestens dann ist ein Antibiotikum nötig. Gegebenenfalls brauchen Sie auch schon vorher eines, etwa wenn die Blasenentzündung lange fortbesteht und durch klassische Behandlung nicht ausheilt. Dann ist es auch sinnvoll, dass Sie sich krankschreiben lassen, sich Ruhe gönnen und Ihren Unterleib warm halten.
Falls Sie es nicht schaffen, zu einer Praxis zu gehen, können Sie auch entsprechende telemedizinische Angebote nutzen. Bei Online-Plattformen bekommen Sie (je nach Anbieter) sowohl Rezept als auch Krankschreibung; in der Regel werden die Kosten von den Kassen übernommen, jedoch nicht immer – informieren Sie sich vorher auf den jeweiligen Homepages. Einige Anbieter sorgen auch für die schnelle Lieferung des Medikaments zu Ihnen nach Hause.
Tipp: Teststäbchen zur Selbstdiagnose
In Apotheken und Drogerien gibt es Selbsttests zu kaufen. Sie kosten etwa sieben bis acht Euro pro Set, enthalten sind mehrere Teststreifen. Auf diese muss Urin aus dem Mittelstrahl aufgebracht werden. Auf den Stäbchen sind Testfelder, die sich im Falle einer Infektion verfärben. Zur Sicherheit gibt es auf der Verpackung Vergleichsgrafiken.
„Die Teststäbchen sind im Grunde sinnvoll, um eine Blasenentzündung nachzuweisen. Wenn das Nitritfeld auf dem Stäbchen positiv ist, können Betroffene sicher davon ausgehen, dass sie eine Blasenentzündung haben“, so Prof. Dr. Mandy Mangler. „Das Problem dabei ist, dass man auch ohne Nitritpositivität eine Blasenentzündung haben kann.“
Was kann ich tun, um die Blasenentzündung wieder loszuwerden?
Trinken Sie viel. „Am besten drei Liter am Tag, aber eher nicht über vier Liter“, rät Prof. Dr. Mandy Mangler. Wenn Sie viel trinken, werden Krankheitserreger aus der Blase geschwemmt; trinken Sie jedoch zu viel, kann es sein, dass auch wichtige Nährstoffe ausgespült werden.
„Betroffene sollten auf Wasser oder ungesüßten Tee zurückgreifen“, sagt die Gynäkologin. „Spezielle Blasen- und Nierentees, das sind meistens Kräutertees, sind auch hilfreich. Was nicht getrunken werden sollte, ist Alkohol, denn dieser entzieht dem Körper Wasser. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und grüner Tee können zwar getrunken werden, aber nur wenig.“
Ein altes Hausmittelchen, das in vielen Foren empfohlen wird, ist Cranberrysaft. „Dieser sorgt für einen veränderten pH-Wert im Urin, was manchen Betroffenen hilft“, erklärt Prof. Dr. Mandy Mangler. „In vielen Studien wurde die Wirksamkeit zwar nicht klar bewiesen, aber da es der einen oder anderen dennoch hilft, können Betroffene es ruhig mal ausprobieren.“
Schlussendlich: Wer mag, kann sich ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche auf den Bauch legen. „Die Wärme kann auch gegen die Schmerzen helfen. Die Blasenentzündung heilen kann die Wärmflasche jedoch nicht“, so die Ärztin.