Meistgelesene Artikel
Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen auf fünf U-Bahn-Linien länger als gewohnt auf den nächsten Zug warten. Weil fast zwei Dutzend U-Bahn-Züge der neuesten Baureihe H gestern wegen technischer Mängel in die Werkstatt gefahren werden mussten, sind nun deutlich weniger Wagen im Einsatz. "Aus diesem Grund müssen wir auf den Linien U 5, U 6, U 7, U 8 und U 9 die größeren Taktabstände des Osterferien-Fahrplans aufrechterhalten", teilte der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski mit. Dadurch könne es in den verbliebenen Zügen "etwas voller werden", sagte Petra Reetz, die Sprecherin des Unternehmens.Ausgerechnet die modernsten U-Bahn-Züge, die sich im Bestand der BVG befinden, mussten nach einer Entscheidung der Technischen Aufsichtsbehörde des Landes Berlin (TAB) nun aus dem Betrieb genommen werden. Die ersten Serienfahrzeuge der Baureihe H waren 1997 aus Hennigsdorf geliefert worden - von der heutigen Firma Bombardier Transportation. Das besondere Kennzeichen der jeweils fast 99 Meter langen Sechs-Wagen-Verbände: Sie sind durchgängig begehbar. Doch ihre Radsatzlager haben einen entscheidenden Mangel: Sie verschleißen viel zu schnell.Entgegen den technischen Normen könne dieser Verschleiß schon nach 250 000 bis 300 000 Kilometern auftreten - was "in Einzelfällen" auch der Fall gewesen ist, teilten die Verkehrsbetriebe mit. "Die TAB und die BVG haben daraufhin entschieden, all die Züge dieser Bauserie, in denen noch die Original-Radsatzlager eingebaut sind und die eine Laufzeit von mehr als 120 000 Kilometern haben, vorsorglich außer Betrieb zu nehmen", hieß es. Nun würden in den U-Bahn-Werkstätten die anfälligen Radsatzlager ausgetauscht. Nach ersten Schätzungen werden davon rund 20 Züge betroffen sein, teilte Reetz mit. Zusammen mit den beiden ab 1995 gelieferten Vorserienfahrzeugen hat die BVG 46 Triebzüge dieser Baureihe.BVG-Chef Sturmowski bezeichnete den Austausch als "maximale Vorsichtsmaßnahme". Er bat die Fahrgäste um Verständnis, "aber die Sicherheit unserer Kunden hat für uns höchste Priorität". Die Werkstätten würden rund um die Uhr arbeiten, sodass Sturmowski davon ausgeht, dass spätestens von der zweiten Mai-Woche 2007 an der normale Fahrplan wieder gefahren werden kann.Unterdessen prüft die BVG, ob sie vom Hersteller Bombardier Transportation Schadensersatz fordert. "Unsere Fachleute sagen, dass Radsatzlager normalerweise frühestens ab 500 000 Kilometer verschleißen", berichtete Reetz. Der materielle Schaden würde sich auf mehrere Millionen Euro belaufen.Der Streit um die H-Züge, die wegen ihrer Breite von 2,60 Meter auf den fünf Linien des sogenannten Großprofils eingesetzt werden, ist nicht der einzige Konflikt. Wie berichtet, erwägt die BVG auch im Fall der 2,30 Meter breiten HK-Züge, die für die schmaleren Anlagen der Kleinprofil-Linien U 1 bis U 4 ausgelegt sind, Schadensersatzforderungen gegen Bombardier. Bei ihnen würden die Radsätze ebenfalls früher als üblich verschleißen, bemängelt die Technische Aufsichtsbehörde. Darum lehnt es die BVG ab, die bereits gefertigten Serienfahrzeuge dieser Baureihe, die im Werk Hennigsdorf stehen, zu übernehmen.------------------------------"Sicherheit hat für uns höchste Priorität." BVG-Chef A. Sturmowski