Weltkrieg und Nationalsozialismus: Diese Museen erklären, was in Berlin geschah
Verständlich aufbereitet, sensibel und klug kuratiert: Diverse Berliner Museen, Ausstellungen und Dokumentationszentren zeigen das Ausmaß und die schrecklichen Folgen der NS-Diktatur.

Berlin ist immer auch Geschichte. Es gibt so viele Orte in der Stadt, die von der Vergangenheit berichten, an denen sich Großes und Grausames ereignet hat. Oft genug war Berlin Zentrum der Macht, so auch im nationalsozialistischen Deutschland.
Seinerzeit gab es Pläne, nach dem Krieg aus Berlin die Hauptstadt Germania zu formen. Wie diese genau aussahen, welche Bauvorhaben bereits begonnen hatten und was die Nazis sonst noch mit Berlin vorhatten, kann man beispielsweise bei den Berliner Unterwelten erkunden.
Viele Berliner Originalschauplätze wurden zerstört, darunter der sogenannte Führerbunker, andere blieben erhalten, wie etwa der Bendlerblock in Tiergarten (Stauffenbergstraße 13), heute Teil des Bundesverteidigungsministeriums. „Am 20. Juli 1944 versuchte Oberst Graf von Stauffenberg vergeblich, von hier aus die NS-Diktatur zu stürzen. Noch in derselben Nacht wurden er und weitere Verschwörer im Innenhof erschossen. Heute ist der Bendlerblock Gedenkstätte des Widerstands“, schreibt die Behörde.
„Die Gedenkstätte will zeigen, wie sich einzelne Menschen und Gruppen in den Jahren 1933 bis 1945 gegen die nationalsozialistische Diktatur gewehrt und ihre Handlungsspielräume genutzt haben“, heißt es auf der Homepage. Am historischen Ort wird der Widerstand gegen die NS-Herrschaft erklärt, anhand von Schicksalen, Motiven und Aktionen.
Um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, braucht man nicht zwingend erhaltene Architektur. Es geht auch anders, wie man in Berlin an vielen Stellen erleben kann. Wer versuchen möchte, zu verstehen, was sich damals ereignet hat, was es konkret für die Menschen bedeutete und welche Konsequenzen es für Täter wie Opfer gab, dem möchten wir – als Auswahl – die nachfolgenden Museen, Gedenkorte oder Ausstellungen empfehlen.

Topographie des Terrors
Von den historischen Gebäuden ist heute (fast) nichts mehr zu sehen, aber auf dem Gelände neben dem Gropiusbau „befanden sich von 1933 bis 1945 die wichtigsten Zentralen des nationalsozialistischen Terrors: das Geheime Staatspolizeiamt mit eigenem ‚Hausgefängnis‘, die Reichsführung-SS, der Sicherheitsdienst (SD) der SS und während des Zweiten Weltkriegs auch das Reichssicherheitshauptamt“, steht auf der Website der Topographie des Terrors.
Nach Kriegsende wurden die Überreste gesprengt, abgerissen und alles beseitigt. Viele Jahre lag das Areal am Rande der Berliner Mauer, auf West-Berliner Seite, wurde etwa als Verkehrsübungsplatz genutzt. Erst in den 1980er-Jahren nahm der Erinnerungsort Gestalt an, zunächst eher als Provisorium. Heute ist die Topographie des Terrors eine der meistbesuchten Ausstellungen der Stadt.
Von den ehemaligen Gebäuden wurden Kellerräume und Grundmauern freigelegt, die man sich anschauen kann. Sie führen entlang der Niederkirchnerstraße, die früher Prinz-Albrecht-Straße hieß und wo noch heute ein Stück der Berliner Mauer steht. Im Ausstellungsgraben wird dargelegt, „wie es den Nationalsozialisten gelang, im ‚roten‘ Berlin Fuß zu fassen und die Stadt zum politischen Zentrum ihrer Herrschaft auszubauen“, schreiben die Macher auf der Website. Gezeigt werden unter anderem Fotos, Zeitungsartikel und Dokumente.
Im Hauptgebäude befindet sich die Dauerausstellung, in der die Machtübernahme der Nationalsozialisten ebenso erklärt wird wie der von ihnen ausgehende Terror, die Verfolgung und der Krieg.
Wo? Niederkirchnerstraße 8, 10963 Kreuzberg. Vom U-Bahnhof Checkpoint Charlie/Kochstraße (U6) sind es sechs Minuten zu Fuß, vom S-Bahnhof Anhalter Bahnhof (S1, S2, S25, S26) sieben Minuten.
Wann geöffnet? Täglich von 10 bis 20 Uhr, die Bibliothek ist wochentags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.

