1 Fc Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf: Erneut vergeben die Eisernen einen sicher geglaubten Sieg
Düsseldorf - Um Jakob Busk herum dröhnte die Gute-Laune-Musik, tausende Menschen sangen: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit.“ Auf ewig in diesem Moment zu verharren − für den Torwart des 1. FC Union war dies die schlimmstmögliche Vorstellung. Immer wieder den Fehler vor Augen zu haben, der seinem Team Sekunden zuvor die erste Saisonniederlage beschert hatte − in einer Partie, die eigentlich gewonnen war: 2:3 (0:1) bei Fortuna Düsseldorf. Busk ging ein paar ziellose Schritte zur Seite, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, taumelte zurück und kauerte auf der Torlinie, faste sich an die Stirn. Hände tätschelten seinen Kopf, Fabian Schönheim spendete Trost, Michael Parensen Aufmunterung. Busk wünschte sich Einsamkeit.
Tja, so kann sich ein Trainer täuschen. Unheimlich mutig spiele Düsseldorf in dieser Saison, hatte Jens Keller vorab festgestellt. Und ja, zumindest damit sollte er richtig liegen. Dass dies seinen Unionern zum Vorteil gerate, war jedoch ein Irrglaube. Mit dem Startelfdebütanten Akaki Gogia und dem genesenen Toni Leistner für die verletzten Marc Torrejón und Steven Skrzybski trumpfte seine Elf nur in der Phase auf, in der die Gastgeber der Mut vorübergehend verließ.
Ehe Fortuna mit noch mehr Zuversicht das von den Berlinern gedrehte Spiel erneut wendete. „Das tut uns weh“, sagte Keller und war in seinem Fazit schnell bei der Szene in der ersten Nachspielminute: „Beim dritten Tor weichen wir nach hinten, natürlich kann der Torwart den halten, aber eigentlich darf Florian Neuhaus gar nicht zum Schuss kommen.“
Japanischer Sohlentrick
Und schon beim Ausgleich in der 84. Minute hatten seine Fußballer dem Mut des Gegners nichts entgegenzusetzen gehabt, was vor allem Toni Leistner empörte. „Genau das hatten wir vor dem Spiel angesprochen: zweite Bälle nach langen Einwürfen. Deswegen ist es umso ärgerlicher, dass wir da schläfrig sind“, sagte der Innenverteidiger.
Angefangen hatte der Nachmittag, an dem sich die Berliner nichts weniger vorgenommen hatten, als im dritten Spiel nacheinander den Tabellenführer zu stürzen, mit ganz vielen Defensivproblemen und dem aus einem Eckballgetümmel resultierenden 0:1 durch Marcel Sobottka. Offensiv hatte Gogia zwar die eine oder andere gute Szene mit dem Ball am Fuß, allerdings war das Manko, dass der Ball nur selten bis zu seinem Fuß kam.
„Die erste Hälfte war katastrophal“, bilanzierte Leistner so hart wie ehrlich. Verwies aber auch auf den eindrucksvollen Umschwung nach dem Seitenwechsel. „In der Halbzeitpause haben wir dann die richtigen Worte gefunden und an ein paar Stellschrauben gedreht.“
Opfer des Mutes
Plötzlich waren die Düsseldorfer eingeschüchtert, und Union nutzte Fortunas Angst vor dem Ausgleich. Erst wuchtete Damir Kreilach einen Eckball von Christopher Trimmel ins Netz, dann bewies der eingewechselte Atsuto Uchida, dass er ganz bestimmt nicht nur verpflichtet wurde, weil sich dadurch die Fangemeinde der Eisernen nach Fernost ausdehnt. Der eigentliche Rechtsverteidiger übernahm Gogias Angriffsrolle, zog den Ball mit der rechten Sohle brillant durch den gegnerischen Strafraum und zwang mit seiner Hereingabe Kaan Ayhan zum Eigentor. 2:1. Düsseldorf nach 78 Minuten am Boden. Oder?
Jetzt wurde Union Opfer des Mutes, den Union-Coach Keller ursprünglich zu bestrafen gedachte. Auch Fortuna Düsseldorf hat sich kurz vor Ende Transferfrist einen Japaner geangelt, der ebenfalls mehr kann, als Selfies in die Heimat schicken. Aus dem freien Rückraum donnerte Takashi Usami das von Kreilach zu ihm geleitete Spielgerät an Busk vorbei.
Damit hätten die Unioner aufgrund des wechselhaften Spielverlaufs leben können. Nachdem Busk den Schuss von Neuhaus durchrutschen ließ, war da aber nur noch Schmerz und der Wunsch, dass dieser Tag bitte ganz schnell vorbei sei. Er erinnerte arg an vergangene Saison, als zwei Gegentore in den letzten zehn Minuten Union um den Sieg und die Aufstiegschance brachten. Nur stand damals Daniel Mesenhöler im Tor.