Erste Zeichen der Menopause: Wann und wie beginnen die Wechseljahre?
Für viele Frauen beginnen die Wechseljahre früher als gedacht. Oft werden sie kaum bemerkt und mit Stress begründet. Wer die Symptome kennt, kann gegensteuern.

Die Wechseljahre sind eine Zeit der großen Umstellungen für Frauen: Mit der Neujustierung des Hormonhaushaltes wird für Frauen das Ende der fruchtbaren Lebensphase eingeleitet. Die einen sind froh, endlich keinen Gedanken mehr an die monatliche Blutung verschwenden zu müssen, andere leiden unter Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.
Für alle jedoch ist es eine prägende Erfahrung. Und manchmal kommen die Wechseljahre früher als erwartet, wie die britische Medizinerin und Menopausen-Spezialistin Dr. Louise Newson in ihrem aktuellen Buch schreibt: „Schätzungsweise eine von 20 Frauen kommt zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr in die Menopause und eine von 100 sogar noch vor ihrem 40. Lebensjahr.“
Ein Alter also, in dem viele Frauen noch kleine Kinder haben, mitten im Leben stehen und die Familienplanung vielleicht noch nicht einmal abgeschlossen ist. Zu den körperlichen Wechseljahresbeschwerden kommen also nicht selten auch psychische Probleme.
Vielfach jedoch würden Frauen gar nicht ahnen, dass sie bereits in den Wechseljahren sind, weil sie sich zu jung fühlen. So erging es auch der Autorin mit Mitte 40: „Tagsüber fühlte ich mich unwohl, war völlig erschöpft und müde. Nacht für Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Ich war kurzatmig und gereizt“.
Irgendwann fiel ihr auf, dass ihre Periode ausgeblieben war. Sie befand sich in der Perimenopause. Denn die Wechseljahre werden medizinisch in drei Phasen unterteilt: Die Perimenopause ist jene Zeit, in der es bereits Beschwerden gibt, man aber immer noch die Periode hat. Diese kann auch zeitweise ausbleiben, länger oder kürzer dauern als gewohnt.
Die eigentliche Menopause ist die zweite Phase und kennzeichnet das Ende der Fruchtbarkeit. Man spricht von der Menopause, wenn eine Frau zwölf Monate hintereinander keine Blutung mehr hatte. Danach kommt die Postmenopause, also die Zeit nach dem Ende der Periode, nach den zwölf Monaten.
Wann beginnen die Wechseljahre?
„Ähnlich wie die Periode beginnen die Perimenopause und die Menopause bei jeder Frau anders. Das Durchschnittsalter für den Beginn der Menopause liegt bei 51 Jahren, sodass die meisten Frauen davon ausgehen können, dass sie die ersten Symptome der Perimenopause im Alter von etwa 45 Jahren haben. Diese Symptome können bereits ein Jahrzehnt vor dem endgültigen Ausbleiben der Periode beginnen“, schreibt Dr. Louise Newson.
Das heißt, dass die Perimenopause auch bereits vor dem 40. Geburtstag beginnen kann, man sich die Beschwerden aber anderweitig erklärt. In dieser Zeit kann man zunächst noch eine regelmäßige Monatsblutung haben. Sobald diese ausbleibt, wird man als Frau stutzig: Schwanger? Kann man eine Schwangerschaft ausschließen, liegt der Gedanke nahe, dass die Wechseljahre begonnen haben.
Was sind die Symptome der Wechseljahre?
Meistens ist von Hitzewallungen die Rede, wenn es um Wechseljahresbeschwerden geht. Und das mag für viele Frauen auch stimmen, aber gerade zu Beginn der Hormonumstellung sind es andere Probleme, die Frauen quälen: Konzentrationsstörungen, schlechter Schlaf, Gereiztheit, Nachtschweiß, Gedächtnislücken, Gelenkschmerzen, Libidoverlust, Migräne, schmerzende Brüste, trockene Haut.
„Die Hormone Östrogen und Progesteron regulieren gemeinsam den Menstruationszyklus und die Eizellenreifung. (…) Wir haben Östrogenrezeptoren in jeder Zelle unseres Körpers. Nennen Sie eine Funktion in Ihrem Körper und Sie können fast sicher sein, dass Östrogen für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Denn Östrogen spielt bei allem eine Schlüsselrolle: von unserem Gedächtnis über die Stimmung, die Immunfunktion und das Herz bis hin zu unseren Muskeln und sogar unseren Haaren und unserer Haut“, heißt es in dem Buch der Expertin.
