Der neue Lonely Planet ist da! Kennen Sie alle Berliner Sehenswürdigkeiten?

Egal ob zugezogen oder hier geboren: Im gerade erschienenen Reiseführer „Lonely Planet“ findet jede und jeder noch neue Tipps und Locations.

Beliebt und immer gut besucht: der Flohmarkt im Mauerpark.
Beliebt und immer gut besucht: der Flohmarkt im Mauerpark.Benjamin Pritzkuleit

Es ist die Bibel aller jungen Reisenden: der „Lonely Planet“. Coolster aller Reiseführer, randvoll mit Insidertipps, der gedruckte Urlaubstraum, egal ob Stadt oder Land. Gerade ist die aktuellste Berlin-Version erschienen, es ist die achte Auflage – und die ist nicht nur für Touris, sondern auch für uns Einheimische interessant.

Der „Lonely Planet“ feiert das Berliner Nachtleben, lobt die App Going Local von Visit Berlin und weiß, dass hier täglich 400.000 Döner verkauft werden. Gleich zu Beginn wird darauf hingewiesen, dass wir 120 Trinkwasserbrunnen in der Stadt haben, die neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum sowie dessen Kindermuseum Highlights sind und dass man für einen Clubeintritt zwischen fünf und 20 Euro einplanen sollte.

Zudem werden auch Tagestouren, beispielsweise durch die City West (Schloss, Gedächtniskirche, Kudamm, Bikini-Haus, KaDeWe) vorgestellt, was zwar für  Charlottenburger nichts Neues ist, aber für Berlinerinnen und Berliner aus anderen Bezirken eine schöne Anregung sein kann. Stichwort: Der gemeine Berliner bewegt sich ja aus seinem Kiez nicht raus …

Zum Flohmarkt am Mauerpark notiert der „Lonely Planet“ sachkundig: „Im Sommer völlig überlaufen, aber immer noch eine prima Übung in urbaner Archäologie.“ Und übers Naturkundemuseum heißt es pointiert: „Riesige Dinos und viel Wissenswertes über das Universum, die Evolution und sogar die Anatomie der Pferdebremse.“

Mit Tipps wird auch auf der zwischenmenschlichen Ebene nicht gespart: „Wenn einem mal der Gesprächsstoff ausgeht, reicht eine Bemerkung übers Wetter, um die Konver­sation wieder in Schwung zu bringen. Noch ein paar beliebte Themen: die stei­genden Mieten oder die gefühlte Unfähig­keit des Berliner Senats.“

Was sind die Top Ten in Berlin?

Kleiner Touri-Check: Kennen Sie die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt? Wann waren Sie zuletzt dort? Was wissen Sie über jene Orte, für die andere Menschen extra nach Berlin reisen? Der „Lonely Planet“ listet auf:

Platz 10: Der Potsdamer Platz, „in den 1990er-Jahren die größte Baustelle der Welt, ist eine postmoderne Neuinterpretation des Bezirks, der bis zum Zweiten Weltkrieg so etwas wie Berlins Pendant zum New Yorker Times Square war“, steht im „Lonely Planet“.

Platz 9: Das Kulturforum wird so anmoderiert: „Die in den 1950er-Jahren erdachte Antwort West-Berlins auf die Museumsinsel ist eine spannende Ansammlung von Kultureinrichtungen. Eins der bedeutendsten Kunstmuseen der Stadt, die Gemäldegalerie, lockt Fans alter Meister (…). Andere Museen spezialisieren sich auf (…) Kunstgewerbe oder Musikinstrumente. Nebenan haben die Berliner Philharmoniker, eins der besten Sinfonieorchester weltweit, ihr Zuhause.“

Platz 8: Das Holocaust-Mahnmal sei „Deutschlands zentrale Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des NS-Völkermords“, heißt es im „Lonely Planet“. Es „vergegenständlicht das unaussprechliche Grauen in einem Labyrinth aus 2711 grabsteinartigen Betonstelen unterschiedlicher Höhe, die auf unebenem Untergrund stehen“.

Platz 7: Schloss Charlottenburg sei „das größte und schönste erhaltene königliche Schloss Berlins“, zu dem auch „eine idyllische Gartenanlage mit Karpfenteich, rhododendrongesäumte Wege, zwei weitere Schlösschen und ein Mausoleum“ gehören, notiert der Guide.

