Schatzjäger wollen angeblich mit einem U-Boot im Stolpsee versenkten Nazi-Schatz suchen: 18 Kisten voller Gold und Platin
HIMMELPFORT. Der Goldpreis steigt und steigt - und mit ihm das Fieber der Schatzsucher. Jetzt will eine Gruppe von Geschäftsleuten der Legende um einen versunkenen Goldschatz in Brandenburg im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen. Englischen Zeitungen zufolge wird ab Oktober mit einem U-Boot der Grund des uckermärkischen Stolpsees abgesucht. Angeblich sollen hier in den letzten Kriegstagen 18 Kisten mit Gold von der SS versenkt worden sein.Wie die Daily Mail berichtet, hätten sich die nicht näher identifizierten Geschäftsleute zusammengetan, um die Suche im Stolpsee zu finanzieren. Anlass für die Aktion seien demnach neue Unterlagen, die sie im Bundesarchiv in Koblenz entdeckt hätten. Dabei handele es sich um SS-Akten und Zeugenaussagen, die nach Kriegsende zusammengetragen worden seien.Bekannte GeschichteZitiert wird etwa die Zeugenaussage eines Eckhard Litz, der einer alliierten Untersuchungskommission bestätigte, dass im März 1945 Gegenstände im Stolpsee versenkt worden seien. Eines Nachts seien SS-Einheiten mit Lastern an das Ufer gefahren. Er habe 20 bis 30 abgemagerte Männer in KZ-Kleidung gesehen, die schwere Kisten in zwei Schlauchboote verladen mussten. Sechsmal seien die Boote in die Seemitte gefahren und hätten dort die Kisten versenkt, gab Litz an. Als sie nach der letzten Fahrt an das Ufer zurückkehrten, habe die SS die KZ-Häftlinge erschossen. Ihre Leichen seien in die Schlauchboote gelegt und dann im See versenkt worden.Die Geschichte aus dem angeblichen Vernehmungsprotokoll ist fast auf den Tag genau vor 30 Jahren schon einmal erzählt worden und sorgte damals in der Ostberliner Normannenstraße für eine Art Goldrausch. Am 27. August 1981 war der damalige Stern-Reporter Gerd Heidemann - der ein paar Jahre später mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern Schiffbruch erleiden sollte - bei zwei ihm bekannten Offizieren der Stasi-Hauptverwaltung A (HVA) aufgetaucht und hatte ihnen eine Schatzkarte präsentiert. Die grobe Skizze zeigt den Stolpsee, ein Haus, einen überdimensional großen Nagel und zwei Baumstümpfe am Seeufer. In einem dieser Stubben, so zeigt es ein Pfeil an, soll der Nagel stecken. Am Nordufer des Sees erkennt man ein Kreuz auf einem angedeuteten Dachfirst und rechts davon das Wort "Petrus". Es gibt auch Zahlen und Pfeile und eine Linie, die eine Verbindung zieht zwischen dem Kreuz und dem Nagel.Irgendwo auf dieser Linie sollen, so erzählte es Heidemann den verblüfften HVA-Offizieren, die 18 Kisten liegen, die von der SS kurz vor Kriegsende versenkt worden seien. In den Kisten ein sagenhafter Schatz: 350 Kilo Gold und 100 Kilo Platin. Die Karte, die angeblich von einem hohen SS-Offizier aus Südamerika stammte, elektrisierte Stasi-Minister Mielke. Er ließ die Operation "Herbstwind" ausrufen und den Grund des nach 1945 mit Kriegstrümmern und Klärschlamm zugekippten Stolpsees absuchen. Umsonst. Die Goldkisten, deren Inhalt sich die Stasi mit Heidemann und seinen dubiosen SS-Freunden teilen wollte, blieben unauffindbar.Erich Köhler ist Ortschronist in Himmelpfort. Auch er kennt die Geschichte von der geheimnisvollen Aktion vom Frühjahr 1945. Viele Anwohner hätten früher davon erzählt, sagt der ehemalige Gemeindepfarrer. "Ob da allerdings Gold in den Kisten ist, wage ich zu bezweifeln", sagt Köhler. "Ich denke eher, die haben KZ-Unterlagen versenkt, um Spuren zu beseitigen." Die Schatzkarte, die im Berliner Stasi-Archiv liegt, zeigt seiner Meinung nach auch nicht den korrekten Versenkungsort an. "Einwohner haben mir erzählt, dass die Kisten eher dort liegen, wo die Havel in den Stolpsee einfließt", sagt er.Nach dem Fehlschlag der Stasi hatte im Jahr 2008 noch einmal ein Hobbyschatzjäger sein Glück versuchen wollen. Es kam aber nicht dazu, so dass es seit 1986 keine offizielle Suche im See gegeben hat.Ob es nun etwas wird mit der Goldsuche per U-Boot im Stolpsee, bleibt abzuwarten. Denn unklar ist, ob die unbekannte Gruppe bereits die nötigen Genehmigungen dafür hat. Wenn sich die Schatzjäger bislang noch nicht darum gekümmert haben sollten, dürfte der Termin Oktober kaum zu halten sein. Denn es braucht diverse Genehmigungen - Landesamt für Denkmalpflege, Schifffahrtsamt, Kampfmittelberäumungsdienst und Fischerei-Behörde etwa müssen zustimmen. Und auch dann wird sich der Traum vom Gold für die Investoren nicht erfüllen. Denn laut Brandenburger Gesetzen darf zwar gesucht werden; Bergungen sind aber nicht erlaubt. Vielmehr gehen, wie es offiziell heißt, "bei der Maßnahme vor Ort entdeckte bewegliche Bodendenkmale in das Eigentum des Landes Brandenburg über".Was ja auch nicht so schlecht wäre. Zumindest aus Sicht des Brandenburger Finanzministers.------------------------------Foto: Die Schatzkarte existiert - und beflügelt immer wieder die Fantasie.Foto: Beliebt nicht nur bei Schatzsuchern: Der Stolpsee im Norden Brandenburgs ist knapp 400 Hektar groß und mehr als zehn Meter tief.