Und weiter: „Während der Perimenopause und der Menopause schwankt der Hormonspiegel stark, was zu einem Hormonmangel führt. Ich vergleiche das gerne mit einem Auto, das mit leerem Tank fährt. Dieser Hormonmangel kann eine Reihe von Symptomen auslösen.“
Dazu gehören neben den bereits zuvor beschriebenen auch Scheidentrockenheit, Gewichtszunahme, Haarausfall, Harnwegsinfekte, Erschöpfung. Und es kann sein, dass die Periode plötzlich deutlich stärker ist als sonst oder kürzer, als Sie es gewohnt sind. Sie kann auch nur einmal ausbleiben oder sich verschieben und danach wieder ganz regelmäßig kommen.
Es sind oftmals nur kleine Veränderungen, die die Menopause einläuten. So klein, dass man sie kaum wahrnimmt. Man ist auf einmal vergesslicher. Kann am Stress liegen. Zumindest erklären wir uns viele Dinge mit Stress, was sicher oft genug stimmt. In Bezug auf die Perimenopause jedoch kann es schlicht der Hormonhaushalt sein, der einem das Leben schwer macht.
Dr. Louise Newson erinnert sich: „Bevor ich merkte, dass ich in der Perimenopause war, vergaß ich die Namen von Medikamenten und hatte Angst, bei der Arbeit einen Fehler zu machen. Das war eine sehr besorgniserregende Erfahrung. Im Nachhinein erkenne ich, dass es zu einfach war, alles auf ein stressiges Arbeits- und Privatleben zurückzuführen.“
Wie werden die Wechseljahre diagnostiziert?
Derzeit gibt es keine eindeutige Testmethode, die Wechseljahre zweifelsfrei nachzuweisen. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt wird zunächst anhand Ihres Alters und Ihrer Beschwerden eine erste Annahme formulieren. Hilfreich ist es in diesem Zusammenhang auch zu wissen, wann Ihre Mutter in die Wechseljahre gekommen ist.
Zudem werden Sie untersucht. Es kann ein vaginaler Ultraschall gemacht werden, um beispielsweise den Zustand Ihrer Eierstöcke zu überprüfen. Es ist auch möglich, Ihren Hormonstatus zu bestimmen. Dafür wird Ihnen ein wenig Blut abgenommen. Der Hormonstatus jedoch ist immer nur eine Momentaufnahme und kann eine Verdachtsdiagnose nur zum Teil stützen, weil unsere Hormonkonzentrationen schwanken.
Was kann ich tun, damit es mir während der Wechseljahre besser geht?
Grundsätzlich ist ein gesunder Lebensstil immer empfehlenswert: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit Fokus auf Gemüse und Vollkornprodukten. Trinken Sie viel, das wirkt unter anderem der Trockenheit entgegen. Bewegen Sie sich täglich, treiben Sie nach Möglichkeit Sport und sorgen Sie dafür, auch zur Ruhe zu kommen. Hier kann es helfen, abends zu meditieren oder bewusste Entspannungsübungen (Yoga, Muskelrelaxation) zu praktizieren und möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen, um sodann ein wenig zu lesen und müde zu werden.
Bei vielen wechseljahresbedingten Symptomen können Sie rezeptfreie Schmerzmittel einnehmen. Es empfiehlt sich aber immer, die Einnahme und auch das weitere Vorgehen mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen abzustimmen. Lassen Sie sich zu allen Beschwerden beraten, und seien Sie gewiss: All das ist nicht peinlich!
Scheidentrockenheit lässt sich durch Hormongels oder -cremes behandeln. Es gibt sie auch als Vaginalzäpfchen oder Östrogenring, der in der Scheide platziert wird. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann dafür ein Rezept ausstellen.
