Wild, fahrig und kopflos: Die Union-Einzelkritik zum irren Remis
Der 1. FC Union Berlin spielt gegen Saint-Gilloise Wild-West-Fußball. So richtig überzeugen kann beim 3:3 kein Profi der Eisernen.

Herausragend
Kein Unioner.
Gut zu Fuß
Josip Juranovic: Die Europapokal-Abende scheinen ihn zu beflügeln. Erzielte gegen Ajax sein erstes Pflichtspiel-Tor für Union, legte nun mit einem sehenswerten Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:1 nach. War auf der für ihn ungewohnten linken Seite viel aktiver als noch gegen Köln.
Danilho Doekhi: Der Abwehr-Hüne schaltete sich auf seiner rechten Abwehrseite überraschend häufig ins Offensivspiel ein. Seine Hereingaben aus dem Halbfeld waren auch gar nicht ungefährlich. Hinten zunächst ohne Fehl und Tadel, beim dritten Gegentreffer kam auch er zu spät.
Mit Eifer dabei
Rani Khedira: Schreckmoment, als der Sechser nach einer halben Stunde über eine Minute am Boden liegenblieb. Konnte zum Glück weitermachen und weiter Bälle verteilen. Insgesamt aber recht unauffällig.
Frederik Rönnow: Beim ersten Gegentor konnte der Schlussmann nur ungläubig der Kugel hinterherschauen, die genau im Eck einschlug. Ansonsten sicher beim Abfangen von Hereingaben aus dem Halbfeld. In der zweiten Halbzeit zwei weitere Male kalt erwischt. Kein Tag für einen Torhüter.
Morten Thorsby (bis 77.): Stand etwas überraschend in der Startelf, war dann aber gerade in der Anfangsphase einer der präsentesten Unioner. Später oft fahrig in seinen Aktionen.
Kevin Behrens (bis 63.): Unglücksrabe beim 0:1. Von seinem Fuß abgefälscht flog der Ball unhaltbar für Rönnow ins Tor. Im Angriff gut ins Spiel eingebunden. Seine beste Chance vergab er per Kopf nach Ecke (17.). Völlig unstrittig seine Abseitsposition als er den Ball nach Thorsby ins Tor der Belgier verlängerte (36.).
Aissa Laidouni (ab 63.): Brachte viel Elan mit auf den Platz, konnte in einem immer wilder werdenden Spiel aber auch keine konstruktive Idee mehr entscheidend einbringen. Dürfte am Sonntag in Wolfsburg wieder von Beginn an dabei sein.
Luft nach oben
Robin Knoche: Weniger stabil als man es von dem Abwehrchef gewohnt ist. Hier ein Ballverlust, dort ein verlorener Zweikampf, da ein verunglückter langer Ball. Ganz mieser Elfmeter, aber zum Glück erfolgreich im Nachschuss. Beim dritten Gegentor ließ er sich zu einfach aus dem Spiel nehmen.
Diogo Leite: Es passte hinten einfach zu oft nicht. Die Abstimmung mit Nebenmann Knoche war nicht optimal. Saint-Gilloise zwang den Portugiesen oft ins Aufbauspiel - und das war bei ihm nicht gut.
Janik Haberer (bis 63.): Sehr aktiver Beginn des ehemaligen Freiburgers. Genau diesen Esprit hatte man zuletzt bei ihm ein wenig vermisst. Später dann bei zwei aussichtsreichen Schnellangriffen mit ungenauen Pässen in den Rücken seiner Mitspieler und von da an auf Tauchstation.
Sheraldo Becker (bis 77.): Kam schon in der Anfangsphase einem Treffer sehr nah, als Gästetorhüter Anthony Moris seinen Aufsetzer entschärfte (9.). Danach aber zu ungefährlich in seinem 13. Pflichtspiel hintereinander ohne eigenen Torerfolg.
Christopher Trimmel (bis 77.): Kopflos bei seinem haarsträubenden Ballverlust vor dem zweiten Gegentreffer. Den Fehler in der Vorwärtsbewegung konnte keiner seiner Mitspieler mehr ausbügeln. Bis dahin war's noch ein solider Auftritt des Österreichers.
Jordan Siebatcheu (ab 63.): Vergab eine Minute nach seiner Einwechslung die Mega-Möglichkeit auf den erneuten Ausgleich. Kommt in nahezu jedem Spiel für Behrens auf den Platz und bringt fast nie nennenswerte Impulse.
Unterdurchschnittlich
Kein Unioner.
Zu spät gekommen
Sven Michel, Jamie Leweling und Niko Gießelmann (alle ab 77.). Der erstgenannte Joker stach ganz spät! Michel besorgte das viel umjubelte Tor zum 3:3-Endstand.