Jüdisches Museum
Das Jüdische Museum ist allein schon wegen seiner spektakulären Architektur einen Besuch wert. Aber auch die Dauerausstellung lässt einen nicht los. Gezeigt wird deutsch-jüdische Geschichte in all ihren Facetten, Vergangenheit und Gegenwart, Kultur und Alltag, vom Mittelalter bis heute, in Deutschland und in Berlin.
Der Holocaust ist ein wichtiger Teil der Schau, wenngleich sich das Jüdische Museum nicht als Holocaust-Museum versteht. Anders als in vielen anderen Ausstellungen geht es hier nicht um die Perspektive der Täterinnen und Täter, sondern um jene Menschen, die ihnen auf verschiedenste Weise zum Opfer fielen. Die Jüdinnen und Juden sollen als Handelnde wahrgenommen werden, weshalb sie zu den Besuchern durch ihre eigenen Fotos, Briefe und Tondokumente sprechen.
Außergewöhnlich ist auch der sogenannte Holocaust-Turm, ein riesiger, nach oben spitz zulaufender Raum, kalt, dunkel, mit einem Schlitz in der Decke, der etwas Licht hereinlässt.
Wo? Lindenstraße 9–14, 10969 Kreuzberg. Vom U-Bahnhof Hallesches Tor (U1, U3, U6) sind es zu Fuß sechs Minuten.
Wann geöffnet? Täglich von 10 bis 19 Uhr.
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.

Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche
Wie früh der Terror in Berlin Einzug hielt, zeigt eine kleines Ortsmuseum im Südosten: „Am 21. Juni 1933 begann in Köpenick die erste groß angelegte Gewaltaktion gegen politisch Andersdenkende, Jüdinnen und Juden, bei der mindestens 24 Menschen starben. Anlass für die gezielten Verhaftungen boten das reichsweite Verbot des ‚Deutschnationalen Kampfrings‘ und der SPD. Die ‚Köpenicker Blutwoche‘ steht in Zusammenhang mit der Phase der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der Absicherung dieser Macht“, steht auf der Website der Gedenkstätte.
Und weiter: „Eine besondere Rolle während der ‚Köpenicker Blutwoche‘ spielten die Ereignisse um die Familie Schmaus. Am Abend des 21. Juni 1933 versuchten SA-Angehörige in das Haus der Familie einzudringen, um den Sozialdemokraten Johann Schmaus und seine Söhne Hans und Anton festzunehmen. Anton Schmaus schoss in Notwehr drei SA-Männer nieder, woraufhin die SA-Gewalt eskalierte.“
In den folgenden fünf Tagen „verschleppten und folterten SA-Männer vermutlich mehrere Hundert Menschen. Über 130 von ihnen sind bisher namentlich bekannt. Mindestens 23 Menschen starben, darunter der ehemalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin, Johannes Stelling (SPD), sowie Georg Eppenstein, eines der ersten jüdischen Todesopfer in Berlin“, heißt es noch auf der Homepage.
In dem Köpenicker Museum wird die Geschichte der Blutwoche ausführlich erzählt und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zu sehen gibt es in dem riesigen Backsteinbau neben Fotos und Faksimiles auch alte Gefängniszellen. Online gibt es eine interaktive Karte, mit der man die Denkmäler und Schauplätze virtuell besuchen kann, auch Stolpersteine sind verzeichnet. Per Klick bekommt man Fotos und weitere Informationen zu den Mahnstätten. Zudem wird ein kostenfreier Audiowalk zur Verfügung gestellt, der zu den Tatorten oder jenen Häusern führt, wo die Opfer damals gelebt haben.
Wo? Alter Markt 1, 12555 Köpenick, vier Minuten entfernt von der Straßenbahnhaltestelle Freiheit (Tram 27, 60 bis 63, 67 und 68).
Wann geöffnet? Donnerstags von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.

