Leberflecken, raue Stellen: Habe ich Hautkrebs? Was muss ich jetzt tun?

Hautkrebs kann jeden treffen. Besonders schlimm: Sonnenbrände aus der Kindheit erhöhen das Risiko. Eine Hautärztin erklärt, was Sie jetzt wissen sollten.

Hautärzte erkennen schnell, ob man Hautkrebs hat oder nicht.
Hautärzte erkennen schnell, ob man Hautkrebs hat oder nicht.dpa/
Karl-Josef Hildenbrand

Ist das nur ein Leberfleck oder schon Hautkrebs? Muss ich mir wegen der hellen rauen Stelle Sorgen machen? Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass man Hautkrebs kriegt? Gerade im Sommer ist das Thema präsent, obwohl die Krankheit keine Saison kennt und im Prinzip jeden Menschen treffen kann. Jedes Jahr erkranken Zehntausende Deutsche an Hautkrebs.

Umso wichtiger ist es, sich gut zu schützen – und Hautkrebs ist eine der wenigen Krebsarten, vor denen man sich tatsächlich schützen kann – sowie aufmerksam zu sein und eventuelle Hautveränderungen schnell von Fachleuten begutachten zu lassen. „Je früher ein Tumor entdeckt wird, umso besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen“, sagt Hautärztin Dr. Kerstin Lommel, Chefärztin der Dermatologie am Helios-Klinikum in Buch.

Wie entsteht Hautkrebs?

Wenn man es hart ausdrücken wollte, könnte man sagen, Hautkrebs sei die späte Rache für frühe Sünden. Medizinisch korrekt ist jedoch: „Bei der Entstehung von Hautkrebs spielt die kumulative Sonnendosis eine wichtige Rolle. Die Haut merkt sich alles“, so Dr. Kerstin Lommel. „Entscheidend sind vor allem die frühen Jahre der Kindheit, wo die Haut besonders empfindlich ist. Sonnenbrände in jungen Jahren wiegen schwer und beeinflussen das Risiko, später Hautkrebs zu entwickeln.“

Durch starke und häufige UV-Strahlung können sich Hautzellen verändern und entarten. Das spielt auch bei der Entstehung von Altersflecken eine Rolle.

Was schützt vor Hautkrebs?

Viel Schutz und Schatten – so könnte die Faustformel lauten, wenn man sein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, minimieren möchte. Speziell im Sommer sollte man sich immer gut mit Sonnencreme einreiben und dabei bloß nicht zu sparsam sein. Ein Erwachsener braucht allein für das Gesicht eine Menge, die zwei bis vier Kronkorken entspricht, um sich vernünftig einzuschmieren. Vergessen Sie auch nicht, die Hände immer wieder einzucremen. „Nachcremen verlängert zwar nicht den Schutz, erhält ihn aber“, so Dr. Kerstin Lommel.

Darüber hinaus gilt: Meiden Sie nach Möglichkeit lange Sonnenbäder und unbedingt die Mittagssonne. Tragen Sie eine Kopfbedeckung, die möglichst auch den Nacken schützt. Achten Sie darüber hinaus auf Ihre Kinder und halten Sie sie dazu an, sich im Schatten aufzuhalten.

Die Berliner Krebsgesellschaft hat in diesem Jahr ein Hautkrebspräventionsprogramm für Berliner Kitas gestartet. Ziel ist es, unter anderem Kita-Personal für das Thema Sonnenexposition zu sensibilisieren und aufzuklären. Es werden Sonnenschutzmaßnahmen besprochen und geplant, etwa Sonnensegel, Schutzkleidung sowie richtiges Eincremen. Am Ende kann die Kita dann mit dem Sunpass-Zertifikat ausgezeichnet werden.

Wie erkenne ich Hautkrebs?

