Rechte in Südafrika rekrutieren internationale Söldner - Politikermord lautet ein Auftrag: Die Killer kamen von der Reeperbahn
Einwöchige Ermittlungen nach der Schießerei zwischen der Polizei und drei Deutschen in Tierpoorten bei Pretoria haben zutage gefördert, daß offenbar deutsche Söldner zur Verstärkung der rechten Szene nach Südafrika geholt werden.Kurz vor Mitternacht am Montag vergangener Woche: Drei Männer, die einer Polizeistreife auffallen, eröffnen plötzlich das Feuer und verwunden zwei Beamte. Die Polizisten schießen zuruck und töten dabei den Schützen Thomas Kuntz (32) aus Itzehohe. Drei Stunden später verhaften sie den 26jährigen Hamburger Stephan Rays. Der dritte Mann, Heinrich Siems (57), flüchtet. Er wird am Sonntag auf einer Farm bei Boskop in der Nähe von Pretoria zusammen mit einem vierten Mann, dem Deutschen Alex Neidnelein, verhaftet.Die Polizei vermutet, daß Rays, Kuntz und Neidnelein für die weißen Rechten Südafrikas als Killer angeheuert wurden. So wie der Pole Janusz Walus, der im vergangenen April den ANC-Führer Chris Hani erschoß. Rays und Kuntz waren in Deutschland bislang nicht bei Aktivitäten in der neonazistischen Szene aufgefallen. Sie gehörten dem Hamburger Rotlicht- und Unterweltmillieu an und waren auf der Reeperbahn als Rausschmeißer tätig.Rays wurde in Deutschland wegen Raubes verurteilt, während es für Kuntz einen Fahndungsbefehl vom vergangenen Dezember wegen eines bewaffneten Post-Überfalls in Lübeck gibt. Beide hatten nach Angaben aus der Szene wiederholt mit ihren angeblich heroischen Taten als Söldner an der Seite der Kroaten gegen Serben und Moslems im vergangenen Jahr geprahlt. Im Oktober waren sie in Hamburg mit Heinrich Siems zusammengetroffen, der sie dann offenbar im Januar nach Südafrika holte.MPi unterm BettDer nun gefaßte Siems aus Niendorf ist der Polizei in Deutschland wie im südlichen Afrika kein Unbekannter, nachdem sie jetzt feststellte, daß er dort als Horst Klenz geführt wird. Klenz alias Siems hatte noch eine Reihe von anderen Decknamen, darunter auch Wolfgang Weber. Unter diesem Namen lebte er seit 1985 in Südafrika und Namibia. Die deutschen Behörden waren schon in den 70er Jahren auf ihn aufmerksam geworden, als in seiner norddeutschen Wohnung eine Maschinenpistole gefunden wurde und er dann später, 1983, in Hamburg wegen der Anwerbung von Söldnern für Südafrika zwei Wochen lang inhaftiert war.In Namibia unternahm er kurz vor den dortigen ersten Wahlen 1989 einen Anschlag auf ein UNO-Büro, bei dem ein Wachmann getötet wurde. Einige Zeit später gefaßt, wurde er dann aber von deutsch-namibischen Rechtskräften bei einem Transport gemeinsam mit zwei Gesinnungsgenossen befreit. Dabei wurde ein begleitender Polizeikonstabler erschossen. Kienz ging über die Grenze und tauchte in Südafrika unter, wo er wegen der beiden Morde zwar im Dezember 1990 verhaftet wurde, aber kurze Zeit später durch eine Amnestie freikam.Im Oktober vergangenen Jahres flog er nach Hamburg und soll dort enge Kontakte sowohl zur neonazistischen Szene als auch zur Unterwelt gehabt haben. Dabei warb er Kuntz, Rays und Neidnelein, über den bislang noch nichts bekannt ist, als Söldner für Südafrika an. Nach ihrem Eintreffen in Johannesburg im Januar tauchten Kuntz und Rays beim Pretoria-Boerekommando auf und nahmen laut dessen Führer Willem Ratte an der Bewachung des rechten illegalen Senders "Radio Pretoria" teil. Sie hatten Ratte gegenüber erklärt, sie seien hergekommen, "um Moslems zu schießen". Doch nach einiger Zeit war ihnen das Wachestehen beim Radiosender zu eintönig. "Sie wollten Abenteuer erleben", so Ratte.Rechtes NetzwerkDie Polizei sieht in den Aktivitäten von Kienz Beweise für eine konzertierte Aktion lokaler Rechter, ausländische Söldner für ein "Volksheer von Internationalen Freiheitskämpfern" zu rekrutieren. Sie hat inzwischen Kenntnis von mindestens 80 Männern aus früheren Ostblockländern, die angeworben wurden und bereits in Südafrika gelandet sind. Auch gibt es Hinweise, daß südafrikanische Politiker von diesen Leuten ermordet werden sollten.Außerdem wurde bekannt, daß südafrikanische Söldner über Deutschland nach Kroatlen als Söldner vermittelt wurden. Verbindungen laufen über die Neonazi-Szene beider Länder. Die Polizei erhofft sich von den Verhören der verhafteten Deutschen weitere Aufschlüsse über dieses rechtsradikale Netzwerk.Militante rechtsgerichtete Südafrikaner -- hier während eines Aufmarsches in Pretoria -- gelten als Auftraggeber ausländischer Söldner.