Im Schnitt trinken wir Deutschen ungefähr zehn Liter reinen Alkohol pro Jahr, hauptsächlich Bier und Wein. Das ist gut ein Liter mehr als der europäische Durchschnitt. Und zugleich ist rund die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig. Die Zahlen stehen nicht unbedingt in einem direkten kausalen Zusammenhang, lassen sich aber auch nicht wirklich voneinander trennen.
Wer faktisch zu dick ist oder sich als übergewichtig empfindet, fängt in aller Regel an, Diät zu halten, auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten und Kalorien zu zählen. Dass das – vor allem auf lange Sicht – nichts bringt, ist in der Medizin längst bekannt, weshalb eher zu einer grundsätzlichen Ernährungsumstellung geraten wird.
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Was viele Menschen jedoch nicht bedenken: Auch Alkohol hat Kalorien, und davon nicht einmal wenig. „Ein Gramm Alkohol hat fast so viele Kalorien wie ein Gramm Fett, nämlich sieben Kilokalorien, Fett neun. Ein Gramm Zucker hat nur vier Kilokalorien“, sagt Internist und Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. „Bezogen auf ein Glas Wein, das in der Regel 12 Gramm Alkohol enthält, entspricht das gut 21 Gramm Zucker.“ Zum Vergleich: In einem 250-Gramm-Becher Sahnejoghurt sind im Schnitt etwa 13 bis 15 Gramm Zucker, was rund elf bis zwölf Stücken Würfelzucker entspricht.
Zerstört Alkohol den Diäterfolg?
Anders ausgedrückt: Mit jedem Glas Wein (circa 150 Milliliter) nehmen wir, Pi mal Daumen, 20 Stücken Würfelzucker auf. „Und das macht natürlich jeden Diäterfolg zunichte“, sagt Dr. Matthias Riedl. „Mehr noch: Fett beispielsweise macht satt, verschließt den Magen und ist für verschiedene Stoffwechselprozesse essenziell. Auch Zucker dient, zumindest in Maßen, als Brennstoff und Energielieferant. Aber in den Alkohol-Kalorien steckt nichts, kein Nährstoff, nur buchstäblich sinnlose Kalorien.“
Wir Deutsche kaufen wahnsinnig viel Alkohol: „2018 waren es nach Herstellerangaben pro Person 102 Liter Bier, 23,9 Liter Wein und 5,4 Liter Spirituosen. Das sind gut 300 kleine Flaschen Bier und 190 kleine Gläser Wein pro Person pro Jahr“, steht auf der Website kenn-dein-limit.de. Also trinkt jede und jeder von uns fast jeden Wochentag ein kleines Bier oder ungefähr jeden zweiten Tag einen Wein.
Alkohol kostet den Körper Kraft
Studien hätten gezeigt, dass Alkohol bereits ab dem ersten Tropfen toxisch sei, so Dr. Matthias Riedl: „Er schädigt schon die Schleimhaut im Mund, sodass Viren leichter eintreten können, Entzündungen begünstigt werden. Aber auch die sehr empfindlichen Schleimhäute des weiteren Verdauungstraktes werden in Mitleidenschaft gezogen.“ Darüber hinaus werden Kalorien, die der Körper nicht benötigt, in Fettzellen in der Leber eingelagert. Wir nehmen also zu, entwickeln womöglich eine Fettleber, was das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Leberkrebs erhöht.
Das Problem am Alkohol ist nicht nur, dass er leere Kalorien liefert, sondern auch, dass der Körper viel Energie aufwenden muss, um ihn abzubauen. Diese Energie fehlt dann an anderer Stelle. Unsere Leber beispielsweise ist fürs Entgiften zuständig. Das tut sie vornehmlich nachts, weil sie für ihre Arbeit Ruhe braucht.
Das hat die Natur so eingerichtet: Nachts, wenn wir nichts essen und die Verdauungsorgane nicht mit dem Verarbeiten der Nahrung beschäftigt sind, können die Entgiftungs- und Reparaturarbeiten beginnen, unsere innere Müllabfuhr läuft auf Hochtouren, ganz im Stillen, damit wir nicht krank werden.
Wenn die Leber aber damit beschäftigt ist, das Feierabendbier zu verstoffwechseln, kann sie sich nicht auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren, weshalb Stoffwechselprodukte, die entsorgt werden müssten, im Körper verbleiben. Die Leber zieht den Alkohol sozusagen vor, weil er pures Gift ist – und das will der Organismus schnellstmöglich wieder herausbefördern. „Ein Kater, der gesellschaftlich oft verniedlicht wird, ist eine Vergiftung und alles andere als harmlos oder witzig“, weiß der Mediziner Dr. Matthias Riedl.
Fazit
Wer abnehmen möchte, schlank und gesund sein will, sollte auf Alkohol in jedweder Form verzichten – und zwar gänzlich. Alkohol macht dick. Auch wer dünn ist, kann innere Fettdepots haben, die unter anderem Entzündungsreaktionen begünstigen.