Schauspielerin Rike Schmid ist Diplom-Soziologin und wird meist viel zu jung geschätzt: Vom Karneval verfolgt

Wenn die Schauspielerin Rike Schmid im Café von einer wildfremden alten Dame angelächelt wird, dann kann sie sich ziemlich sicher sein, dass diese Seniorin "Der Fürst und das Mädchen" gesehen hat. In drei Staffeln der ZDF-Serie, die 2002 bis 2007 produziert wurde, spielte Schmid neben Maximilian Schell eine der Titelrollen. Die Grundkonstellation erinnerte an den klassischen TV-Intrigantenstadel: "Macht, Intrigen, Liebe, Pathos. Das war wie ,Dallas' und hat Spaß gemacht, besonders auch, weil da sehr gute Schauspielerkollegen mitgespielt haben." Für ihr weiteres Berufsleben konnte sie dabei eine Menge mitnehmen: "In so einem Serienbetrieb muss immer alles schnell gehen. Es gibt viele Beteiligte mit eigenen Vorstellungen. Ich habe gelernt, besser für mich einzustehen und bestimmte Grenzen zu setzen."Wer aktuelle Fotos von Rike Schmid sieht und ihr Alter schätzen soll, tippt meist nicht älter als 18 oder 19 Jahre. Besonders dann, wenn sie auf den Fotos lacht. Deshalb versucht die in Köln Aufgewachsene, die vor acht Jahren nach Berlin zog und hier in Prenzlauer Berg im Haus eines Onkels lebt, der Architekt ist, beim Posieren möglichst wenig zu lachen. Schließlich wird sie im Juli schon 31 Jahre alt.Auch heute noch bekommt sie keine Rollen, in denen sie eine Mutter Anfang 20 spielen soll, weil sie in den Augen vieler Regisseure dafür zu jung aussieht. Verständlich, dass sie mit dem 30. Geburtstag im vergangenen Jahr nicht die Probleme bekam, die sich bei manchen ihrer Kolleginnen einstellen. "Ich hatte keine Kreischanfälle, weil ich dachte: Mein Gott, jetzt bin ich alt. Ich fand das ganz interessant."In dem Jahr, in dem sie in ihr viertes Lebensjahrzehnt eintrat, beendete Rike Schmid ihr Studium an der Freien Universität als Diplom-Soziologin. Ihre Diplomarbeit "Schauspielerinnen. Die Suche nach moderner weiblicher Identität" soll bald als Buch herauskommen, die Autorin hat sie dafür ein wenig umgeschrieben und gerade Korrektur gelesen. Das Studium war für sie eine gute Möglichkeit, sich von der - wie sie es nennt - berufsbedingten Egozentrik zu entfernen: "Ich wollte über andere Themen nachdenken als darüber, wie lang ich mein Haar tragen sollte."Früh hatte sie gemerkt, dass es für Schauspieler immer wieder monatelang kaum etwas zu tun gibt. Gerade auch dann, wenn man es wie sie nicht darauf anlegt, in möglichst kurzer Zeit ein Maximum an Geld zu verdienen.Am 7. Juni läuft zur besten Sendezeit auf RTL "Ausgerechnet Afrika" mit Rike Schmid als Ärztin in einem Buschkrankenhaus. Sie weiß heute schon, dass sie diesen in opulenten Bildern und teils sehr komödiantisch erzählten Film in ein oder zwei Jahren nicht still und heimlich aus ihrer Vita streichen wird. Überhaupt hatte sie meist ein gutes Händchen bei der Auswahl ihrer Filme: "Von der peinlichen Sorte habe ich zum Glück wenige gedreht."Manchmal fragt sich Rike Schmid, ob sie sich wieder für den Schauspielerberuf entscheiden würde: "Dann denke ich lange nach und entscheide mich immer für Ja." Wenn junge Leute den Drang in diesen Beruf verspüren, rät sie ihnen zu: "Das ist ein spannender und mühsamer Weg. Viele Identitätsfragen, die man sich als junger Mensch stellt, spielen da eine Rolle." Ein "Bedürfnis, sich mit anderen Menschenbildern zu beschäftigen", sollte allerdings vorhanden sein.Obwohl sie schon im Alter von zwölf Jahren mit kleinen Rollen am Theater angefangen hat, konnte man sie lange nicht mehr auf der Bühne sehen. "Das ist auf dem Weg verloren gegangen. Durch das Studium und weil ich viel gedreht habe. Ich hatte einfach keine Zeit mehr." Je älter sie werde und je öfter sie Theatervorstellungen an der Volksbühne und am Deutschen Theater aus der Zuschauerperspektive erlebe, desto klarer wird ihr: "Mir fehlt die Praxis. Wenn mich jemand fragen würde, dann wäre das allerdings eine Überlegung wert." Sie möchte aber nicht den ersten Schritt wagen: "Ich würde nicht hingehen und sagen: Nehmt mich, ich bin toll!"Der Umzug von Köln nach Berlin war für Rike Schmid auch eine Flucht vor dem Karnevalsbetrieb am Rhein: "Ich habe es nicht so mit Massenveranstaltungen und besonders nicht mit Massenbesäufnissen." Irritierend findet sie die Versuche, Karneval in Berlin zu etablieren: "Als ich zum ersten Mal Unter den Linden in einen Umzug geraten bin, war ich schockiert."------------------------------Foto: Bekommt keine Filmrolle als Mutter, weil sie nach Meinung der Regisseure zu jung dafür wirkt. Dabei ist Rieke Schmid schon 31 Jahre alt.