Wie ein Profi: Mit diesen Kleinigkeiten sparen Sie richtig Energie

In unserer Serie erklären Expertinnen und Experten, wie sie ihren Job privat umsetzen. Heute: So spart eine Energieberaterin im eigenen Heim Strom.

Mit einem smarten Thermostat lassen sich Heizkosten sparen und somit auch Geld.
Mit einem smarten Thermostat lassen sich Heizkosten sparen und somit auch Geld.Westend61/imago

Seitdem die Strom- und Gaspreise in die Höhe schnellen, versuchen viele Menschen Energie zu sparen, wo es nur geht. Vor allem in Zeiten, in denen auch Lebensmittel teurer geworden sind, zählt für viele jeder Cent. Keiner will frieren oder im Dunkeln sitzen. Eine schwierige Zeit. Umso wichtiger, wenn man weiß, wie man mit seinen Ressourcen gut haushaltet, an welchen Stellen das Energiesparen unkompliziert und effizient ist.

Denn mit den guten Vorsätzen ist es wie mit guten Ratschlägen: Sie klingen praktikabel und einfach, lassen sich aber für die meisten von uns nicht so leicht in den Alltag integrieren. Wir wissen, dass wir mehr Sport treiben und von den leckeren Chips weniger essen sollten – allein: Es ist so schwer! Wie kriegen echte Fachleute das hin? Wie motivieren die sich, welche Alltagstipps beherzigen sie wirklich? Wir haben nachgefragt.

In unserer fünfteiligen „Wie ein Profi“-Serie geht es darum, wie sich eine Ärztin ernährt und vor Erkältungen schützt, was ein Sportwissenschaftler für seine Fitness tut, worauf ein Karriere-Coach im Job achtet und was eine Hauswirtschafterin macht, damit ihr Zuhause sauber und ordentlich bleibt. Heute soll es aber ums Energiesparen gehen.

Margrit Unger ist selbstständige Architektin aus Falkensee (Havelland) und arbeitet als Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Hier informiert sie Ratsuchende beispielsweise darüber, wie sich zu Hause der eine oder andere Euro sparen lässt, wie man Schimmelbildung vermeidet und richtig lüftet. Die kostenlosen Termine – online, telefonisch oder vor Ort – kann man direkt bei der Verbraucherzentrale buchen. Das Termintelefon erreichen Sie unter 0331/98229995 (montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr).

Die Expertin lebt seit 20 Jahren in einem Passivenergiehaus, weshalb das Lüften als auch das Heizen bei ihr kein so großes Thema sind:„ Das Lüften geschieht automatisch über eine Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Und zum Beheizen unserer 150 Quadratmeter haben wir eine elektrisch betriebene Direktheizung. Das Warmwasser wird über eine große Solarthermieanlage erwärmt. Wir verbrauchen pro Jahr nur etwa 2250 Kilowattstunden für die Warmwasserbereitung und die Beheizung des Hauses. Durch die extrem gute Wärmedämmung ist in diesem Fall eine elektrische Direktheizung sogar wirtschaftlich.“

Das ist eine ziemlich gute Ausgangssituation, um die Energiekosten niedrig zu halten. „Aber ich achte ansonsten auch sehr darauf, dass wir sparsam leben. Es ist einfach ein Teil meines Lebens und meines Wesens, Energie nicht zu verschwenden“, sagt Margrit Unger.

1. Wie kann man im Haushalt Energie sparen?

Eine der einfachsten Möglichkeiten, Strom zu sparen, ist, alte Glühbirnen durch moderne LEDs zu ersetzen. Glühbirnen geben rund 95 Prozent der zugeführten Energie als Wärme ab, nur fünf Prozent werden zum Beleuchten verwendet – wobei die Wärmeleistung nicht spürbar ist. Sie trägt nicht merklich dazu bei, das Zimmer zu beheizen. Bei den LEDs liegt der Wirkungsgrad quasi bei 100 Prozent. Das heißt, dass Sie deutlich weniger Strom brauchen, um mit einer LED-Leuchte ein Zimmer zu erhellen als mit einer klassischen Glühbirne.

