Spielzeugladen, Trabi-Museum, Eckkneipe: Wo die DDR in Berlin noch zu sehen ist
Obwohl es die DDR längst nicht mehr gibt, ist sie aus dem Berliner Stadtbild nicht verschwunden. Wir zeigen Adressen, wo das Damals noch zu sehen ist.

Seit mehr als 30 Jahren gehört die DDR der Vergangenheit an. Vorbei die Zeiten des Alu-Geldes, der Bückware, des unverwechselbaren Intershop-Duftes und auch die knatternden Zweitakter hört man nur noch sehr selten. Die einen trauern der guten alten Zeit hinterher, die anderen sind froh, dass sie endgültig vorbei ist.
Egal, ob man nun der Ostalgie anhängt oder nicht: Die DDR ist noch immer Teil des Berliner Stadtbildes. Angefangen bei den vielen Museen, die sich mit der deutschen Teilung und dem Leben in der DDR auseinandersetzen, weiter natürlich beim Fernsehturm und der Weltzeituhr, bis hin zu den vielen Plattenbauten oder der Karl-Marx-Allee. Auch die kleinen Programmkinos im Osten haben sich ihren historischen Charme bewahrt.
Zudem sieht man in vielen Kleingartenanlagen noch ganz schön viel Ostiges: Ein Großteil der Gartenlauben, die sich in Ost-Berliner Schrebergärten befinden, wurden zu DDR-Zeiten errichtet. Und nicht alle wurden seither aufgemöbelt. Viele Anlagen sind öffentlich zugänglich und bieten sich für einen entspannten Spaziergang an. Der Blick über die teils sehr alten Zäune ist meistens sehr schön und spannend, auch im Winter, wenn nicht alles von grünenden Hecken, Sträuchern und Bäumen verdeckt wird.
Der Journalist und Reisebuchautor Dirk Engelhardt hat vor Jahren schon ein Buch über DDR-Orte in Berlin geschrieben*. Von 1988 bis 2020 lebte der gebürtige Göttinger in verschiedenen Ortsteilen West-Berlins, fuchste sich aber aus Spaß an der Freude in den Osten ein und fand Dutzende Stellen in der Stadt, wo das Damals noch zu sehen ist. Einige sind stadtweit bekannt, andere eher Insider-Tipps. Wir haben sechs der interessantesten Ost-Spots herausgesucht.
Echte Kiezkneipe: Das Metzer Eck
In Prenzlauer Berg gibt es wohl keinen Menschen, der das Metzer Eck nicht kennt, wenngleich es heutzutage im Kiez nur wenige geben dürfte, die es tatsächlich noch von früher kennen. Alle weggezogen aus dem einstigen Arbeiter- und Künstlerviertel rund um die Metzer Straße.
Seit nunmehr 110 Jahren gibt es das Lokal schon, immer in Familienhand – auch während der DDR-Zeit wurde es privat betrieben und nicht als HO-Gaststätte. Dennoch ist das Metzer Eck viel mehr als ein Relikt aus Ostzeiten. Drinnen sieht es aus wie ein Mix aus den Jahrzehnten, allerdings scheint die Uhr irgendwann stehen geblieben zu sein.
Geblieben ist eine urige Gemütlichkeit mit Kachelofen, Zille-Bildern und DDR-Spielautomat. Auch die Speisekarte ist eine Konstante: Bratkartoffeln, Soljanka, das vielfach in Vergessenheit geratene Solei. Zu Gast waren seinerzeit Schauspieler Manfred Krug, Sänger Frank Schöbel, Regisseur Sergio Leone.
Metzer Eck, Metzer Str. 33, 10405 Prenzlauer Berg. Geöffnet montags bis freitags von 16 Uhr bis Mitternacht sowie samstags von 18 Uhr bis Mitternacht, sonntags geschlossen.
Knatter, Ratatter: Trabis zum Angucken und Fahren
Direkt am Checkpoint Charlie, jenem für die Teilung Berlins so wichtigen Ort, befindet sich das Trabi-Museum, deren Macher auch die Trabi-Safaris anbieten, also Stadtrundfahrten, bei denen man selbst mit dem Trabi fährt. Auch wenn es damals im Osten so viel mehr andere Autos gab, so ist der Trabi, die Rennpappe, doch zum vierrädrigen Aushängeschild der DDR geworden.
