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Würde es die Wirtsleute jetzt beleidigen, wenn man die abgenagten Hühnerbeine nicht hinter sich würfe? Wie war das bloß, als sich die Ritter der Tafelrunde zu tagelangen Gelagen trafen? Fragen über Fragen, in die eine riesige, behaarte Hand platzt. Mit einem kühnen Schwung des Messers (rostfrei, made in Taiwan) werden die Reste vom irdenen Teller aufgespießt. Der neuzeitlich verweichlichte Besucher verkriecht sich noch ein Stück tiefer in seine tischtuchgroße Leinenserviette. Wer legt sich schon mit jemanden an, der aussieht, als könnte er rohe Kartoffeln mit der bloßen Hand zerdrücken?Wer den Weg zurück in finstere, gabellose Zeiten sucht, der tastet sich in der Großen Hamburger Straße 17 hinab in ein Backsteingewölbe, das früher mal Pferdestall, mal Brauereilager war. Nach über zwei Jahren Vorbereitungszeit hat Wirtin Heidi Barz hier die Schänke "Excalibur" eröffnet, die so gegensätzliche Aspekte wie Mittelalter und Variete unter eine Narrenkappe bringen will. Genug Zeit, um die aus Ritterrüstungen, Öllämpchen und rohgezimmerten Holzstühlen bestehende Dekoration zusammenzutragen: "Zu Hause aus den Schränken guckten mich überall die Morgensterne an "Mit Schalmeien, Trommeln und Drohgebärden spielt die historische Gruppe "In Extremo" auf. Der Moment, wo die Gästeschar notgedrungen das Gespräch einstellt und die Holzlöffel (erhält man, nachdem der Schatzmeister einen Obolus von 19 Mark erhalten hat) in eine klare Kräutersuppe taucht. "Die Rezepte waren schwer aufzutreiben", sagt Heidi Barz, "bis auf die Mönche haben die ja mehr geredet als geschrieben.""Hammelgelage" oder "Büßermenü" (acht Gänge ab 80 Mark), "Pfeffer vom Hasen" oder "Torte von König Manfred" - im "Excalibur" gibt es viel zu essen und weniger zu sehen. Zwar zetteln die Spielleute mal einen handfesten Streit an oder ein armer Pilger schlurft unter den von hinten beleuchteten Rüstungen in den Wandnischen entlang. Aber auf der Bühne passiert noch zu wenig, um dem Attribut "Variete" gerecht werden zu können. Solange keiner der Gäste sich erkühnt, einem anwesenden Ritter den Fehdehandschuh hinzuwerfen, bleibt's wohl beim Gelage. Die Zeche dafür muß übrigens nicht in Kreuzzügen abgedient werden, das "Excalibur" akzeptiert auch Kreditkarten.Carmen Böker Geöffnet täglich ab 18 Uhr, Reservierungen unter Tel. 4 41 10 50. +++