Platz 6: Street-Art und die Berliner Kunstszene: Berlin sei offen, tolerant und experimentierfreudig – mehr als andere Weltstädte, findet der „Lonely Planet“. „Epizentren der Kreativität sind Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln, wo die Trends von morgen ausgebrütet werden.“

Platz 5: Das Nachtleben bietet alles „von Goth-Raves bis zu Hip-Hop-Partys, von Craft-Beer-Pubs bis zu Strandbars an der Spree, von Biergärten bis zu Kellerkneipen“, zählt der Reiseführer auf, um sodann zu ergänzen: „Wer nicht so scharf darauf ist, sich in den Bars und Clubs unters Hipster-Volk zu mischen, kann in einem schmissigen Varieté die wilden Zwanziger nacherleben (…) oder sich höchsten Operngenüssen hingeben.“

Platz 4: Der Reichstag sei eines der berühmtesten und zugleich geschichtsträchtigsten Wahrzeichen Berlins. „Ein Aufzug befördert Besucher kostenlos hinauf aufs Dach, von wo sich schöne Ausblicke (…) bieten.“

Platz 3: Die Museumsinsel sei unser Louvre an der Spree, deklariert der „Lonely Planet“ und erklärt: „Die Welterbestätte präsentiert 6000 Jahre Kulturgeschichte von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert.“

Platz 2: Die Berliner Mauer, von der „nicht mehr viel übrig ist“, lebe in der Erinnerung fort, so der „Lonely Planet“, „und an Orten wie dem Checkpoint Charlie, der Gedenkstätte Berliner Mauer und der East Side Gallery“.

Platz 1: Das Brandenburger Tor „mutierte vom Symbol der Teilung und Unterdrückung zum Wahrzeichen der Wiedervereinigung“, steht da, denn es habe „jahrzehntelang östlich der Berliner Mauer sein Dasein“ gefristet.

Dass es der Fernsehturm nicht in die Top Ten geschafft hat, dürfte einige verwundern. Gewürdigt wird er trotzdem: „Der Wettlauf ins All in den 1960er-­Jahren und insbe­sondere der Start des sowjetischen Sputnik als erstem Satelliten inspirierten die Architekten zu der raketen­ähnlichen Form.“

Und weiter: „Der Turm besteht aus dem Sockel, ei­nem 250 Meter hohen Schaft, der 4800 Tonnen schweren Kugel und der 118 Meter hohen Antenne. Ursprünglich sollte der Fern­sehturm in den Müggelbergen am südöstlichen Stadt­rand errichtet werden. Erst nach Baubeginn bemerkten die Verantwortlichen, dass er dort in der Anflugschneise des geplanten Flughafens im nahe gelegenen Schönefeld stehen würde. Ulbricht ent­schied sich daraufhin für den jetzigen Standort.“

Diese Restaurants empfiehlt der „Lonely Planet“

Unter den Top-Tipps listet der „Lonely Planet“ zahlreiche Restaurants unterschiedlicher Preiskategorien auf, darunter das Frea, den Burgermeister und auch das Cookies Cream. Der Guide listet Dutzende Locations auf, sortiert nach Bezirken und jeweils mit einer kurzen Charakterisierung. Lesen Sie mal, wohin es sich lohnt, essen zu gehen.

Dolores (Rosa-Luxemburg-Straße 7, Mitte): „Seit das Dolores den ka­lifornischen Burrito nach Berlin brachte, ging es stets bergauf. Man stellt sich sei­nen Burrito aus verschiedenen marinierten Fleischsorten oder Sojafleisch mit Reis, Bohnen, Gemüse, Käse und Salsa zusam­men, und die netten Angestellten bereiten ihn dann frisch zu.“

Der blaue Fuchs (Knaackstraße 43, Prenzlauer Berg): „In einem gedämpften Ambiente mit handbemal­ten Tapeten aus den 1920er-­Jahren und DDR-­Lampen können die Gäste georgische Gaumenfreuden wie Gebjalia (Mozzarella­röllchen mit Pesto­füllung) oder das facet­tenreiche Chakapuli (Kalbfleischeintopf) genießen. Jedoch sollte man vorher nicht zu viel von dem klassischen – und sehr süch­tig machenden – Khachapuri (Käsebrot) verschlingen. Für Kinder ist eine Spielecke vorhanden.“

