Mutiert Union-Trainer Fischer zum Serienkiller?
Der 1. FC Union Berlin empfängt im Pokal-Achtelfinale den VfL Wolfsburg. Trainer Urs Fischer muss seinem Gegenüber Niko Kovac gleich doppelt wehtun.

Urs Fischer musste im Kopf schnell einmal nachrechnen. Niko Kovac, Trainer des VfL Wolfsburg, könne im DFB-Pokal-Achtelfinale seiner Elf am Dienstag (20.45 Uhr) im Stadion An der Alten Försterei einen Uralt-Rekord einstellen. 16 Spiele gewann der gebürtige Berliner in diesem Wettbewerb nacheinander mit Eintracht Frankfurt, dem FC Bayern und in dieser Saison eben dem VfL Wolfsburg. Mit dem 17. Sieg in Serie würde Kovac die Bestmarke von Trainer-Legende Hennes Weisweiler von vor 44 Jahren einstellen.
Fischer überlegte auf der Pressekonferenz also kurz, erkannte Sekunden später, dass zwei Pokaltriumphe seines Gegenübers in diese Serie fallen würden (2018 mit Eintracht Frankfurt, 2019 mit dem FC Bayern; Anm. d. Red.) und schlussfolgerte, dass es einen dritten Pokalcoup von Niko Kovac nicht geben soll.
Die eigentlich kaum fassbare Serie soll am Dienstag enden, Union Berlin will mit aller Macht ins Viertelfinale des DFB-Pokals einziehen. „Es ist der schnellste Weg, einen Titel zu gewinnen. Es bleibt ein spezielles Spiel, weil es ein K.o.-Spiel ist. Man kann es nicht drei Tage später wieder korrigieren“, diktierte der Schweizer den anwesenden Journalisten in die Notizblöcke.
Die vergangene Pokal-Saison hat im Lager der Köpenicker so richtig Lust auf mehr gemacht. Erst im Halbfinale war man an RB Leipzig nach eigener Führung gescheitert. Wenige Wochen später sah Union vor dem Fernseher, wie die ungeliebten Sachsen den Pott mit in die Messestadt nahmen. In dieser Saison soll es für die Eisernen nach Möglichkeit noch einen Schritt weiter gehen.
Die aktuelle Siegesserie liefert für dieses Vorhaben den nötigen Rückenwind. Union Berlin ist perfekt in das laufende Fußballjahr gestartet. Die TSG Hoffenheim (3:1), Werder Bremen (2:1) und zuletzt Hertha BSC (2:0) mussten nacheinander dran glauben. Aber Fischer relativiert, hebt mahnend den Zeigfinger: „Na klar, drei Siege tun uns gut. Aber man hat gerade auch zuletzt im Derby gesehen, dass wir verkrampft waren. Dabei hätten wir eigentlich ein gutes Gefühl haben können.“
Im Olympiastadion, dort, wo in diesem Jahr am 3. Juni das Endspiel stattfindet, wirkte Union am vergangenen Sonnabend weniger aggressiv als der Gegner, hatte insbesondere vor dem Seitenwechsel große Probleme. Einer Standardsituation war es zu verdanken, dass der dritte Sieg in Serie dann doch auf den Weg gebracht wurde. Und gleichzeitig wurde deutlich, dass der aktuelle Erfolg kein Selbstläufer sein wird.
VfL Wolfsburg: Furioser Start, aber Pleite in Bremen
Mit dem VfL Wolfsburg gastiert eine Mannschaft an der Alten Försterei, die noch furioser als die Berliner ins Fußballjahr gestartet war, 6:0 gegen Freiburg und 5:0 bei der Hertha gewann, zuletzt mit der Pleite in Bremen aber einen Dämpfer hinnehmen musste. „Sie werden sehr selbstbewusst anreisen. Klar verlierst du nicht gern. Aber sie werden bereit sein“, glaubt Fischer nicht, dass der Dämpfer an der Weser nachhaltig Spuren beim Gegner hinterlassen hat.
„Das wird eine schwere Aufgabe. Sie sind gut unterwegs, sind die Mannschaft der Stunde. Sie wirken sehr solide und entschlossen, sind sehr kompakt, gut organisiert, sehr solidarisch“, lobte Fischer noch weiter. „Das wird ein ganz schweres Spiel für uns.“
Ein Spiel, in dem Genki Haraguchi den Eisernen nicht mehr helfen wird. Ein halbes Jahr vor Vertragsende hat sich der Japaner Ligakonkurrent VfB Stuttgart angeschlossen. Den Schwaben soll er helfen, den Klassenerhalt zu erreichen. Haraguchi stand zwar gegen Hoffenheim und in Bremen noch von Beginn an auf dem Platz, hätte es in Zukunft aber schwer gehabt, seinen Platz zu behaupten.
Auch Mathis Bruns, der mit den Profis noch das Winter-Trainingslager im spanischen Campoamor bestritt, verlässt den Verein. Auf Leihbasis schließt er sich US Lecce an. Der Kapitän der U19 soll also in Italien den Sprung in den Profifußball schaffen. „Die Ausleihe nach Lecce bedeutet für Mathis, einen neuen Weg in einem anderen Umfeld zu bestreiten und Erfahrungen zu sammeln. Wir halten dies für den derzeit besten Weg, Mathis zu einer Profilaufbahn zu verhelfen“, kommentierte Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball, den Deal.