Union gegen Köln ist auch ein Duell zwischen Linton Maina und Sheraldo Becker

Wenn die Eisernen am Sonnabend den 1. FC Köln empfangen, können die beiden flinken Offensivspieler beider Vereine den Unterschied ausmachen.

Der gebürtige Berliner Linton Maina (r.) war auch von Union Berlins Diogo Leite im Hinspiel gegen den 1. FC Köln im Laufduell nicht immer leicht einzuholen.
Der gebürtige Berliner Linton Maina (r.) war auch von Union Berlins Diogo Leite im Hinspiel gegen den 1. FC Köln im Laufduell nicht immer leicht einzuholen.Team 2/Imago

Auf den Außenbahnen gehören sie zu den schnellsten Spielern der Fußball-Bundesliga. Wenn Sheraldo Becker und Linton Maina von ihren Mitspielern mit langen Bällen auf die Reise in die gegnerische Hälfte geschickt werden, braucht es schon einen ebenso flinken Verteidiger, der die beiden Offensivleute des 1. FC Union Berlin und des 1. FC Köln stoppen kann. Dieser in nahezu jedem Spiel zu beobachtende optische Eindruck wird durch beeindruckende Zahlen bestätigt: Mit gemessenen 36 Stundenkilometern belegt Becker gemeinsam mit dem Leverkusener Jeremie Frimpong den fünften Platz, Maina liegt mit 34,81 Stundenkilometern auf dem 34. Rang in der ligaweiten Geschwindigkeitsmessung.

Nach Hinspielsieg in Köln kletterte Union an die Spitze

Im System beider Mannschaften sind beide Offensivleute ein wichtiges Element, um Lücken in der gegnerischen Abwehr zu reißen, gefährliche Flankenläufe hinzulegen, Tore vorzubereiten oder um selbst zu vollstrecken. Die Erinnerungen an ihr erstes direktes Aufeinandertreffen in der Bundesliga aber dürften unterschiedlicher kaum sein. Während Maina am 7. Spieltag seine Stärken nicht einbringen konnte, weil der 1. FC Union das Spiel der Kölner gerade in der Anfangsphase mit druckvollem Pressing in der Hälfte des FC unterband, war Becker der Vorbereiter des am Ende spielentscheidenden Eigentors von Timo Hübers und bekam wegen einer hauchzarten Abseitsstellung einen eigenen Treffer nach Videobeweis aberkannt. Nach dem Schlusspfiff aber konnte er mit der Mannschaft nach dem 1:0-Sieg über den Sprung an die Spitze der Bundesliga jubeln.

Wenn die beiden Flügelflitzer mit afrikanischen Wurzeln – Mainas Vater kommt aus Kenia, Becker ist Nationalspieler für den Surinam – am Sonnabend im Stadion An der Alten Försterei (15.30 Uhr) zum zweiten Mal in einem direkten Duell in der Bundesliga aufeinandertreffen, dürften die Augen in beiden Mannschaften abermals auf sie gerichtet sein. Vor allem Maina freut sich auf den Vergleich in der Heimat. „Es ist immer etwas Besonderes, in Berlin zu spielen, auch wenn die Alte Försterei weit weg von meinem Zuhause ist“, sagt Maina, der in Prenzlauer Berg groß wurde und 2014 aus dem Jugendbereich des SV Empor Berlin in das Nachwuchsprogramm von Hannover 96 wechselte. Von der U17 hatte er in der niedersächsischen Hauptstadt den Sprung zu den Profis geschafft, war dort aber in seiner Entwicklung stagniert und unternahm in Köln einen neuen Anlauf.

Nach bislang 21 absolvierten Bundesligaspielen in dieser Saison sei er derzeit sehr zufrieden, erzählte Maina in dieser Woche in der Presserunde. „Die letzten Jahre waren nicht einfach für mich. Ich bin hier wieder gut in die Spur gekommen und freue mich, dass ich so viel Spielzeit bekomme.“ Einen großen Anteil daran hat Steffen Baumgart, für den das Spiel am Sonnabend ebenfalls eine Rückkehr in den Stadtteil ist, in dem er noch immer lebt, zu dem Verein, für den er selber gespielt hat und bei dem er Mitglied ist.

Dass die Aufgabe in ihrer zweiten Heimat keineswegs einfach wird, wissen Spieler und Coach des 1. FC Köln. „Wir wissen, was uns da erwartet, Union ist zu Hause schon lange ungeschlagen. Wir wissen aber auch, wie man sie knacken kann“, sagt Maina und bekam in dieser Einschätzung den vollen Zuspruch seines Trainers. „Nur weil sie lange nicht verloren haben, heißt das ja nicht, dass sie nicht verlieren können“, sagte Baumgart am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem 1. FC Union und dessen Trainer Urs Fischer, mit dem er gelegentlich telefoniert und zu außergewöhnlichen Leistungen gratuliert, wie er erst im vergangenen Jahr im Interview mit der Berliner Zeitung erzählte.

Steffen Baumgart sieht keinen Knick beim 1. FC Union Berlin

Von diesen außergewöhnlichen Leistungen hat Fischer auch in dieser Saison wieder zahlreiche vollbracht. Neben dem Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal, dem Einzug in das Achtelfinale der Europa League haben sich die Eisernen auch in der Spitze der Bundesliga festgesetzt, liegen nach der Niederlage beim FC Bayern nur drei Punkte hinter dem Spitzenduo aus München und Dortmund. „Man rechnet ja immer damit, dass irgendwann der Knick nach unten geht. Aber der Knick geht stattdessen immer nach oben“, sagt Baumgart über die Leistungskurve seines Trainerkollegen.

Der Erfolg des 1. FC Union ist auch in Fischers Bewertung der eigenen Leistungen, die stets wie Understatement klingt, aber offensichtlich zielführend für die Bodenhaftung und den Fokus auf die Aufgabe ist, zu finden. Natürlich blieb Fischer auch am Donnerstag in der Pressekonferenz dieser Linie treu, sprach vor dem Duell mit dem 1. FC Köln von einer laufstarken Mannschaft mit einer sehr guten Präsenz im Strafraum und einer sehr interessanten Aufgabe. Und auch er wird sicherlich gespannt sein, ob am Sonnabend Sheraldo Becker oder Linton Maina das Rennen gewinnt.