Mabuhay (Köthener Straße 28, Kreuzberg): „Dieses winzige Lokal in einem von Betonbauten geprägten Innenhof bekommt nur einen Punkt fürs Ambiente, aber zehn Punkte fürs Essen – daher ist es hier auch fast immer rappelvoll, besonders mittags. Hier wird indonesisches Essen mit authen­tischem Flair zum kleinen Preis geboten. Die Schärfe ist an deutsche Gaumen ange­passt worden, doch die Gerichte wie Gado Gado oder Curry Rendang sind immer noch ordentlich gewürzt.“

Chicha (Friedelstraße 34, Neukölln): „Was als regelmäßiger Stand auf den Berliner Streetfood-­Events begann, hat sich zu ei­nem einladenden festen Schlemmerlokal gemausert, wo peruanische Klassiker ser­viert werden, vor allem das berühmte Ce­viche (marinierter roher Fisch) in kreativen Varianten. Das Essen passt prima zu einem spritzigen Pisco Sour und zur fröhlichen Einrichtung.“

Silo Coffee (Gabriel-Max-Straße 4, Friedrichshain): „Alle, die mit tiefen Rändern unter den Augen in den Tag gestartet sind, finden in diesem australischen Kaffee­/Brunchlokal zurück in die Spur. Einheimische wie zugezoge­ne Friedrichshainer lieben die gerösteten Bohnen von Fjord Coffee, aus denen der vielleicht beste Espresso der Stadt gezau­bert wird. Das Brot von Sironi (Markthalle Neun) ist die Grundlage für den fabelhaften Ei­-Avocado-­Toast.“

Mine Restaurant (Meinekestraße 10, Charlottenburg): „Italieni­sche Restaurants gibt’s wie Sand am Meer, doch Ausstattung, Karte und Service wer­den hier so perfekt verrührt wie bei einem sizilianischen Eintopf. Das von Mikhail Mnatsakanov, dem Sohn eines russischen Fernsehkochs, geführte Lokal bietet resolut gewürzte Gerichte der nächsten Genera­tion vom Stiefel, indem er traditionelle Re­zepte auf innovative Weise verwandelt.“

Tolle Veranstaltungstipps in Berlin

Grüne Woche, die Tourismusmesse ITB, Berlinale, die Fete de la Musique, Theatertreffen, Christopher Street Day, 48 Stunden Neukölln, Lange Nacht der Museen, Holi Festival, Berlin-Marathon – der Guide listet alle wichtigen Jahreshighlights chronologisch auf. Darunter sind sogar einige, die auch von uns noch nicht alle kennen.

Im April findet das Filmfestival „Achtung Berlin“ statt. „Filme, die mindestens teil­weise in der Stadt produ­ziert wurden, konkurrieren bei diesem einwöchigen Festival um den New Berlin Film Award. Bei vielen Vorfüh­rungen sind Drehbuch­autoren, Regisseure, Pro­duzenten und Schauspieler anwesend“, erklärt der „Lonely Planet“.

Und am letzten Aprilwochenende bieten beim Gallery Weekend „rund 40 der besten Galerien der Stadt (…) Sammlern, Kritikern und anderen Kunstfreunden einen Überblick über die Berliner Kunstszene“.

Im Juli dann gibt es im Haus der Kulturen der Welt die Reihe „Wassermusik“, und zwar „auf der Dachter­rasse des Hauses; beglei­tend gibt’s passende Markt­stände und Filme“. Gut zwei Monate später, im September, gastieren „berühmte Orchester, Chöre und Solisten bei einer dreiwöchigen Kon­zertreihe in der Philhar­monie und anderen Sälen“.

Und auch auf eher nischige Themen wirft der „Lonely Planet“ einen Blick. Im Oktober nämlich findet in Berlin das Porn Film Festival statt: „Retro­-Pornos, japanische Pornos, Indie-­Pornos, Science-­Fiction-­Pornos – die ‚Sex­-Berlinale‘ zerrt alternative Erotikfilme aus der Schmuddel­ecke auf die große Lein­wand.“

Fazit:

Wenn Sie wissen wollen, was man in Berlin mit Kindern machen kann, welche Unternehmungen kostenlos sind, wo sich die LGBTQ+-Szene trifft, an welchen innerstädtischen Ecken man gut shoppen kann und was welcher Bezirk so zu bieten hat, ist der „Lonely Planet“ ein kurzweiliger und interessanter, wenngleich für Einheimische nicht immer total überraschender Ratgeber.