Das Ende einer Reise: Union Berlin scheitert im Achtelfinale der Europa League
Die Eisernen verlieren bei Royale Union Saint-Gilloise 0:3, was das Aus im Europapokal zur Folge hat. Wie schon im Hinspiel patzen die Abwehrspieler.

Die wundersame Europa-League-Reise des 1. FC Union Berlin hat am Donnerstagabend in Brüssel ein Ende genommen. Und das in einem letztlich doch etwas enttäuschenden Schlussakt, bei dem die Eisernen dem belgischen Erstligisten Royale Union Saint-Gilloise 0:3 unterlegen waren. Nichtsdestotrotz wurden die Unioner natürlich von ihren 2000 mitgereisten Fans gefeiert, in der Aussicht, dass man in der kommenden Saison auf die internationale Bühne zurückkehrt, ja, vielleicht sogar als Champions-League-Teilnehmer. Die Chancen für ein erneutes „UNVEUROPA“ sind jedenfalls gar nicht so schlecht. Siehe die aktuelle Bundesliga-Tabelle.
Es war die vierte Begegnung der beiden Mannschaften innerhalb von noch nicht einmal sieben Monaten: Hin- und Rückspiel in der Gruppenphase, Hin- und Rückspiel im Achtelfinale des inzwischen doch ziemlich prestigeträchtigen Europapokal-Wettbewerbs. Man wusste also da wie dort, auf was es zu achten gilt, bevor es im Stadion des RSC Anderlecht (die Heimspielstätte von Saint-Gilloise erfüllt nicht die Uefa-Richtlinien) vor etwa 17.000 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena um Alles oder Nichts ging.

Insofern war es schon etwas verwunderlich, dass das Spiel von Beginn an ein ziemlich offenes war. Dass sich im Endeffekt ein ähnliches Bild wie beim mitreißenden 3:3 vor einer Woche im Stadion An der Alten Försterei ergab. Doch dieses Bild konnte Fischer nicht gefallen. Seine Spieler im Vorwärtsgang, der konterstarke Gegner auf Fehler und Lücken lauernd. Es gab ja aufgrund der Ausgangssituation keine Not, das Spiel machen zu müssen. Hinzu kam, dass der Schweizer Fußballlehrer mit ansehen musste, wie seine Abwehrcracks erneut der Reihe nach patzten.
Leite hat an der Mittellinie einen Aussetzer
Diogo Leite beispielsweise, der grundsätzlich ja so ballsichere und zuverlässige Portugiese, eröffnete Saint-Gilloise mit einer Schläfrigkeit an der Mittellinie bereits in der sechsten Spielminute die Chance zu Führung. In Windeseile entwickelten die Gastgeber daraus einen zielstrebigen Angriff, den Simon Adingra zum Abschluss brachte. Robin Knoche konnte für den geschlagenen Frederik Rönnow noch klären, brachte damit allerdings Victor Boniface ins Spiel, der aus sechs Metern schließlich den Pfosten traf.

Noch gravierender war der Fehler, welcher Knoche in der 18. Minute unterlief. An sich waren nach einer irrlichternden Flanke von Adingra bei den Rot-Weißen schon alle im Modus Spielaufbau, als der Abwehrchef am eigenen Strafraum mit einem schlampigen und damit auch höchstriskanten Pass auf Leite Unheilvolles auf den Weg brachte. Adingra schnappte sich jedenfalls den Ball, spielte flugs auf den letztlich überragenden Teddy Teuma, der mit einem Linksschuss aus zwölf Metern die Führung für sein Team erzielte.
Und Union? War in der ersten Hälfte total harmlos, weil man weder Sheraldo Becker ins Laufen noch Sven Michel ins Spiel brachte. Weil auf den Halbpositionen im Mittelfeld Morten Thorsby und Aïssa Bilal Laïdouni zwar jede Menge Energie einbrachten, aber keine gefährlichen Situationen schaffen konnten. Außerdem schlugen Jérôme Roussillon und Juranovic von den Flügeln eher sinnlose Flanken aus dem Halbfeld, denn da war kein kopfballstarker Kevin Behrens (kurzfristig erkrankt und noch nicht mal im Spieltagskader) und auch noch kein großgewachsener Jordan Siebatcheu (noch auf der Ersatzbank).
Im Endeffekt gab es nach 45 Minuten nur eine Tormöglichkeit zu verzeichnen, nämlich eine aus der achten Minute, als Josip Juranovic nach einem Freistoß, den Michel in die Mauer gejagt hatte, mit seinem Nachschuss das Tor um etwa einen halben Meter verfehlt hatte.
Fischer wechselt bereits in der 55. Minute das Personal
Nun war Fischer gefragt, seiner Elf auf die Sprünge zu helfen. Mit einer klaren Halbzeitansprache, über dessen Inhalt man natürlich leider nichts in Erfahrung bringen kann. Und natürlich auch mit einem teilweisen Wechsel des Personals. So nahm er bereits in der 55. Minute den nicht wirklich überzeugenden Michel vom Feld, brachte dafür Jordan Siebatcheu. Darüber hinaus ersetzte der Schweizer Fußballlehrer Laïdouni durch Janik Haberer.

Letztgenannter führte sich gleich mal mit einem ziemlich bösen Foul gegen Teuma ein, sah dafür Gelb, hätte dafür auch Rot sehen können (60). Klar, Zeichen setzen und so. Aber nur drei Minuten später war Leite erneut nicht klar genug im Zweikampf, sodass Loic Lapoussin mit einem fixen Zuspiel Boniface in Aktion brachte. Boniface lud Danilho Doekhi und Juranovic zum Tänzchen ein. Ein Übersteiger, ein zweiter, ein dritter, dann der Pass auf Jean Thierry Lazare Amani, der mit einer Direktabnahme das 2:0 markierte.
Und eine Wende à la Union? Die konnte es an diesem Abend nicht mehr geben. Zu stark der Gegner, zu tagesformschwach die Eisernen. Bevor Haberer in der 85. Minute infolge einer groben Fehlentscheidung von Schiedsrichter José Maria Sanchez Martinez mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt wurde, eröffnete sich für Leite in der 78. Minute nach einem Eckstoß des eingewechselten Christopher Trimmel bei einem Kopfball die einzige Chance zum Anschlusstreffer. Das 3:0 durch Lapoussin in der vierten Minute der Nachspielzeit tat nichts mehr zur Sache.