Legendär die fast endlosen Wartezeiten, die Autor Dirk Engelhardt mit einem Witz aufgreift: „Warum wurden in der DDR keine Banküberfälle verübt? Weil die Räuber zwölf Jahre lang auf das Fluchtfahrzeug warten mussten.“
Gebaut wurde der Trabant ab 1958 in Sachsen, insgesamt rund drei Millionen Stück, auch als Kombi, ansonsten aber sahen die Wagen alle weitgehend gleich aus. Es gab auch nur eine Handvoll Standardfarben. Wer sich das mal (wieder) näher angucken will – die Handschaltung, die Aufhängung für den Sicherheitsgurt, die Phenoplast-Außenteile – ist im privat geführten Trabi-Museum gut aufgehoben.
Trabi-Museum, Zimmerstraße 14–15, 10969 Kreuzberg. Geöffnet täglich von 11 bis 16 Uhr, Eintritt 9 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt.
Schwofen wie damals: Ein Hoch auf die Hafenbar
Die Stimmung auf dem Siedepunkt, alles singt munter mit, es wird gelacht und geschunkelt. So ungezwungen wie in der Hafenbar kann man in Berlin nicht mehr an vielen Orten feiern, denn die schicken Clubs heutzutage weisen einen ab, wenn man nicht das richtige an hat oder zu alt ist, nicht cool genug.
Sowieso kann man ja erst spät in der Nacht in die hippen Läden gehen, die Musik eignet sich nur selten zum beherzten Mitsingen. Anders in der Hafenbar, die fast 50 Jahre lang an der Chausseestraße beheimatet war, aber 2016 an den Alex ziehen musste. Das Interieur wurde weitgehend gleich gestaltet, auch das Fischernetz an der Decke, das ursprünglich nur angebracht wurde, weil es keine hölzerne Deckenverkleidung gab.
Das „TANZ“-Schild von der Fassade hängt heute im Barraum; geblieben sind auch die Schaukeln vorm Tresen, Rettungsring und Diskokugel. Bis heute bilden sich lange Schlangen vor dieser besonderen Lokalität. Freitags gibt es zur Schlagerparty „deutsche Hits aus fünf Jahrzehnten“, steht auf der Hafenbar-Website. Und samstags laufen bei der Kaptains Club Party aktuelle Charts sowie Musik aus den 80ern und 90ern, aber auch Deutsch-Pop. Das Motto, frei nach Adi: „Tanz mit, tanz nach, tanz besser.“ Ahoi!
Hafenbar, Karl-Liebknecht-Str. 11, 10178 Mitte. Geöffnet freitags und samstags ab 21 Uhr, Eintritt 10 Euro.
Fast wie Puppendoktor Pille: Die Spielzeugwerkstatt
Zu DDR-Zeiten war das Reparieren von allen möglichen Dingen eine Notwendigkeit, weil es schlicht zu wenig Ersatzteile und Neuwaren gab. Heute hat es eher etwas mit Einstellung und Lifestyle zu tun, wenn man Kaputtes repariert. Die Spielzeugwerkstatt von Philipp Schünemann hat den Gedanken des Wieder-Heile-Machens aufgegriffen und daraus ein Geschäft gemacht.
„Man kann hier Spielzeug ausleihen, reparieren oder modifizieren lassen, abgeben, tauschen und kaufen … und das alles nicht so teuer“, schreibt der Inhaber auf seiner Website. Seit 1997 gibt es den Laden, in dem man auch neues und gebrauchtes Spielzeug kaufen kann. Vom Kaufmannsladen über Rutschautos und Kasperletheater bis hin zu Puzzles, Brettspielen, Puppenwagen. Natürlich gibt es auch moderne Markenware, beispielsweise Lego, Playmobil und die seit Jahrzehnten heiß geliebte Carrera-Bahn.
