Silvester-Small-Talk zum Zweiten: Noch mehr Alkohol-Wissen für Angeber
Falls Sie nicht genug kriegen können: In Teil zwei verrät Buchautor Julian Nebel noch mehr Funfacts, die das Trinken kurzweilig und informativ machen.

Kennen Sie die Redensart, dass etwas zur Neige geht? Wissen Sie, woher sie kommt? Na? Vom Fass, das geneigt werden muss, damit noch der letzte Schluck herausgegossen werden kann. Darum nennt man auch den letzten Schluck im Glas „Neige“.
Dass man im Mittelalter besonders viel Bier getrunken hat, weil es im Gegensatz zum Wasser, das vielfach mit allerhand Abwassern verseucht war, aufgrund der alkoholischen Gärung keine Keime mehr enthielt, wussten Sie vielleicht schon. Weniger bekannt ist die statistisch bewiesene Tatsache, dass in der Geschichte der Alkoholkonsum in dem Maße zurückging, in dem der Kaffeekonsum zunahm.
Kein Wunder, dass dann im Jahr 1877, zeitgleich mit dem Roten Kreuz, das Blaue Kreuz gegründet wurde. Es ist eine christliche Selbsthilfeorganisation gegen Alkoholsucht. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Tresen, wie wir sie heute in Kneipen kennen und lieben. Die kamen erst gegen 1900 auf, als härtere Alkoholika in Mode kamen. „Diese wurden schneller getrunken als Bier und Wein, also quasi im Stehen heruntergekippt“, so Julian Nebel, der ein unterhaltsames und kurzweiliges Buch über Alkohol geschrieben hat.
Damals war man noch weit entfernt von Promillegrenzen. „Diese sind heute im Straßenverkehr weltweit ganz verschieden“, sagt der Autor. „In Rumänien und auf den Philippinen gilt eine Nullpromillegrenze, wohingegen etwa in Guinea-Bissau 1,5 Promille erlaubt sind. Und dann wiederum gibt es Länder wie Gambia, Kenia, Indonesien und Libanon, wo es keine Promillegrenze gibt“, so Julian Nebel.
„Und eine Studie der Universität im englischen Portsmouth fand heraus, dass Alkohol bei lauter Musik süßer schmeckt und deshalb in größeren Mengen getrunken wird.“ Das dürfte so manchen Club-Rausch erklären.
Und noch ein Funfact: „Im schwedischen Malmö wurde 2005 ein Seniorenheim von einer Herde besoffener Elche belagert. Die aggressiven Tiere hatten vergorenes Obst gefressen und mussten von bewaffneten Polizisten vertrieben werden“, schreibt Julian Nebel in der Einleitung zu seinem Buch. Was Sie sonst noch wissen sollten, um auf einer Party zu brillieren, verrät der Autor exklusiv in der Berliner Zeitung.

Sekt
Nebel: Eigentlich ist Sekt eine Weinveredelung, vereinfacht ausgedrückt: Wein mit Sprudel. Die Gärung dauert zwischen drei Wochen und drei Monate. Erst 1925 wurde Sekt die amtliche Bezeichnung für Schaumwein, da das Wort Champagner aufgrund des spezifischen Anbaugebietes nicht mehr benutzt werden durfte.
Und falls Sie sich mal gefragt haben, was der Unterschied zu Crémant und Cava ist: Crémant meint Schaumweine, die wie Champagner hergestelllt werden, aber nicht aus der Champagne kommen. Spanische Schaumweine mit Flaschengärung heißen Cava – sie werden unterirdisch gelagert. Anders bei Krimsekt, der muss nicht von der Krim kommen. Es gibt ihn bereits seit 1799, damals wurde er exklusiv für den Zarenhof in St. Petersburg hergestellt.
Der Rotkäppchen-Sekt hieß bis 1894 Monopol, musste sich dann aber aus rechtlichen Gründen umbenennen. Und weil Monopol immer schon eine rote Verschlusskappe auf den Korken trug, war der neue Name schnell gefunden: Rotkäppchen.
Schaumweine müssen mindestens 9,5 Volumenprozent haben und der Kohlensäureüberdruck muss mindestens 3 bar betragen. Alles darunter ist nur Perlwein. Das Ploppen beim Entkorken wird Engelsfurz genannt.