Die meisten von uns denken an unförmige Leberflecken, wenn sie von Hautkrebs hören. Dabei sind diese nur ein Teil dessen, was Fachleute darunter verstehen. Grob gesagt gibt es drei verschiedene Hautkrebs-Typen, von denen einer der schwarze Hautkrebs ist, das Melanom: „Dies tritt im Vergleich zum weißen Hautkrebs seltener auf“, sagt Dr. Kerstin Lommel. „Beim malignen Melanom ist es üblicherweise so, dass sich aus den Melanozyten ein Tumor entwickelt.“ Die Melanozyten sind jene Zellen, die Pigmente bilden und auch dafür sorgen, dass wir bei Sonnenlicht braun werden.

Ein malignes Melanom kann sich aber auch aus einem Muttermal, auch Leberfleck genannt, entwickeln. Hier kann auch eine genetische Veranlagung, etwa wenn man besonders viele Leberflecken hat, eine Rolle spielen. „Sofern es Fälle von schwarzem Hautkrebs in der Familie gab oder gibt, ist das individuelle Risiko ebenso erhöht“, sagt die Dermatologin. Ein Melanom kann schnell metastasieren, die Lymphe ebenso befallen wie andere Organe, und sogar ins Gehirn streuen.

Des Weiteren gibt es noch den weißen Hautkrebs. Dieser teilt sich in zwei Unterformen auf: das Basaliom, was die häufigste Hautkrebsart ist, sowie das Spinaliom, das häufiger als das Melanom, aber seltener als das Basaliom auftritt.

Die letzten Erhebungen dazu stammen aus dem Jahr 2018. Demnach waren damals 200.000 Menschen von weißem Hautkrebs betroffen, 23.000 Personen erkrankten am schwarzen Hautkrebs.

Der weiße Hautkrebs entsteht vornehmlich dort, wo die Haut sehr oft der Sonne ausgesetzt ist, beispielsweise dem Gesicht. Das Spinaliom kann sich ab einem gewissen Stadium auch auf die Lymphknoten ausbreiten, im schlimmsten Fall sogar auf die Lunge. Das Basaliom hingegen streut nicht, wächst aber unkontrolliert.

Beide Krebsarten sind hell, zeichnen sich also in der Regel nicht durch eine Dunkelfärbung aus. Sie können aussehen wie eine Narbe oder sich wie Knötchen anfühlen. „Basaliome können auch wie Flechten aussehen, Spinaliome hingegen sind häufig eher krustig“, so die Medizinerin. „Wenn Sie eine Hautstelle entdecken, die fortwährend rau und rot ist, sich vielleicht wie Sandpapier anfühlt, juckt oder blutet und vor allem nicht heilt, sollten Sie das schnellstmöglich abklären lassen.“

Die Schmirgelpapier-Stellen sind meistens sogenannte Lichtschwielen, die Vorläufer eines Spinalioms. Diese können relativ schnell entfernt werden, sodass sich der weiße Hautkrebs gar nicht erst bilden kann.

Grundsätzlich erkennt man schwarzen Hautkrebs nach der ABCD-Regel: Asymmetrie, Begrenzung, Color – also Farbe –, Dynamik. Wenn Sie also eine Hautveränderung haben, die gleichförmig, ebenmäßig und klein ist, ist es unwahrscheinlich, dass das Hautkrebs ist. Abklären lassen sollten Sie es trotzdem.

Da es schwer ist, in Hautarztpraxen einen kurzfristigen Termin zu bekommen, bietet das Helios-Klinikum in Buch die sogenannte Blick-Diagnostik an. „Da werfen wir einen Blick auf die Stelle, die Sorge bereitet und können schnell Entwarnung geben oder aber entsprechende Therapieschritte einleiten“, erklärt Dr. Kerstin Lommel.

