Urs Fischer: „Letzten Schritt wagen“ – so kann Union die Königsklasse erreichen

Im letzten Heimspiel gegen Werder Bremen kann der 1. FC Union Berlin die Champions League erreichen. Wie, erklärte Unions Cheftrainer Urs Fischer in der Pressekonferenz. 

Unions Cheftrainer Urs Fischer während einer Trainingseinheit in Köpenick. 
Unions Cheftrainer Urs Fischer während einer Trainingseinheit in Köpenick. Matthias Koch/Imago

Man muss nicht wiederholen, was der 1. FC Union Berlin mit einem Sieg im letzten Heimspiel am Sonnabend um 15.30 Uhr gegen Werder Bremen erreichen kann: die Champions League. „Hallo“, grüßte Cheftrainer Urs Fischer zum letzten Mal in dieser Saison mit seinem Schweizer Akzent in die Runde. Am Donnerstag war es für ihn die letzte Pressekonferenz vor einem Spiel, und man konnte in seinen Augen Konzentration, aber auch eine gewisse Spannung lesen. Das Gegenteil wäre vor so einem Spiel auch seltsam.

„Es geht um viel“, sagte Fischer. „Es wird eindeutig Spannung da sein. Aber trotzdem braucht man dann auch Lockerheit“, sagte der 57-jährige Trainer. Gegen Bremen erhofft er sich eine „gute Mischung“ zwischen den beiden Teams, um am Sonnabend die entscheidenden drei Punkte zu holen. „Jetzt haben wir es in unseren eigenen Händen, die Möglichkeit, diesen ganz großen Sprung zu schaffen, und das erzeugt natürlich auch Druck. Der gibt dir dann auch was, der Druck darf aber nicht zu groß sein“, fügte er hinzu. „Was ist größer? Die Lust auf einen Sieg oder die Angst, noch etwas zu verspielen?“, fragte sich Fischer.

Dass sich die Mannschaft etwas enttäuscht nach der Niederlage bei der TSG Hoffenheim zeigte, wollte der Cheftrainer nicht verschweigen. „Die Statistik war eigentlich gegen Hoffenheim sehr gut. Bei allen entscheidenden Punkten hatten wir Vorsprung: von den Torschüssen bis zur Passquote. Aber wir haben Fehler gemacht, und das müssen wir im nächsten Spiel besser machen.“

Die Köpenicker seien selbstkritisch gewesen und hätten aus ihren Fehlern gelernt. „Die Aufgabe beginnt von Neuem, was gewesen ist, das kann dir in der Vorbereitung helfen, aber am Schluss geht es von vorne los“, sagte Fischer in Bezug auf den etwas holprig wirkenden Saison-Endspurt der Köpenicker. In Hoffenheim und Augsburg konnten die Eisernen keinen einzigen Punkt mitnehmen, dafür gewannen sie das Duell gegen den punktgleichen SC Freiburg, den es am Sonnabend auch im Fernduell auf Distanz zu halten gilt.

Fischer: „Werder Bremen wird uns nichts schenken“

„Es wird eine herausfordernde Aufgabe sein“, sagte Fischer in Bezug auf Werder Bremen. „Auch wenn die letzten Ergebnisse nicht positiv gelaufen sind für die Bremer, waren es ganz enge Spiele. In Leipzig lagen sie 1:0 in Führung, kassierten dann in den letzten Minuten zwei Tore. Wir brauchen einen guten Tag“, da ist sich der Trainer der Eisernen sicher, wie auch darüber, dass Werder Bremen „uns nichts schenken wird“. Ungeachtet dessen, dass die Mannschaft von Trainer Ole Werner nichts mehr in der Bundesliga zu befürchten hat. Mit 36 Punkten ist Werder auf Tabellenplatz zwölf und als Aufsteiger seit dem vergangenen Wochenende raus aus dem Abstiegskampf.

Der Bremer Niklas Füllkrug ist mit 16 Toren der beste Torjäger der Bundesliga und möchte ungern am letzten Spieltag überholt werden. Gerade Füllkrug und Marvin Ducksch erwähnte Fischer mehrmals während der Pressekonferenz – er weiß, dass vom Bremer Sturmduo am Sonnabend Gefahr für das Tor von Frederik Rönnow ausgehen könnte. Die gute Nachricht: Robin Knoche ist wieder dabei und hat die letzten Trainingseinheiten mit absolviert.

„Er ist fit für die Startelf. Ich muss über seine Bedeutung für unser Spiel nicht viel sagen“, meinte Fischer. Die Statistiken sprechen für sich. Und das nicht nur in der Abwehr: Gegen Freiburg hat Knoche etwa auch zwei Tore für Sheraldo Becker aufgelegt. Im Allgemeinen ist der Innenverteidiger von grundlegender Bedeutung für das Aufbauspiel der Köpenicker. Urs Fischer verriet nicht viel zur kommenden Aufstellung. „Ich habe sie aber schon zu 95 Prozent im Kopf“, sagte er.

Die Köpenicker Festung: 22-mal unbesiegt in der Alten Försterei

Das Stadion An der Alten Försterei ist für den 1. FC Union in den vergangenen Monaten zur Festung geworden, kein einziges Mal haben die Rot-Weißen im Laufe der Saison zu Hause verloren. „Wenn du 22-mal nicht verloren hast, dann hilft dir auch ein Heimspiel, das Publikum. Dann helfen uns unsere Fans“, meinte Fischer. „Diese Unterstützung in einem Spiel, das ein bisschen schwieriger wird und wo man ein bisschen leiden muss, kann dir eigentlich nur helfen.“

In den vergangenen Wochen sprach Fischer ungern über die Champions League, aber jetzt, wo die Europa League mathematisch erreicht ist und nur ein Spiel bis zum Saisonende fehlt, weiß der Trainer genau, was am Sonnabend passieren könnte: „Wir spielen die Gruppenphase der Europa League, das kann uns keiner nehmen. Wir können aber nächste Spielzeit Königsklasse spielen, dafür müssen wir diese Mischung zwischen Spannung und Lockerheit spürbar machen und diesen letzten Schritt wagen.“