Wein
Nebel: Die Wissenschaft vom Wein heißt Önologie. Das Wort stammt vom griechischen König Oinos, der zuerst Weinreben gepflanzt haben soll. Bereits in der Antike, vor rund 4000 Jahren, wurde Wein getrunken und galt, im Mix mit Wasser, als Alltagsgetränk. Den ältesten noch trinkbaren Wein fand und genoss Jaques Cousteau. Der Meeresforscher hatte ihn in einem griechischen Handelsschiff entdeckt, das 200 v. Chr. gesunken war.
Weltweit gibt es etwa 16.000 Rebsorten, von denen mehr als 100 in Deutschland angebaut werden. Hier noch ein paar deutsche Superlative: Das größte deutsche Weinanbaugebiet ist mit 26.516 Hektar Rheinhessen. Und das größte Weinfest der Welt ist mit über 600.000 Besuchern der – nomen ist nicht immer omen – Dürkheimer Wurstmarkt im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim.
Dort steht auch das Dürkheimer Riesenfass mit einem Durchmesser von 13,5 Metern und einem Volumen von 1.700.000 Litern. Es ist somit das größte Fass der Welt. Das seinerzeit größte Weinrestaurant der Welt stand in Berlin, genauer in der Friedrichstraße 176–179. Das war um 1900 herum. Es hieß Kaiser-Keller. Heute steht dort das Russische Haus der Wissenschaft und Kultur.
Man braucht ein Kilo Trauben, um gut 0,7 Liter Wein zu bekommen. Und ein Liter Wein kostet im Supermarkt durchschnittlich weniger als der Euro.

Whisky
Nebel: Ganz wichtig: Damit die Getreide-Spirituose auch Whisky – „Wasser des Lebens“ – heißen darf, muss sie mindestens drei Jahre lang in Holzfässern gereift sein. So ist die Vorschrift. Grundlage ist meistens Gerste, aber es werden auch Mais, Roggen und Weizen verwendet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Whisky 1494 in schottischen Steuerunterlagen. Jim Beam war tatsächlich Deutscher und hieß Jakob Böhm. Und Frank Sinatra wurde mit einer Flasche Jack Daniel’s begraben.
Bei Altersangaben muss immer das Alter des jüngsten Whiskybestandteiles angegeben werden. Das wird mit der Angabe „NAS“, kurz für „No Age Statement“, umgangen. Und der Ausdruck „on the rocks“, also „auf Eis“, kommt wohl daher, dass man früher kalte Flusskieselsteine nahm, um den Whisky im Glas zu kühlen. Pro Sekunde werden 42 Flaschen Whisky aus Schottland exportiert.
W wie Wilhelm heißt es bei uns, aber im Nato-Buchstabieralphabet steht das W seit 1956 für Whisky. Um ein rauchiges Aroma zu bekommen, nimmt man normalerweise Torf. Nicht so in Island. Dort gibt es zwei Brennereien und beide verwenden Schafdung.

Wodka
Nebel: Sowohl im Polnischen als auch im Russischen bedeutet Wodka „Wässerchen“. Hergestellt wird das hochprozentige Getränk quasi aus allem, was Kohlenhydrate enthält, z. B. aus Roggen oder Kartoffeln. Weil im Verarbeitungsprozess nahezu alle Zusatzstoffe herausgefiltert werden, besteht Wodka hauptsächlich aus Wasser und Ethanol – und darum ist er auch geschmacksneutral. So ist er das perfekte Mixgetränk. Und er ist leichter als Wasser. Dieses wiegt 1000 Gramm pro Liter, Wodka aber nur 950 Gramm.
Der erste Wodka wurde im Jahr 1405 in der polnischen Stadt Sandomierz gebrannt und hatte 25 Prozent Alkohol. Er galt damals als Arzneimittel. Aus Polen stammt auch die älteste Wodkamarke der Welt. Sie heißt Wyborowa und wird seit 1823 in Posen hergestellt. Die erste deutsche Wodkamarke hingegen hieß Adler und wurde ab 1874 in Berlin entwickelt.
Wodka Gorbatschow wurde nicht nach Michail Gorbatschow benannt, sondern nach einem Leo. Dieser besaß eine Destillerie in St. Petersburg, musste aber 1917 während der Oktoberrevolution fliehen. Er landete in Berlin und bekam die Erlaubnis, hier seine Spirituose zu produzieren.
Auch Donald Trump versuchte sich mal im Wodka-Business: Ab 2005 produzierte er Trump Vodka. Allerdings nur bis 2011. Es war ein wirtschaftlicher Misserfolg. Die Flasche erinnerte optisch an einen Wolkenkratzer, und auf jeder Seite war ein großes T zu sehen.
Seit 1921 wird Wodka Gorbatschow, dessen Flaschen an russische Zwiebeltürme erinnern, in Berlin hergestellt. Auch die Wodkabrennerei Smirnoff verließ Russland im Jahr 1917, zog nach Konstantinopel und Lemberg und gelangte schließlich nach Paris. Absolut Vodka hingegen wurde 1879 im südschwedischen Ahus gegründet.
Kleiner Alltagstipp: Wenn Sie Ihren Schnittblumen einen Schuss Wodka ins Wasser geben, bleiben sie länger frisch. Unabhängig davon trinken wir Deutschen im Schnitt einen Liter Wodka pro Jahr.
Julian Nebel: Unnützes Alkoholwissen, Riva-Verlag, 176 Seiten, 10 Euro.