Hexenhaare: Woher kommen die Haare am Kinn?
Gar nicht so selten wachsen Frauen kleine Härchen am Kinn. Warum ist das so? Ein Hautarzt über die Ursachen sowie Vor- und Nachteile der Entfernung.

Eigentlich sind sie ganz unscheinbar und nur ganz wenige. Und doch stören sie so sehr: kleine Härchen im Gesicht, meistens am Kinn. Umgangssprachlich werden sie Hexenhaare genannt. Woher der Begriff kommt beziehungsweise wann er zuerst verwendet wurde, ist nicht ganz klar. Allerdings verweist das Wort auf die garstige Hexe aus dem Märchen, die nun mal auch das eine oder andere Haar am Kinn hatte.
Manchmal werden die Härchen auch Teufelshaar genannt. Und auch wenn diese Bezeichnungen fies klingen: Gefährlich ist die unerwünschte Behaarung nicht. Sie stört aber meistens optisch. Betroffen sind natürlicherweise nur Frauen, denn bei Männern fallen zusätzliche Gesichtshaare aufgrund des Bartwuchses nicht auf.
Allerdings kann es bei Männern mit zunehmendem Alter auch zu einer mehr oder weniger plötzlichen Behaarung an den Schultern kommen. Auch hier wird von Hexen- oder Teufelshaaren gesprochen. Ursache und Behandlung sind ähnlich wie bei Frauen.
Wie entstehen Hexenhaare?
Die Ursache für die einzelnen Gesichtshärchen ist meistens hormonell, wie der Dermatologe Dr. Max Tischler vom digitalen Arztportal onlinedoctor.de erklärt: „Viele Frauen bemerken in der Schwangerschaft oder während der Wechseljahre, dass sie plötzlich Haare am Kinn bekommen. In der Regel ist hierfür ein Testosteronüberschuss verantwortlich.“
Auch Frauen bilden das männliche Sexualhormon, das unter anderem den Haarwuchs fördert. Durch die weiblichen Sexualhormone besteht ein gewisses Gleichgewicht. Wird das durch eine Hormonumstellung wie bei einer Schwangerschaft oder der Menopause gestört, kann es zu einem Überschuss an Testosteron führen. Die Hexenhaare sind dann eine mögliche Folge.
Ebenso kann es sein, dass man plötzlich Haare auf Leberflecken bekommt. Neben der hormonellen Ursache kommen bei Hexenhaaren auch genetische Faktoren infrage. Wenn also die Mutter Härchen am Kinn hat oder hatte beziehungsweise ein Elternteil behaarte Leberflecken, ist es wahrscheinlicher, dass man selbst auch Hexenhaare bekommt.
Da auch die Pubertät eine große hormonelle Umstellung bedeutet, kann es sein, dass schon hier der Hexenhaarwuchs beginnt. „Generell jedoch nimmt diese Form der Behaarung mit steigendem Alter zu, weil insbesondere Frauen in oder nach den Wechseljahren üblicherweise einen Testosteronüberschuss haben“, so Tischler.
Ein weiterer Punkt ist das Gewicht: „Wenn Sie stark zu- oder abgenommen haben, kann auch das Ihr hormonelles Gleichgewicht stören, sodass es zu einer Gesichtsbehaarung kommt“, warnt der Experte.
Was kann ich gegen die Hexenhaare tun?
Grundsätzlich können Sie die Härchen so entfernen, wie es Ihnen am angenehmsten ist: Sie können sie rasieren, zupfen, abschneiden oder mit einer Enthaarungscreme beseitigen. „Allerdings kann das Auszupfen zu Entzündungsreaktionen führen, vor allem an Muttermalen. Das sollte man gut beobachten“, empfiehlt Tischler.
Deshalb tendiert der Fachmann dazu, die nervigen Gesichtshaare vorsichtig zu rasieren oder abzuschneiden. Das sei schonend und einfach. Er rät auch bei Enthaarungscremes zur Vorsicht: „Diese können die Haut auch immer reizen. Ganz besonders bei Muttermalen würde ich chemische Produkte nicht verwenden.“ Außerdem ist es fraglich, wie sinnvoll es ist, ganze Areale mit Enthaarungscreme zu behandeln, wenn die Härchen doch nur punktuell entfernt werden müssten.
„Sprechen Sie ruhig auch mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin, wenn Ihnen die Haare zu schaffen machen“, rät der Hautarzt. „In bestimmten Fällen kann man auch hormonell gegensteuern. Besprechen Sie auch den Einsatz der Anti-Baby-Pille. Sie kann Einfluss auf den Haarwuchs haben, und zwar in beide Richtungen.“
Kann man Hexenhaare auch dauerhaft entfernen?
Natürlich besteht die Möglichkeit, sich Hexenhaare lasern zu lassen. Das Haarlasern wird von einigen Hautarztpraxen ebenso angeboten wie von speziellen Laserstudios, in denen man sich beispielsweise auch die Haare an den Beinen weglasern lassen kann. Die Kosten variieren. Je nach Studio werden für die Kinnpartie um die 50 bis 100 Euro pro Sitzung verlangt, und normalerweise sind mehrere Anwendungen nötig.
Leider kann so eine Laserbehandlung auch einmal schmerzhaft sein – je nachdem, wie empfindlich Ihre Haut ist und welcher Lasertyp zum Einsatz kommt. „Dabei können auch Verbrennungen entstehen, wenn nicht professionell behandelt wird“, weiß Tischler. Aber im besten Fall sind Sie die Härchen danach für immer los, weil der Laser die Wurzel der Haare zerstört, sodass nichts mehr wachsen kann.
Übrigens: Man kann sich Leberflecken auch entfernen lassen. Das ist eine kleine Operation, die auch in Hautarztpraxen angeboten wird. Allerdings müssen Sie die OP dann selbst bezahlen, weil die Krankenkassen nur Eingriffe übernehmen, die medizinisch notwendig sind.
Generell gilt, dass Sie Leberflecken regelmäßig von einer Hautärztin oder einem Hautarzt überprüfen lassen sollten, ganz besonders dann, wenn Sie regelmäßig dort wachsende Härchen auszupfen. „Dadurch werden nämlich die Zellen im Muttermal angeregt, sodass sich einzelne verändern können“, berichtet Tischler. „Meistens sind das gutartige Veränderungen, aber das muss nicht immer so sein. Es könnte sich auch eine Krebsvorstufe entwickeln.“