1. FC Kaiserslautern: Kuntz: "In der Öffentlichkeit greift man die Kollegen nicht an"

Der 1. FC Kaiserslautern hat im engen Rennen um den Relegationsplatz der Zweiten Liga nun auch noch Ärger mit Torjäger Mohamadou Idrissou. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes leitete gegen den Kameruner wegen dessen Verbalattacke gegen Schiedsrichter Wolfgang Stark nach der 2:4-Niederlage der Pfälzer bei Energie Cottbus ein Ermittlungsverfahren ein. Zudem suspendierte der FCK Abwehrspieler Jan Simunek vom Spiel- und Trainingsbetrieb der Profis.

Herr Kuntz, wie fühlt sich der FCK-Fan in Ihnen nach dem 2:4 in Cottbus?

So wie alle anderen Fans auch, wenn man einen Big Point verspielt hat. Das Spiel war wie die gesamte Saison ein Wechselbad der Gefühle. Trotzdem muss ich als Vereinsvorsitzender sagen: Noch können wir unser Saisonziel Wiederaufstieg erreichen. Wir haben das Spiel am Dienstag intensiv nachgearbeitet. Nun müssen wir uns auf die letzten drei Spiele konzentrieren.

Das fällt nicht leicht. Jan Simunek wurde am Dienstag suspendiert, Mo Idrissou polterte über Mitspieler und Schiedsrichter und Alexander Baumjohann kritisierte Idrissou. Von Simunek heißt es, er sei am vergangenen Wochenende zu später Stunde in einer Lauterer Kneipe gesehen worden.

Wir werden keine Einzelheiten zu seinem Vergehen öffentlich machen. Fest steht aber, dass wir unsere Ziele nur erreichen werden, wenn unsere Spieler sich mit diesem Ziel, ihrem Beruf und dem 1. FC Kaiserslautern zu hundert Prozent identifizieren.

Hat mangelnde Harmonie mit der fehlenden Leistungskonstanz zu tun?

Es stimmt, wir haben keine Stabilität in unserer Leistung. Zu analysieren, woran das liegt, ist hier nicht der richtige Rahmen, das würde jetzt meinerseits nur mit Floskeln geschehen. Wir haben nach dem Abstieg und dem Trainerwechsel mit der neuen Mannschaft das Ziel Wiederaufstieg ausgegeben. Daran, dass wir das schaffen können, glauben wir auch nach Cottbus.

Idrissou sagte am Montag: „Manche Spieler hier haben keine Eier. Ich erkenne meine Mannschaft nicht wieder. Jeder macht was er will und das schon die ganze Woche über. Wir sind einfach nur dumm, die dümmste Mannschaft der Zweiten Liga.“

Die Art und Weise geht nicht. Es gibt einen Ehrenkodex, nach dem man die Kollegen nicht angreift in der Öffentlichkeit. Aber ich muss auch sagen: Am Kern der Aussagen ist was Wahres dran. Ich hoffe, dass das jetzt zu Reibung und Emotionen in der Mannschaft führt.

Idrissou droht eine Sperre vom DFB, weil er über Schiedsrichter Wolfgang Stark gesagt hat: „Er sagt, ihm gefällt meine Körpersprache nicht. Ich habe eine Männer-Körpersprache. Ich bin nicht schwul und werde auch kein Schwuler sein. Das ist sein Problem. Ich bin nicht der Einzige, der schlecht über diesen Schiri redet.“ Muss er auch mit einer Strafe durch den Verein rechnen?

Wir klären die Dinge intern. Was vom DFB kommt, müssen wir abwarten.

Politisch korrekt sind seine Aussagen auch nicht.

Man kann solche Aussagen nicht mit dem gleichen Maßstab wie die Aussage eines Politikers beurteilen. Das Interview fand wenige Minuten nach Spielschluss statt. Mo ist sehr emotional, hat einen völlig anderen kulturellen Hintergrund und einen anderen Wortschatz. Aus ihm spricht riesige Enttäuschung und er hat niemanden angegriffen oder beleidigt.

Alexander Baumjohann sagte über Idrissous Äußerungen: „Ich denke, es ist der falsche Weg, immer über andere Spieler zu reden und sich selbst das ganze Spiel über mit dem Schiedsrichter anzulegen. Einige Spieler sollten lieber mal auf sich selbst schauen.“

Auch da liegt ja im Kern etwas Wahres. Aber auch das hätte man intelligenter zum Ausdruck bringen können.

Das große Talent Baumjohann steht mit seinen Leistungsschwankungen sinnbildlich für die instabile Saison des FCK. Warum kommt sein Potenzial so selten zum Ausdruck?

Das müssen Sie ihn selbst fragen.

Das kann ich gerade nicht …

… ja, der Trainer versucht schon die ganze Saison, sein Potenzial zu wecken. Es liegen ja zwischen dem Potenzial von Reus oder Götze und Baumjohann keine Welten. Aber an irgendeinem Punkt liegen zwischen Reus oder Götze und Alexander eben doch die sprichwörtlichen Welten. Jeder ist für seine Entwicklung irgendwo auch selbst verantwortlich.

Das Spiel in Cottbus und die Begleitumstände wirken wie ein herber Rückschlag im Aufstiegsrennen.

Als wir 1991 mit dem FCK Meister wurden, haben wir auch den Matchball bei einem Heimspiel gegen Gladbach vergeben. Aber nach dem Spiel hat es eine Reaktion in der Mannschaft gegeben und wir haben in Köln am letzten Spieltag 6:2 gewonnen. Das erhoffe ich mir nun auch von dieser Mannschaft.

Der FSV Frankfurt hat nichts zu verlieren am Sonntag und kann den FCK mit einem Sieg von Platz drei verdrängen.

Wir haben höchsten Respekt vor der Arbeit des FSV. Aber ehrlich gesagt, ist es mir egal, wer jetzt auf den Betzenberg kommt. Wichtig ist doch vor allem, wie sich unsere Mannschaft präsentiert.

Das Gespräch führte Tobias Schächter