Damir Kreilach im Interview: „Der Erfolg von Union ist wirklich unheimlich“

Im Exklusivinterview mit der Berliner Zeitung spricht Damir Kreilach über die Situation bei Union Berlin, Landsmann Josip Juranovic und einen möglichen Titel.

Damir Kreilach verließ Union Berlin im Februar 2018. Das Geschehen bei den Eisernen verfolgt er aber bis heute intensiv aus der Ferne.
Damir Kreilach verließ Union Berlin im Februar 2018. Das Geschehen bei den Eisernen verfolgt er aber bis heute intensiv aus der Ferne.IMAGO

Als Damir Kreilach noch für den 1. FC Union Berlin spielte, war nicht absehbar, dass der Verein irgendwann einmal ernsthafter Anwärter auf einen Startplatz in der Champions League sein könnte. Mit dem Kroaten als Kapitän spielten die Köpenicker seinerzeit noch in der Zweiten Liga. Kreilach wechselte im Februar 2018 in die USA zu Real Salt Lake, ein paar Monate später übernahm Trainer Urs Fischer das Ruder bei Union – und der Verein setzte zum Höhenflug an.

Im Exklusivinterview mit der Berliner Zeitung spricht der heute 33-Jährige über sein immer noch besonderes Verhältnis zu den Eisernen und die gegenwärtige sportliche Situation. Und er erzählt, dass er es nicht bereut, beim momentanen Aufschwung nicht mehr aktiv dabei zu sein.


Herr Kreilach, nach Salt Lake City sind es im Vergleich zu Berlin acht Stunden Zeitunterschied. Schaffen Sie es in den USA, die Spiele des 1. FC Union zu schauen?

Natürlich, das ist gar nicht so schwer. Wenn Union in Deutschland am Nachmittag spielt, ist es bei uns 8 Uhr morgens. Ich schaue fast jedes Spiel und informiere mich auch darüber hinaus über alles, was den Verein betrifft. Für die deutschen Zuschauer ist es dagegen eher schwer, unsere Spiele zu sehen, denn die laufen dann mitten in der Nacht.

Dann dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass es bei Ihrem Ex-Verein weiter rasant nach oben geht.

Ich gucke mit Stolz darauf, was der Verein in den letzten Jahren geleistet hat. Union Berlin ist das beste Beispiel dafür, wie sich ein Verein auf lange Sicht positiv entwickeln kann. Alle Spieler, die Mitarbeiter und Fans ziehen an einem Strang und haben dasselbe Ziel vor Augen. Der Erfolg ist wirklich unheimlich.

Union Berlin ist noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Dritter in der Liga, Viertelfinale im DFB-Pokal, Achtelfinale in der Europa League. Holt der Verein in dieser Saison einen Titel?

Ich würde mir das von ganzem Herzen wünschen, der Verein hätte es verdient. Was Trainer Urs Fischer in den fünf Jahren, seit er da ist, aufgebaut hat, ist fantastisch. Gerade die Meisterschaft erscheint natürlich erst einmal unrealistisch, aber im Fußball weiß man nie.

Urs Fischer kam damals nur vier Monate nachdem Sie den Verein verlassen haben. Sind Sie wehmütig, diese Phase aktuell nicht mehr mitzuerleben?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe selbst so viele besondere Momente bei Union erlebt, zum Beispiel mein letztes Spiel, in dem mich die Fans durchgehend gefeiert haben, oder die Choreografie mit mir als Spieler damals im Pokal in Dortmund. Das war außergewöhnlich.

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Zur Person
Echte Vereinstreue gibt es im Fußball nur noch ganz selten, doch Damir Kreilach lebt genau das vor. Fünf Jahre spielte er für die Profis von HNK Rijeka in Kroatien, danach von 2013 bis 2018 beim 1. FC Union Berlin. Aktuell startet er bei Real Salt Lake City in seine sechste Saison in der MLS (USA). Der 33-Jährige ist zweifacher Familienvater. Seine Beziehung zu Berlin wird allein schon deshalb immer eng sein, weil hier die ältere seiner zwei Töchter geboren wurde.

Aktuell gibt es nach Ihnen wieder einen Kroaten, der das Publikum begeistert. Josip Juranovic hat sich binnen weniger Wochen zum absoluten Leistungsträger entwickelt.

Ich habe seine Karriere schon verfolgt, als er noch in Kroatien bei Hajduk Split gespielt hat. Da konnte man schon sehen, dass er ein Spieler ist, der sein Herz auf dem Platz lässt. Mit ihm hat Union einen richtig guten Fang gemacht, auch weil er offensiv eine Waffe bei den Standardsituationen ist.

Seit 2018 spielt und jubelt Damir Kreilach in den USA für Real Salt Lake.
Seit 2018 spielt und jubelt Damir Kreilach in den USA für Real Salt Lake.Rich Lam/AP

Während Juranovic kam, platzte in diesem Winter am letzten Transfertag noch der Deal mit Isco. Hätte er zu Union gepasst?

Ich bin zu weit weg, um beurteilen zu können, was in den Verhandlungen am Ende schiefgelaufen ist. Seine Qualität ist natürlich unbestritten, man kommt nicht einfach so zu mehreren Champions-League-Titeln. Wenn man aber sieht, wie erfolgreich Union jetzt gerade spielt, war es sicher kein großer Fehler, ihn nicht zu holen.

Und wann sehen wir Damir Kreilach noch mal als Zuschauer im Stadion an der Alten Försterei?

Zuletzt war ich vor drei Jahren beim Spiel gegen Gladbach im Stadion. Leider ist es immer sehr schwierig, weil wir selbst so viele Spiele haben, dass nicht eben mal Zeit bleibt, um nach Berlin zu kommen. Ende des Jahres, wenn wir mit unserer Saison fertig sind, die Bundesliga aber vor Weihnachten noch spielt, würde ich es gerne mal wieder schaffen.

Das Gespräch führte Nils Malzahn.