Rücksicht: Rücksicht in vollen Zügen
S-Bahn ist bei Radlern beliebt
Bisher nutzt nur ein kleiner Teil der Berliner Radfahrer das Zweirad, um damit längere Strecken zurückzulegen. 3,7 Kilometer sind es im Durchschnitt. Nach den Überlegungen der Verkehrsplaner sollen es mehr werden,
um die Stadt weiter vom Autoverkehr zu entlasten. Wer größere Distanzen überwinden will, bezieht oft auch öffentliche Verkehrsmittel in seine Reiseplanung mit ein.
Allein die S-Bahn in Berlin transportiert bereits etwa 18 Millionen Fahrräder im Jahr, an manchen Tagen bis zu 60000. An fast drei Vierteln der S-Bahnhöfe gibt es mehr als 10000 Abstellplätze. Im Tagesgeschäft klappt die Mitnahme allerdings nicht immer reibungslos. Wie S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz sagt, findet nicht jeder Radfahrer in das zur Mitnahme vorgesehene Mehrzweckabteil und wird dann zum Hindernis oder Sitzplatzblockierer. Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband wird noch etwas deutlicher. „Wir sehen an manchen Tagen die Mitnahmekapazitäten bereits erreicht.“ Im Gerangel zwischen Radfahrern und anderen Passagieren sei es bereits zu Verletzungen gekommen. Wieseke wünscht sich eine bessere Kenntnis der in allen öffentlichen Verkehrsmitteln geltenden Beförderungsbestimmungen, die einen Vorrang der Passagiere ohne Rad vorsehen. „Dann kommen die Kinderwagen und die Rollstuhlfahrer, und wenn dann noch Platz ist, die Biker“, sagt er.
Für die BVG, die inzwischen mit Isabel Heins auch eine eigene Fahrradbeauftragte hat, drückt der Schuh an einer anderen Stelle. Zwar stiegen auch in U-Bahn und Straßenbahn die Beförderungszahlen, 2012 verkaufte man sechs Prozent mehr Fahrradtickets als 2011. Engpässe seien bislang aber selten. „Das Thema Rücksicht würden wir vorrangig bei der gemeinsamen Nutzung der Busspur verorten“, sagt Isabel Heins. Dort fühlten sich die Busfahrer mitunter vom Radverkehr ausgebremst. Gemeinsam mit dem ADFC setze man sich deshalb für neue Busspuren mit einer Mindestbreite von 4,75 Meter ein.