Macht ausgerechnet ein Ex-Berliner Unions Siegesserie kaputt?

Im Europa-League-Duell zwischen Ajax Amsterdam und Union Berlin (Donnerstag, 18.45 Uhr) prallen auch zwei Erfolgsserien aufeinander.

Johnny Heitinga hat Ajax Amsterdam als Trainer zurück in die Erfolgsspur geführt.
Johnny Heitinga hat Ajax Amsterdam als Trainer zurück in die Erfolgsspur geführt.Gerrit Van Keulen/ANP

Wenn sich Fußball-Experten aus allen Teilen der Republik gerade fragen, wer denn bitteschön die Siegesserie des 1. FC Union Berlin stoppen könnte, würde man mit dem Versuch einer Antwort wohl am ehesten beim nächsten Gegner landen.

Nicht beim nächsten Bundesliga-Gegner wohlgemerkt, denn der heißt Schalke 04, gastiert am Sonntag (15.30 Uhr) im Stadion An der Alten Försterei und hat seit Ewigkeiten kein Auswärtsspiel mehr im Fußball-Oberhaus gewonnen. Nein, die Aufgabe, die den Köpenickern am Donnerstag (18.45 Uhr) bevorsteht, dürfte weitaus kniffliger zu lösen sein.

Ajax Amsterdam heißt der nächste Kontrahent der Mannschaft von Trainer Urs Fischer und ist im Weltfußball immer noch eine namhafte Adresse, auch wenn die ganz großen Erfolge auf internationaler Bühne schon eine Weile zurückliegen. In der jüngeren Vergangenheit war der aktuell Tabellendritte der Eredivisie allerdings bemerkenswert ruhelos.

Erst verließ Publikumsliebling und Ajax-Urgestein Daley Blind den Verein in Richtung des FC Bayern, dann wurde Alfred Schreuder als Trainer von seinen Aufgaben entbunden. Ein Grund von Blinds Flucht war ein vorangegangenes Zerwürfnis mit Schreuder. Es brodelte in der Mannschaft.

Nun aber hat es mit John Gijsbert Alan (kurz: Johnny) Heitinga ein Mann geschafft, die Wogen zu glätten, der einen kurzen Teil seiner Spielerkarriere einst in Berlin verbrachte. Zwar nicht bei Union, dafür bei Hertha BSC. Im Sommer 2014 wechselte er vom FC Fulham in die Bundesliga, bestritt dort allerdings nur 13 Spiele und ging ein Jahr später zurück zu Ajax. Dort hat er nun das Traineramt übernommen.

Auf die Defensive von Union Berlin kommt Schwerstarbeit zu

Vier Siege feierte er in den ersten vier Spielen. Ja, die Kontrahenten hießen Excelsior Rotterdam, Cambuur Leeurwarden, Twente Enschede und RKC Waalwijk. Alle nicht so erfolgreich wie Union Berlin gerade. Und trotzdem hat die jüngste Erfolgsserie Spielern und Trainer ein neues Selbstbewusstsein eingehaucht. Ein Gesicht des Aufschwungs ist Mohammed Kudus, der in allen Spielen unter der Regie von Heitinga an einem Treffer beteiligt war.

Um den 22-jährigen Stürmer, der bei der WM im ghanaischen Trikot für Furore gesorgt hatte, rankten sich nach dem umstrittenen Wüsten-Turnier Wechselgerüchte. Mit diversen Premier-League-Klubs wurde er in Verbindung gebracht, aber auch mit Borussia Dortmund. Kudus (Vertrag bis 2025) schießt seine Tore aber erst einmal weiter in den Niederlanden. „Wir wissen alle, dass er außergewöhnliche Qualitäten hat. Jetzt liegt es an meinem Trainerteam und mir, ihn noch besser zu machen“, sagte Heitinga nach dem jüngsten Erfolg gegen Waalwijk am Sonntag.

Auf die Union-Defensive dürfte also Schwerstarbeit zukommen, zumal auch Heitinga ein Freund des für Ajax so typischen 4-3-3-Systems ist. Und das, obwohl er früher selbst ein beinharter Verteidiger war.