„Wir haben schon seit Jahren zu Hause nur LEDs“, so Margrit Unger. Je nach Größe der Wohnung und Anzahl der Leuchtmittel kann ein Haushalt zwischen 60 und 150 Euro pro Jahr sparen, wenn die Glühbirnen ausgetauscht werden. Der Anschaffungspreis hat sich schnell amortisiert, weil LEDs eine deutlich längere Lebenszeit als Glühbirnen haben. „Aber bloß weil LEDs sparsamer sind, heißt das nicht, dass man sie bedenkenlos brennen lassen sollte. Und auch wenn es mir nicht immer gelingt, versuche ich immer das Licht auszumachen, wenn ich einen Raum verlasse“, sagt die Architektin.

Auch beim Staubsaugen kann man Energie sparen. Grundsätzlich könnte man häufiger den Besen zur Hand nehmen als staubzusaugen. Das verbraucht logischerweise keinen Strom und dauert auch nicht viel länger. Wer mag, kann die zusätzliche Arbeitsbelastung als Workout betrachten, denn Hausarbeit verbrennt immer auch Energie – gut vor allem für all jene, die viel sitzen und beispielsweise Rückenschmerzen haben. Aber das nur am Rande.

„Was auch Strom spart, ist, den Staubsauger auf die richtige Stufe einzustellen“, weiß Margrit Unger. „Auf dicken Teppichen braucht man die volle Power, aber auf glatten Böden wie Fliesen oder Laminat kann man die Leistung reduzieren, ohne Verlust der Reinigungskraft.“

2. Spülmaschine, Waschmaschine: Was spart Geld?

Bei der Spülmaschine nutzt die Energieberaterin in der Regel das Eco-Programm, um Strom und somit Geld zu sparen. Bis auf eine Ausnahme: „Damit das Gerät länger hält, lasse ich es einmal im Monat bei 70 Grad laufen, damit das Fett in den kleinen Schläuchen entfernt wird. Wer so ordentlich ist und das Geschirr vor dem Einräumen in die Spülmaschine immer kurz abspült, braucht das nicht zu tun. Ich mache das aber nicht, auch um Wasser zu sparen, und nutze daher das Heiß-Programm.“

All die Speisereste auf unseren Tellern, in Töpfen und Pfannen, an dem Besteck landen im Abfluss beziehungsweise im Sieb des Geschirrspülers. Das daran haftende Fett löst sich bei niedrigen Temperaturen nicht auf und klebt an den Innenseiten der dünnen Schläuche, kann sie auf Dauer verstopfen. Hohe Temperaturen lösen das Fett, sodass die Schläuche funktionstüchtig bleiben und nicht kaputtgehen. Somit sinkt die Wahrscheinlichkeit, vorzeitig ein neues Gerät kaufen zu müssen.

Die Waschmaschine hingegen lässt Unger normalerweise bei 30 Grad laufen, ohne eigens das Sparprogramm einzustellen. Hohe Stromkosten entstehen beim Wäschewaschen über die Temperatur: Das Wasser muss aufgeheizt werden.

Je kürzer das Programm, desto länger muss das Wasser erhitzt werden, weil die Reinigungsleistung bei anderen Programmen auch durch die lange Laufdauer erreicht wird. Dabei werden Schmutzpartikel gelöst. Bei Kurzprogrammen muss es schnell gehen, weshalb die Wäsche nicht lange im Wasser verbleibt. Stattdessen wird das Schmutzlösen über die lange gehaltene Temperatur geregelt.

Dafür muss mehr Strom aufgewendet werden. „Die meiste Wäsche wird aber bei 30 Grad und längerer Waschzeit auch sauber“, so die Expertin. „Einmal im Monat wasche ich bei 60 Grad, um Keime abzutöten. Das tut der Maschine gut, und Waschmittelreste lösen besser.“

Viel häufiger wäscht die Fachfrau jedoch nicht bei hohen Temperaturen, weil sich dadurch die Kalkablagerungen verstärken würden, wie sie erklärt: „Je höher die Temperatur, desto mehr Kalkablagerungen bilden sich. Das kann man sehr schön beim Wasserkocher beobachten. Deshalb gebe ich beim Waschen mit hohen Temperaturen immer etwas Entkalker mit in die Maschine, damit eben nichts verkalkt und ich unnötig früh eine neue kaufen muss.“

Auch den Wasserkocher sollte man regelmäßig entkalken, am besten mit Essigessenz. Die ist natürlich und belastet den Wasserkreislauf nicht so sehr wie chemische Entkalker. Zudem sorgt die Entkalkung dafür, dass der Wasserkocher effizienter läuft.