Das Besondere jedoch ist der Museumsbereich des Ladengeschäfts. Menschen aus dem Kiez und von weiter weg haben seit Jahren altes DDR-Spielzeug abgegeben, das nun im Keller ausgestellt wird. Tausende von Spielsachen, die einen in die eigene Kindheit versetzen, gibt es hier anzuschauen: die Piko-Modelleisenbahn, ein Brettspiel mit Fuchs und Elster, Merk-Fix (das DDR-Pendant zu Memory), Puppen, die Wäsche-Liesl (ein Spiel mit Waschbrett, Zuber und anderem Zubehör), eine Kinder-Nähmaschine von Elektra sowie Mini-Kartons von Milwa, imi, Spee und Co.
Übrigens: Wenn Sie Spielzeug haben, das nicht mehr gebraucht wird, können Sie es hier abgeben. Egal, in welchem Zustand. Philipp Schünemann verwertet es. Je nach Zustand kriegen Sie sogar ein wenig Geld dafür oder können gegen andere Spielsachen tauschen.
Onkel Philipp, Choriner Str. 35, 10435 Prenzlauer Berg. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr, donnerstags von 11 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 16 Uhr, montags geschlossen.
Warme Füße: Der Pantoffel-Macher im Souterrain
Kragenschuhe, Pantoffeln, Kinderhausschuhe, Sondergrößen, Spezialanfertigungen – in dem kleinen Laden der Familie Jünemann im Altbau-Souterrain gab es schon immer traditionell handgefertigte Schlappen für zu Hause, kariert mit Gummisohle. Das Geschäft existiert seit mehr als hundert Jahren, wird in vierter Generation betrieben, am aktuellen Ort seit 1981. Damals hieß die Torstraße noch Wilhelm-Pieck-Straße.

Zu DDR-Zeiten haben die Hausschuhe sieben Mark gekostet, mitunter bildeten sich lange Schlangen vor dem Geschäft. Damals gab es auch Plüschpantoffeln, aber weil der Stoff nicht mehr erhältlich ist, gibt es auch keine kuschligen Plüschpantoffeln mehr. „Nach dem Mauerfall gab es in Ost-Berlin noch sechs Pantoffel-Manufakturen“, schreibt Dirk Engelhardt in seinem Reiseführer. Jünemanns haben als einzige überlebt.
Pantoffeleck Jünemann, Torstraße 39, 10119 Mitte. Geöffnet montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr.
Tanztee im alten Kreiskulturhaus: das Peter Edel
Viele, viele Jahre stand das Haus Peter Edel am Weißen See leer, fiel Vandalismus zum Opfer, sah jämmerlich aus. Graffiti, bröckelnde Farbe, kaputte Fenster. Mittlerweile wurde alles saniert und zurück ins Leben geholt – eine echte Bereicherung für den Kiez.
Seit 2016 kümmert sich ein kommunaler Bildungsträger um das Haus und konnte es nach aufwendigen Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten wieder eröffnen. Daher wirkt nun alles sehr neu und schick, teilweise mussten auch die Grundrisse verändert werden, um mehr Licht in die Räume zu lassen. Bei der Kernsanierung entdeckte man im großen Festsaal auch alten Stuck und arbeitete alte Wanddekore wieder auf, immerhin wurde das Haus bereits Ende des 19. Jahrhunderts erbaut.
Den Festsaal (300 Quadratmeter) kann man ebenso für private Feiern mieten wie das Kaminzimmer Christin. Oder aber Sie kommen mal zum Tanztee vorbei (jeden ersten Sonntag im Monat ab 15 Uhr, Eintritt 8 Euro) – das war schon zu DDR-Zeiten ein Highlight für alle nicht mehr ganz so Jungen. Es gibt auch Kindertheater-Aufführungen, Musik-Events und sogar After Work Workout, also Sport direkt nach der Arbeit – gut für all jene, die sich nicht mehr aufraffen können, sobald sie einmal zu Hause sind.
Bildungs- und Kulturzentrum Peter Edel, Berliner Allee 125, 13088 Weißensee.
*Dirk Engelhardt: Berlin. Wo es die DDR noch gibt, Via Reise-Verlag, 144 Seiten, ca. 13 Euro.