1. FC Union Berlin verliert gegen Heidenheim: Ein ganz mieser Abend für die Eisernen

Berlin - Berliner schauen ja eher selten über ihren Stadttellerrand. Fans des 1. FC Union konnten es zuletzt gefahrenlos riskieren. In Randlage gab es in der vergangenen Woche nämlich erstaunlich viele Wortmeldungen und Berichte, die den Aufstieg in die Erste Liga zum Thema hatten und dabei stets um einen Aufstiegskandidaten erweitert waren. Seit dem Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig scheint Union auch außerhalb Berlins mehr als nur eine Aufstiegsaußenseiterwette wert zu sein. Am Freitagabend hat sich Quote allerdings verändert. Nach der Niederlage beim 1. FC Heidenheim (3:0) sind die Berliner erst mal wieder nur der Verfolger der Verfolger im Aufstiegsrennen.

Erzwungene Fehler

Eine flott geschmierte Pressingmaschine hatte Heidenheims Trainer Robert Schröder erwartet, und er sollte sich zunächst nicht getäuscht haben. Union griff früh an, drei Spieler warfen ihre Beine in jeden gegnerischen Spielaufbau, sie erzwangen Fehler, wackelige Pässe und Einwürfe weit von eigenen Tor entfernt. Nur konnten sie mit dem erpressten Ballbesitz überraschend wenig anfangen. Ein schönes Solo von Kristian Pedersen war der Höhepunkt ihres Spiels. Die Zwischenbilanz ihrer gesamten ersten Halbzeit war sehr bescheiden. Torchancen? Null. Torschüsse? Ein halber. Und Gegentore? Ein ganzes.

Und bei diesem sah das Team von Trainer Jens Keller so aus, als hätten es gerade keine Lust, es ernsthaft zu verhindern, was sogar noch überraschender war. Jedenfalls köpfte Fabian Schönheim einen langen Ball kurz auf Pedersen, der wiederum überließ ihn schier freiwillig dem Gegner, und weil auch niemand – hallo, Herr Damir Kreilach? – den Heidenheimer Robert Strauß an seinem Freitagabendspaziergang Richtung Sechzehnmeterraum hindern wollte und – huhu? – Roberto Puncec nur so tat, als wollte er den Torschuss von Tim Kleindiest blocken (34.), ging Keller mit einer ganz finsteren Miene in die Kabine. Dazu hatte er einen Blick aufgesetzt, der sagte: „So nicht, Freunde!“ Aber wie bloß? Das war die große Frage der zweiten Halbzeit.

Fuß statt Ball getroffen

In der waren dann erst dreizehn Minuten gespielt, als der Heidenheimer Marc Schnatterer eine sehr gute Idee hatte und den Ball mit der Hacke auf den in die Box gesprinteten Kollegen Strauß spielte. Weniger gut war hingegen die Idee von Unions Dennis Daube, der zu einer Grätsche ansetzte und dabei nicht den Ball, dafür wohl den linken Fuß von Strauß traf. Es gab Elfmeter, es fiel das 2:0, und dann musste Daube auch noch ausgewechselt werden. Mit offensichtlich sehr starken Schulterschmerzen. Ferndiagnose: mindestens ausgekugelt. Der Abend wurde noch schlimmer. Keller sollte später sagen. „Wir haben zu wenig Energie in dieses Spiel gelegt.“ Und: „Wir waren zu einfallslos im Spielaufbau.“ Also: „Wir haben verdient verloren.“

Eine Viertelstunde vor dem Ende und einige Heidenheimer Konterchancen später stand Simon Hedlund vor dem Ball, davor stand eine Mauer. Es gibt bessere Freistoßpositionen, aber diese war so schlecht nicht, dass er sie so deutlich vergeben musste. Wie bei einen viel zu doll auf den Kopf gehauenen Tipp-Kick-Männchen ging der Ball steil und steiler nach oben und wäre wohl aus dem Stadion geflogen, hätte ihn nicht das Hintertornetz aufgefangen. Erst, wenn Hedlund so ein Ding mal reinmacht, wird man aufhören zu wiederholen, dass er ja der teuerste Transfer der Unioner Klubgeschichte ist.

Zwei Szenen noch: Acht Minuten vor dem Abpfiff wollte Sören Brandy irgendetwas tun, vielleicht ein letztes Zeichen des Widerstands setzen oder einfach nur Frust abbauen an der Seitenauslinie und am Gegenspieler Strauß. Es gab zu Recht die Gelbe Karte. Und in der zweiten Minute der Nachspielzeit nicht weniger zu Recht fiel das dritte Gegentor. Union hätte die Randerscheinung Heidenheim wohl etwas ernster nehmen können. (BLZ)