Für immer ein Fußballgott: Taiwo Awoniyi nimmt Abschied vom 1. FC Union
Der Stürmer wird vor den Anhängern der Eisernen vor, während und nach dem Spiel gefeiert. Beim 1:0-Sieg des 1. FC Union trifft aber sein Nachfolger.

Die besondere Nähe zwischen Spielern und Fans des 1. FC Union ist hinlänglich bekannt. Jeder, der einmal das Trikot mit dem Logo der Eisernen getragen hat, wird, ohne Unterschiede zwischen Leistungsträgern und Reservisten zu machen, von den Anhängern als Fußballgott verehrt. Da passte es für den, der regelmäßig die Spiele des 1. FC Union verfolgt, nur ins Bild, dass auch Taiwo Awoniyi diese nie endende Liebe zu spüren bekam. Den Dank der Vereinsverantwortlichen in Form von Geschenken vor dem Anpfiff, den vor dem Spiel begonnenen, während des Spiels immer wieder aufflackernden und nach seiner Auswechslung nicht enden wollenden Jubel der 15.467 Zuschauer. Und das, obwohl der Stürmer an diesem frühen Abend doch gar nicht mehr das Trikot der Eisernen trug und am Ende mit seinem neuen Team eine 0:1(0:1)-Niederlage kassierte.
Taiwo Awoniyi erzielt 25 Tore in 65 Spielen für den 1. FC Union
Das Skandieren seines Namens, die Herzlichkeit, mit der er vor dem Spiel begrüßt und bis zu seiner Abreise am späten Abend begleitet wurde, waren Ausdruck der Wertschätzung, die Taiwo Awoniyi im Stadion An der Alten Försterei genießt. 25 Tore in 65 Pflichtspielen haben den Nigerianer in seinen zwei Jahren zum Fußballgott werden lassen, den Wechsel zu Nottingham Forrest nimmt ihm niemand übel. „Für mich ist etwas Großes heute hier zu Ende gegangen. Das ist der Klub, bei dem ich eigentlich sein möchte. Aber ihr kennt den Fußball. Manchmal muss man einfach weiterziehen. Und trotzdem war es schön, noch mal hier zu sein“, sagte der 24-Jährige nach der Partie.
Doch nicht nur das Verhältnis zu den Union-Anhängern, sondern auch zu Urs Fischer ist noch immer intakt. Als sein ehemaliger Trainer den verdienten Sieg gegen Nottingham gegenüber den Medienvertretern analysierte, schlich sich Awoniyi leise von hinten an, umklammerte Fischer, hob ihn kurz in die Luft und umarmte ihn danach innig. Der folgende Plausch der beiden war spontan und vor allem eins: herzlich. „Taiwo, all the best“, waren Fischers abschließende Worte, nachdem sie sich kurz ausgetauscht und gegenseitig versprochen hatten, das Geschehen des anderen weiterzuverfolgen.
Dass der 1. FC Union auch nach seinem Abschied eine gute Rolle in der Bundesliga wird spielen können, war zuvor in den 90. Minuten gegen den Premiere-League-Aufsteiger zu sehen. Über weite Strecken bestimmten die Unioner das Geschehen und hatten die besseren Gelegenheiten. Die Elf, die Urs Fischer bei der Generalprobe auf den Rasen schickte, dürfte gute Möglichkeiten haben, in dieser Formation auch in gut einer Woche beim Pokalspiel in Chemnitz aufzulaufen.
Wir werden Dich vermissen, Taiwo!
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) July 23, 2022
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Mit Jannik Haberer und Jordan Siebatcheu standen zwar nur zwei der insgesamt zehn neuen Spieler in dieser Startelf, aber auch die später eingewechselten Zugänge machten deutlich, dass sie der Mannschaft im Laufe der Saison helfen werden und in die Idee des Trainers passen. „Sie haben immer einen perfekten Plan für die Spieler, die sie holen. Sie haben einen großartigen Trainer, der genau weiß, was er tut“, sagte Awoniyi, der Fischer einst als eine Vaterfigur bezeichnet hatte, in seiner Einschätzung des Unionteams für die Saison 2022/23.
Jordan Siebatcheu feiert seine Torpremiere für die Eisernen
Während er bei seinem Abschied von der Alten Försterei ohne Torerfolg blieb, hatte sein Nachfolger erstmals Grund zum Jubeln. Nach einer Flanke von Sheraldo Becker erzielte Jordan Siebatcheu seinen ersten Treffer im Trikot des 1. FC Union und damit auch das Siegtor des Abends (36.). Dass nach mehreren Spielen ohne Tor endlich der Knoten geplatzt ist, dürfte für den Angreifer wichtig sein. „Er hatte ja vorher schon Möglichkeiten, es war aber immer sehr knapp – das braucht ein Stürmer“, so Fischer. „Die Prinzipien setzt er schon gut um, aber es fehlt schon noch ein wenig die Bindung. Es braucht Zeit, um die Laufwege des Kollegen kennenzulernen.“
Diesbezüglich hätte ihm Taiwo Awoniyi in der Startelf des 1. FC Union vom Sonnabend noch etwas vorausgehabt, kämpfte stattdessen mit ähnlichen Kennenlernprozessen im neuen Team und gegen die Union-Innenverteidiger. Ungeachtet der jeweiligen Anlaufschwierigkeiten sind und werden beide Stürmer bei den Fans eins bleiben: Fußballgötter.