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Ja, träume ich denn?

„Der Doppelgänger“ nach Fjodor Dostojewskij feierte Premiere an der Vagantenbühne

Marie-Thérèse Fontheim, Magdalene Artelt und Friederike Ziegler (v.l.) sind alle miteinander: Herr Goljadkin.
Marie-Thérèse Fontheim, Magdalene Artelt und Friederike Ziegler (v.l.) sind alle miteinander: Herr Goljadkin.© Stella Schimmele

<strong><a target="_blank" rel="nofollow" href="https://bit.ly/3MjHLAM">DER DOPPELGÄNGER</a></strong>-Schauspiel nach der Erzählung von Fjodor M. Dostojewskij

Die Vagantenbühne Berlin versteht sich als Theater, das die Perspektive zeitgenössischer Autor:innen in den Mittelpunkt rückt. Sei es durch starke Theatertexte, neue Fassungen von Theaterklassikern oder für die Bühne bearbeitete Prosatexte.
Für „Der Doppelgänger“ hat sich der Theaterautor Clemens Mädge Fjodor Dostojewskijs Erzählung von 1846 angenommen. In dieser ist der Protagonist Herr Goljadkin mit dem plötzlichen Auftauchen seines Doppelgängers konfrontiert, der nicht nur den gleichen Namen trägt und ihm bis auf die Glatze gleicht, sondern auch in allem besser zu sein scheint als er.

Dieselbe Größe, dieselbe Körperform, dieselbe Kleidung, dieselbe Glatze – nichts, einfach nichts war ausgelassen worden, um vollkommene Gleichheit zu erreichen.

© Stella Schimmele

Bisher ist hauptsächlich die Fassung des „Doppelgängers“ bekannt, die Dostojewskij 20 Jahre nach Erscheinen gekürzt und geglättet hat. Wie surreal und komisch der junge Dostojewskij die Geschichte ursprünglich erzählt, bemerkt man in der Neuübersetzung Nitzbergs von 2021, die die Grundlage der Stückfassung von Clemens Mädge bildet. Dieser stellt nun das „ungenügende“ Individuum und den gekränkten Narzissmus des Einzelnen ins Zentrum. Ein Motiv, das so zeitlos wie aktuell ist. Besonders in unserer durchdigitalisierten Welt haben wir ständig die Möglichkeit, durch Weglassen oder Hinzufügen von Details, eine andere Version unseres Selbst zu erzeugen. Aber wann wird die Jagd auf unser „besseres“ Ich zu einer Flucht vor uns selbst?

Es war und ist wahrscheinlich unwahrscheinlich und punctum!

„Der Doppelgänger“ feierte am 03. Juni Premiere und ist im Juni nochmal am 24. und 25.06. zu sehen. Kathrin Mayr hat das Schauspiel mit den Schauspielerinnen Magdalene Artelt, Marie-Thérèse Fontheim und Friederike Ziegler inszeniert. Johanna Bajohr zeichnet sich für Bühne und Kostüme, Fabienne Dür für die Dramaturgie und Clemens Mädge zusätzlich zur Textfassung für die Musik verantwortlich.

Infobox image
© Stella Schimmele
Premiere am 03. Juni
Weitere Vorstellungen: 24.06. / 25.06.
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mit Magdalene Artelt, Marie-Thérèse Fontheim & Friederike Ziegler
Regie Kathrin Mayr
Bühne & Kostüme Johanna Bajohr
Textfassung & Musik Clemens Mädge
Dramaturgie Fabienne Dür
VAGANTENBÜHNE BERLIN
Kantstraße 12a | 10627 Berlin
Tel: 030 - 313 12 07