Sie können zur Linderung auch hormonfreie Feuchtigkeits- oder Gleitmittel verwenden, wie Dr. Louise Newson schreibt: „Es ist sehr wichtig, dass alle von Ihnen verwendeten Gleitmittel oder Feuchtigkeitscremes auf den pH-Wert der Vagina abgestimmt sind und keine Reizung oder Verschlimmerung der Symptome verursachen. Es lohnt sich, vor der Anwendung einen Hauttest durchzuführen. Wenn Sie ein Stechen, Brennen oder einen Juckreiz verspüren, sollten Sie das Mittel sofort abwaschen.“
Falls Sie an einer Inkontinenz leiden, kann es helfen, den Beckenboden durch gezielte Übungen zu stärken. Dafür ist es nie zu spät, und man muss sich damit auch nicht abfinden. Die kleinen Trainingseinheiten lassen sich gut in den Alltag integrieren und nehmen nicht viel Zeit in Anspruch. Man sollte nur täglich daran denken, um bald eine Besserung zu spüren.
Bei Hitzewallungen empfehlen Fachleute, sich nach dem Zwiebelprinzip zu kleiden, also mehrere Lagen übereinander zu tragen, sodass man bei aufkommender Hitze schnell eine oder zwei Lagen ablegen kann. Zudem sollte man vermeiden, Speisen zu sich zu nehmen, die wärmend wirken, beispielsweise scharfe Gewürze. „Hitzewallungen können zudem im Anflug unterdrückt werden, wenn die Betroffenen kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen“, rät der Bundesverband der Frauenärzte (BVF).
Was bringt eine Hormonersatztherapie?
Ob und in welchem Umfang eine Hormonersatztherapie für Sie infrage kommt, müssen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen. Es gibt die Möglichkeit einer Kombinationstherapie, bei der verschiedene Hormone (Östrogen, Gestagen) kombiniert und verabreicht werden, und es gibt die sogenannte Monotherapie, bei der nur Östrogen zum Einsatz kommt.
„Die am häufigsten verschriebene Art von Östrogen ist heute Beta-Östradiol. Es ist als Pflaster, Gel oder Spray erhältlich und wird aus der Yamswurzel gewonnen“, notiert die Expertin in ihrem Buch. Beginnen können Sie im Prinzip jederzeit, wenn Sie deutliche Beschwerden haben. Die Gabe der Hormone schwächt die Symptome ab. Nebenwirkungen können Unwohlsein, Blutungen und Brustschmerzen sein.
Es gibt viele Möglichkeiten der Dosierung und Kombination von Hormonen, sodass das Präparat sehr individuell angefertigt werden kann – je nach Ihrem Alter, Ihren Symptomen und Ihrer Krankengeschichte.
„Fest steht, dass (…) Wechseljahresbeschwerden mit dem Leitsymptom Hitzewallungen durch eine Hormonersatztherapie ursächlich wirksam behandelt werden können. Daneben können andere Beschwerden wie depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Leistungs- und Gedächtnisstörungen, Knochen- und Gelenkbeschwerden sowie urogenitale Beschwerden (Haut- und Schleimhautveränderungen), welche die Lebensqualität von Frauen teilweise erheblich beeinträchtigen, gelindert werden“, fasst der Bundesverband der Frauenärzte zusammen.
Immer wieder gibt es Studien, die auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufgrund von Hormonersatztherapien verweisen. Dr. Louise Newson schreibt dazu: „Frauen, die unter 51 Jahre alt sind und irgendeine Art von (Hormonersatztherapie) nehmen, haben kein erhöhtes Risiko, Brustkrebs zu entwickeln, da sie lediglich ihre fehlenden Hormone ergänzen.“
Vielmehr, so die Medizinerin, würde der Lebensstil eine Rolle spielen: „Viele Frauen geben zu, dass sie mit dem Sport aufhören mussten, da ihre Motivation gering war, sie keine Energie mehr hatten und ihre Gelenke steif sind und schmerzen. Sie erzählen mir immer wieder, dass sie mehr Alkohol trinken, um die Symptome zu betäuben und um zu versuchen, einzuschlafen. Das bedeutet, dass es Millionen von Frauen gibt, die ihr zukünftiges Brustkrebsrisiko durch diesen Lebensstil erhöhen, oft ohne es zu bemerken.“
Dr. Louise Newson: Gut vorbereitet in die Perimenopause und die Wechseljahre. Trias Verlag, 160 Seiten, ca. 20 Euro