Nasser Jahresbeginn: Rettet der Regen unsere Stadtbäume?

Zuletzt hat es viel geregnet. Ein Segen für unsere Bäume, die im Sommer so gelitten haben. Wildtierexperte Derk Ehlert über die Erholungschancen der Stadtnatur.

30. Januar, Volkspark Wilmersdorf: Wir Menschen mögen Hagelschauer nicht so sehr, für die Natur verwandeln sich die Eiskörner in wohltuendes Nass.
30. Januar, Volkspark Wilmersdorf: Wir Menschen mögen Hagelschauer nicht so sehr, für die Natur verwandeln sich die Eiskörner in wohltuendes Nass.dpa

Die Sommer der vergangenen Jahre waren heiß und trocken – eine Qual für die Stadtnatur. Rasenflächen verödeten, Bäume warfen vorzeitig ihr Laub ab, die Pflanzen der Stadt litten großen Durst, der auch mit ein paar Gießkannen nicht gestillt werden konnte.

Nun hat es im Januar viel geregnet, was den Stadtnaturexperten der Senatsumweltverwaltung, Derk Ehlert, sehr freut: „Für die Bäume, Sträucher sowie die gesamte Vegetation in der Stadt war der Niederschlag ein echter Segen. Die Regenmenge lag im Januar mit 60 Litern pro Quadratmeter deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre mit teilweise sogar nur 35 Litern.“

Die milden Temperaturen haben dazu beigetragen, dass der Regen gut versickern konnte. Auch die Tatsache, dass der Niederschlag relativ gleichmäßig über den Monat verteilt fiel, ist gut: „So konnten sich die oberen Bodenschichten gut mit Feuchtigkeit anreichern, die dann den Pflanzen zur Verfügung steht.“ Bei Sturzregen fließt viel Wasser ungenutzt ab, der Boden kann gar nicht so viel auf einmal aufnehmen.

Allerdings müsste es bis zum Sommer so weitergehen, damit es der Berliner Natur wirklich hilft. „Der Niederschlag konnte die Trockenheit in den Böden aus den letzten Jahren nur geringfügig abmildern. Allein aus dem letzten Jahr haben wir ein Defizit von über 100 Liter pro Quadratmeter Regen, das ausgeglichen werden müsste“, so Ehlert.

Das Grund- und Schichtenwasser ist also längst nicht wieder aufgefüllt. „Retten wird der bisherige Regen unsere Stadtnatur nach jetzigem Stand also nicht, aber er ist eine Wohltat, die zur Regeneration beiträgt“, so der Fachmann. „Wenn wir über lange Zeit nichts getrunken haben, reicht ein kleines Glas Wasser ja auch nicht aus, um den Durst zu löschen.“

Bäume, Sträucher und andere Pflanzen nehmen ganzjährig Feuchtigkeit auf, auch bei Schnee und Eis. „Die Wurzeln können mithilfe von Salzen an den Wurzelspitzen Feuchtigkeit aus dem Boden lösen“, so der Experte. „Zugleich verdunsten sie aber auch Feuchtigkeit, die Laubbäume weniger als die immergrünen Bäume wie Nadelgehölze und Rhododendren.“ Und je wärmer es ist, desto höher ist auch die Verdunstung.

Das grundsätzliche Problem ist auch, dass „Bäume nachtragend sind“, wie Derk Ehlert erläutert. „Die Mangelerscheinungen treten meist erst ein bis drei Jahre verzögert auf. Das heißt, dass wir die Schäden, die aufgrund der Trockenheit in den vergangenen Jahren entstanden sind, erst in den Folgejahren sehen. Bäume erholen sich nicht so schnell.“ Und da es in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels viel zu trocken und zu heiß war, stehen die Pflanzen unter enormem Klimastress.

Geschwächte Bäume sind wiederum anfälliger gegenüber Krankheiten und müssen gegebenenfalls sogar gefällt werden. Andererseits sind Stadtbäume wichtige Schattenspender, verbessern das Kleinklima, spenden Sauerstoff und dienen der Erholung.

Bleibt also zu hoffen, dass es in den kommenden Monaten noch viele satte Regengüsse gibt, die den Boden weiterhin feucht halten und unserem Stadtgrün neue Kraft schenken.