Die Beine so schwer: Union Berlin verliert das Spitzenspiel beim FC Bayern klar

Beim 0:3 in München ist die Elf von Urs Fischer einfach nicht frisch genug, um ihr aggressives Spiel auf den Platz zu bringen.  

Der von Kingsley Coman überspielte Keeper Frederik Rönnow muss mit ansehen, wie auch Robin Knoche das 0:2 nicht mehr verhindern kann.
Der von Kingsley Coman überspielte Keeper Frederik Rönnow muss mit ansehen, wie auch Robin Knoche das 0:2 nicht mehr verhindern kann.Koch/imago

Wer sich die Bilder vom vergangenen Donnerstagabend in Erinnerung ruft, Bilder von erschöpften, zum Teil von Wadenkrämpfen geplagten Union-Profis (Diogo Leite, Rani Khedira), den kann dieses Ergebnis nicht wirklich verwundern. Nur drei Tage nach dem extrem kräfteraubenden, aber erfolgreichen Europa-League-Duell mit Ajax Amsterdam hat die Mannschaft des 1. FC Union Berlin beim Spitzenspiel in München jedenfalls die fünfte Saisonniederlage hinnehmen müssen.

Eine klare Niederlage, die erste zudem in diesem bis dato so erfolgreichen Kalenderjahr, die sich einerseits mit der mangelnden Frische der Eisernen erklären lässt, andererseits freilich auch mit der Klasse des FC Bayern. Siehe Kingsley Coman, der als Rechtsaußen Unions linken Schienenspieler Jérôme Roussillon von einer Verlegenheit in die andere dribbelte beziehungsweise flankte. Siehe auch Jamal Musiala, der von der Defensive des FCU einfach nicht zu greifen war. 

Union Berlin bleibt Tabellendritter

0:3 (0:3) hieß es aus Sicht der Eisernen am Sonntagnachmittag nach 92 Minuten in der frostigen Arena des FC Bayern, was zur Folge hat, dass Union nach 22 Spieltagen mit 43 Punkten immer noch Tabellendritter ist, während der Rekordmeister aufgrund der weitaus besseren Tordifferenz wieder vor den punkgleichen Dortmundern (46 Zähler) an der Spitze des Klassements zu finden ist. 

Thomas Müller behauptet im dichten Schneegestöber den Ball gegen Danilho Doekhi.
Thomas Müller behauptet im dichten Schneegestöber den Ball gegen Danilho Doekhi.imago/Koch

Die Partie nahm von Beginn an einen Verlauf, wie Union-Coach Urs Fischer ihn durchaus erwartet hatte. Auf mitunter weißem Untergrund, für den ein heftiger, kurz vor Anpfiff einsetzender Schneeschauer verantwortlich war, zogen die Gastgeber ihr Positions- und Passspiel auf, drängten seine Mannschaft in die eigene Hälfte.

Was dem Schweizer Fußballlehrer gleichwohl nicht gefallen konnte, war, dass seine Spieler den Bayern zu viel Tiefe erlaubten und in einer bedrückenden Regelmäßigkeit Torchancen gestatteten. Khedira konnte im zentralen Mittelfeld seinen Kumpel Joshua Kimmich nicht vom Spielmachen abhalten, kam nicht wie gewohnt in die Zweikämpfe, was auch für Morten Thorsby und Aïssa Laïdouni auf den Halbpositionen im Mittelfeld galt.

So hatte Thomas Müller nach einem feinen Pass von Alphonso Davies auf Eric Maxim Choupo-Moting und einer Ablage von Letztgenanntem bereits in der 6. Spielminute eine erste sehr gute Möglichkeit zur Führung. Die allerdings vergab der Kapitän der Bayern auf geradezu Slapstick-verdächtige Art und Weise. Und so war auch in der Folge im Strafraum der Köpenicker viel zu viel Trubel und viel zu viel zu tun für die Abwehr um Robin Knoche und im Besonderen für Keeper Frederik Rönnow.

Choupo-Moting hat das richtige Timing

In der 18. Minute, als Musiala nach einem geglückten Dribbling von der Torauslinie den Ball quer vors Tor legen wollte, Unions Schlussmann aber die Absichten des Nationalspielers durchschaute. In der 29. Minute, als Coman sich wieder einmal auf der linken Abwehrseite der Unioner dem Zugriff durch Roussillon entzogen hatte, aus dieser Freiheit heraus eine Flanke auf Müller schlug, Rönnow dessen Volleyschuss aber parieren konnte. Eine Minute später allerdings war der Däne chancenlos. 

Eric Maxim Choupo-Moting erzielt per Kopf das 1:0 für die Bayern.
Eric Maxim Choupo-Moting erzielt per Kopf das 1:0 für die Bayern.imago/Kolbert

Und das kam so. Wieder durfte Coman, der französische Ausnahmespieler, flanken, tat dies mit Gefühl und Präzision. Danilho Doekhi war schließlich nicht gut positioniert, musste beim letztlich erfolglosen Abwehrversuch ein paar Schritte rückwärts laufen, kam aber zu spät, um Eric Maxim Choupo-Moting beim Kopfball entscheidend zu stören. Im Bogen flog der Ball über Rönnow hinweg ins Tor.

Für gewöhnlich sind die Unioner nach solchen Rückschlägen ja sogleich zu einer Antwort fähig - aber nicht an diesem Nachmittag, nicht mit diesen müden Beinen. Klar, Aïssa Laïdouni kam in der 37. Minute zu der zweiten Chance für die Unioner, nachdem Roussillon in der 15. Minute schon mal ein Schüsschen Richtung Bayern-Tor abgeben hatte, doch war da letztlich nicht die Energie in Union, um wieder mal eine Wende zu schaffen. Im Gegenteil: In der 40. Minute gewährte man dem deutschen Rekordmeister den Raum für einen Konter, den der überragende Coman nach einem Zuspiel von Müller mit einem Tänzchen um Rönnow und einem Flachschuss beendete. Und in der 45. Minute, nachdem der Ball über Coman und Müller bei Musiala landete und dieser keiner Mühe hatte, aus Nahdistanz das 3:0 zu erzielen, war die Angelegenheit eigentlich entschieden.

Seguin vergibt die Chance zum Anschlusstreffer

Was es aus der zweiten Hälfte noch zu berichten gibt? Nun, die Bayern, bei denen der eingewechselte Sadio Mané nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback gab, hätten allemal noch auf 4:0 oder 5:0 erhöhen können. Doch Rönnow hatte etwas dagegen, beispielsweise in 71. Minute, als er mit einem Reflex einen Glücksmoment für Müller verhinderte. Oder aber auch fünf Minuten vor Spielschluss per Fußabwehr gegen Davies. Und ja, eine Chance zum Anschlusstreffer hatten die Unioner. Nämlich durch den eingewechselten Paul Seguin, der sich nach einem Rückpass-Lapsus von Mané beim Abschluss nicht schnell genug handelte und deshalb von Benjamin Pavard geblockt werden konnte (80.).