Berlin Story Museum
Das privat betriebene Museum ist in einem Weltkriegsbunker untergebracht und erzählt chronologisch, wie die Nationalsozialisten aufsteigen konnten. Auf drei Etagen und mehr als 3000 Quadratmetern wird dargelegt, wie all das geschehen konnte, wie der Hass entstand und warum er im Völkermord endete.
Leitfragen der Ausstellung sind: Wie wurde Adolf Hitler zum Nazi? Warum machten so viele mit? Was führte zum Terror? Die Berliner Zeitung schrieb 2017 zur Eröffnung der Hitler-Ausstellung: „Es hat noch keine zusammenfassende Ausstellung zu diesem Thema gegeben, bestenfalls solche, die einzelne Abschnitte zeigten. Die Initiatoren haben wissenschaftlich gearbeitet, erschlossen neue Quellen, gehen systematisch und gestalterisch geschickt vor.“
Die Macher der Ausstellung ergänzen auf ihrer Homepage: „Die Dokumentation zeigt umfangreich das Leid der Opfer, ihre erfolglosen Hilferufe und die Länder, die nicht helfen wollten. Die meisten Nazis überstanden das Ende des Zweiten Weltkriegs unbehelligt.“ Zu sehen gibt es unter anderem ein Modell des sogenannten Führerbunkers, das einzige weltweit.
Wo? Schöneberger Straße 23A, 10963 Kreuzberg, vier Fußminuten vom Anhalter Bahnhof entfernt (S1, S2, S25, S26).
Wann geöffnet? Täglich von 10 bis 19 Uhr (letzter Einlass 17.30 Uhr).
Was kostet es? 12 Euro, ermäßigt 9 Euro.

Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Die meisten Menschen kennen es unter der Bezeichnung Holocaust-Mahnmal: das mehr als 19.000 Quadratmeter große Stelenfeld in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor, zum Potsdamer Platz und zum Tiergarten. Es erinnert an die rund sechs Millionen während der NS-Zeit ermordeten Jüdinnen und Juden. 2710 unterschiedlich hohe Betonstelen (bis zu 4,70 Meter hoch) sind hier symmetrisch aufgereiht. Auf den 95 Zentimeter breiten Wegen zwischen den Stelen kann man umherlaufen, der Boden ist gewellt.
Unterhalb des Stelenfeldes befindet sich ein Dokumentationszentrum, das Ort der Information heißt und aus vier Räumen besteht. Dargestellt wird die systematische und unerbittliche Verfolgung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden anhand ausgewählter Schicksale. Es gibt auch Computerterminals, an denen man die Namen und Schicksale von rund vier Millionen jüdischen Opfern nachlesen kann. Auch Videointerviews mit Überlebenden gibt es zu sehen; diese sind auch online verfügbar.
Wo? Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Mitte, fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof Brandenburger Tor (S1, S2, S25, S26, U5).
Wann geöffnet? Das Stelenfeld ist rund um die Uhr zugänglich. Das unterirdische Dokumentationszentrum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, montags bleibt es geschlossen.
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Sie schufteten überall: In kleinen Betrieben, großen Firmen, bei der Müllabfuhr, in der Landwirtschaft. In Berlin gab es während der NS-Zeit rund 3000 Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Hunderte von ihnen lebten in Baracken im Treptower Ortsteil Schöneweide. Heute ist an dieser Stelle ein Dokumentationszentrum, wo man eine erhaltene Baracke im Rahmen von Führungen besichtigen kann.
Dieses „ist die einzige Institution am historischen Ort eines fast vollständig erhaltenen Zwangsarbeiterlagers inmitten eines Wohnbezirks. Seit 2006 macht es hier das lange ausgeblendete Schicksal der über 26 Millionen Männer, Frauen und Kinder sichtbar, die während des Zweiten Weltkriegs durch das NS-Regime als Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden“, erklärt das Dokumentationszentrum auf seiner Website.
In der Dauerausstellung wird einem das ganze Ausmaß der Zwangsarbeit bewusst, der Alltag jener Verschleppten ebenso wie das Wegsehen der Bevölkerung und die Biografien von Profiteuren.
Wo? Britzer Straße 5, 12439 Niederschöneweide. Vom S-Bahnhof Schöneweide (u.a. S8, S9, S45, S46, Regios) sind es keine zehn Minuten zu Fuß; der Bus 165 fährt quasi bis vor die Tür.
Wann geöffnet? Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.