3. So spart man in der Küche Energie

Die nächste größere Anschaffung wäre für Margit Unger ein Induktionsherd. Diese heizen nur (und besonders schnell), wenn ein Topf oder eine Pfanne auf dem Feld steht, und werden sofort kalt, wenn es keinen Kontakt mehr gibt. Das spart sehr viel Energie. „Aktuell kochen wir mit einem klassischen Ceranfeld, weshalb ich versuche, immer auch die Restwärme zu nutzen“, sagt die Architektin. „Die Dunstabzugshaube schalte ich nur ein, wenn beispielsweise gebraten wird, um die Fette und Gerüche herauszufiltern.“

Gegen die beim Kochen entstehende Feuchtigkeit hilft es am besten, das Fenster zu öffnen und zu lüften. Das ist günstiger, als die Lüfterhaube anzustellen. „Bei uns wird die Feuchtigkeit über unsere Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung energiesparend entfernt“, so die Beraterin. „Wenn ich Eier oder Nudeln koche, liegen weder Fett noch Gerüche in der Luft, weshalb die Lüfterhaube bei mir ausbleibt. Das spart Strom, ebenso wie die Tatsache, dass ich immer einen Deckel auf den Topf lege. So geht das Erhitzen schneller, man spart Energie.“

Apropos Nudelwasser: „Hierfür erhitze ich das Wasser immer im Wasserkocher. Das geht schneller als im Topf und ist somit sparsamer“, verrät die Energieberaterin. Temperatur und Energiesparen sind auch beim Kühlschrank eng miteinander verknüpft: „Ich habe sieben Grad eingestellt. Das ist ein gutes Verhältnis von Stromverbrauch und Kühlleistung, sodass die Speisen entsprechend lange halten.“

Darüber hinaus achtet Unger darauf, dass sowohl Kühlschrank als auch Gefrierfach keine Eisschichten ansetzen, weil das den Energiebedarf des Gerätes in die Höhe schrauben würde. „Und natürlich räume ich den Kühlschrank so ein, dass das, was mehr Kühlung braucht wie Fisch und Fleisch, unten lagert und weniger empfindliche Produkte wie Obst oder Marmelade oben.“ So könne man verhindern, dass Lebensmittel zu schnell schlecht werden und man sie wegwerfen muss.

4. Trick der Energieberaterin: Stromkosten im Blick behalten

„Ich schreibe mir fast täglich unseren Stromverbrauch auf, um schnell reagieren zu können, falls sich etwas ändert“, Margrit Unger. „Ich gucke immer, ob sich der Verbrauch im Rahmen hält. Falls nicht, schaue ich nach den Ursachen und versuche sie abzustellen.“ Es reicht auch, wenn man sich den Stromverbrauch wöchentlich notiert und dann auf die Tage herunterrechnet.

Manchmal ist einem gar nicht bewusst, dass etwa ein neues Gerät oder der Stand-by-Betrieb eines alten viel Strom fressen. „Wenn man weiß, woher der höhere Verbrauch kommt, kann man entweder gegensteuern oder weiß zumindest, was einen am Ende des Jahres bei der Abrechnung erwartet.“

Erst neulich wunderte die Architektin sich, dass sich der heimische Stromverbrauch plötzlich drastisch erhöht hatte. Sie ging von Zimmer zu Zimmer, analysierte die letzten Tage. Und siehe da: Der Gaming-Computer des Sohnes war lange in Betrieb und ließ die Stromuhr rotieren.

In diesem Sinne: Mit ein bisschen Übung – und manchmal auch mit einigen Investitionen – lassen sich in jedem Haushalt Strom und somit Energie sparen. Der Aufwand ist im Verhältnis zum Nutzen vergleichsweise gering. Man muss nur wissen, an welchen Punkten es einem möglich ist, seinen Energieverbrauch zu drosseln, und wo es vielleicht nicht geht.

Wenn Sie Ihren Retro-Kühlschrank heiß und innig lieben, obwohl er nicht sparsam ist: Okay! Falls Sie auf das stundenlange Streamen nicht verzichten wollen: Genießen Sie es! Aber vielleicht denken Sie ab jetzt häufiger an den Deckel auf dem Topf und nehmen statt Staubsauger den Besen zur Hand. Jede Kleinigkeit zählt und hilft beim Energiesparen.