Die Blickdiagnostik findet montags von 8 bis 10 Uhr statt, ein Termin ist nicht erforderlich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Alternativ können Sie auch digitale Dermatologie-Plattformen für eine Einschätzung nutzen, bei denen Sie meistens binnen 24 Stunden eine medizinische Rückmeldung inklusive Therapieempfehlung bekommen. Allerdings müssen Sie diese Leistung üblicherweise selbst zahlen (je nach Anbieter um die 20 Euro).

Wie wird Hautkrebs behandelt?

Das Klinikum Buch ist ein zertifiziertes Hautkrebszentrum, an dem gemäß medizinisch fest definierter Leitlinien behandelt wird. Jeder Fall wird im Rahmen einer Tumorkonferenz von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen (Onkologie, Strahlentherapie, Chirurgie etc.) besprochen, sodass ein individueller Behandlungsplan erstellt werden kann.

Normalerweise kann der Hautkrebs herausgeschnitten werden. Beim weißen Hautkrebs geht es um die Fläche und die Dicke des Tumors, also die Ausdehnung, wohingegen man beim schwarzen Hautkrebs hauptsächlich guckt, wie dick der Tumor ist. Wenn der helle Hautkrebs nur wenige Zentimeter groß ist, kann man ihn relativ einfach entfernen, beim schwarzen Hautkrebs ist eine Entfernung bis zu einem Millimeter Tiefenausdehnung weitgehend problemlos.

Allerdings muss immer großflächig mit einem Sicherheitsabstand herausgeschnitten werden, um sicherzustellen, dass alle betroffenen Zellen entfernt wurden. Zudem entfernt man ab einer bestimmten Tumordicke beim Melanom einen sogenannten Wächterlymphknoten.

Falls dieser Lymphknoten befallen ist, werden weitere entfernt. Gegebenenfalls ist danach noch eine Strahlentherapie nötig. „Chemotherapien kommen seit Jahren schon so gut wie gar nicht mehr zum Einsatz“, sagt Dr. Kerstin Lommel. „Mittlerweile gibt es Immuntherapien, die bessere Erfolge aufweisen und weniger starke Nebenwirkungen haben.“

Immuntherapien zielen – vereinfacht ausgedrückt – darauf ab, die körpereigene Immunabwehr aufzuputschen, sodass sie die Krebszellen angreift. „Vielfach ist es bei Hautkrebszellen so, dass sie für das Immunsystem unsichtbar sind. Die modulierenden Medikamente, die im Rahmen der Therapie eingenommen werden, machen sie sozusagen wieder sichtbar“, erklärt die Expertin. „Eine Nebenwirkung kann sein, dass das Immunsystem auch andere Organe angreift, beispielsweise die Schilddrüse.“

Falls Sie selbst betroffen sind, sollten Sie sich nicht scheuen, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin immer wieder zu fragen, wenn Sie etwas nicht verstehen. „Wir erklären alles auch doppelt und dreifach, so lange, bis das Gegenüber mit den Augen rollt, weil alles bestens bekannt ist“, so Dr. Kerstin Lommel. „Es ist wichtig, dass die Patientinnen und Patienten wissen, was auf sie zukommt und warum was gemacht wird.“

Unterstützung finden Betroffene unter anderem bei der Berliner Krebsgesellschaft, aber auch in Selbsthilfegruppen, wo man sich austauschen und etwaige offene Fragen oder Unsicherheiten unter Gleichen besprechen kann. Meiden Sie jedoch Internetforen. Die Informationen dort sind meistens nicht geprüft und es schreiben sich dort viele Menschen Ihren Frust von der Seele.

Die gute Nachricht zum Schluss: Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Hautkrebs bei über 90 Prozent. Nur in den seltensten Fällen verläuft er tödlich – und das hat meistens damit zu tun, dass Betroffene zu spät Hilfe suchen. „Heutzutage kann man Hautkrebs eher wie eine chronische Erkrankung behandeln. Wir haben sehr viele gute Therapiemöglichkeiten – vorausgesetzt, die Menschen kommen zeitig genug“, fasst Dr. Kerstin Lommel zusammen.