Integration im Eiltempo: Juranovic überzeugt bei seinem Debüt für Union Berlin

Der Kroate hat, wie sich beim 2:1-Sieg in Bremen zeigt, die Klasse, um sich sogleich problemlos im taktischen Geflecht der Eisernen zurechtzufinden.

Kann vieles, auch flanken: Unions Josip Juranovic.
Kann vieles, auch flanken: Unions Josip Juranovic.Koch/imago

Abgebrüht, unaufgeregt, routiniert, cool, konzentriert, geradlinig, fokussiert und so fort. Ja, allerlei positiv belegte Adjektive kommen einem in den Sinn, wenn man über das Debüt von Josip Juranovic im Trikot des 1. FC Union Berlin befinden soll, über die Leistung des Kroaten beim 2:1-Erfolg bei Werder Bremen. 

Vorbereiter des Siegtreffers

Dass Juranovic am Mittwochabend nach ein paar wenigen Übungseinheiten gleich mal in der Startelf stand, spricht für ihn. Für seine von Spielintelligenz getragene Klasse, die ihn befähigt, sich an der Seite von neuen Kollegen in dem taktischen Geflecht eines neuen Trainers zurechtzufinden. Und tatsächlich: Juranovic glänzte im Kleinen wie im Großen.

Als rechter Flügelmann, der in der Defensivarbeit nicht einmal überspielt wurde, wiederholt am und im eigenen Strafraum zur Stelle war, um auch mal mit einfachen Mitteln zu klären. Der zudem bei Gelegenheit in der Offensive mit Tempo- und Flankenläufen in Erscheinung trat, schließlich als Eckballschütze den 2:1-Siegtreffer durch Kevin Behrens vorbereitete. 

Urs Fischer, der in den vergangenen Jahren als Union-Coach bei so vielen anderen Zugängen den Bedarf einer schrittweisen sportlichen Integration ausgemacht hatte, scheint ja vom ersten Moment an überzeugt gewesen zu sein, dass der 27-Jährige sogleich ein Gewinn sein kann. Oder so herum: Dass der 27-fache Nationalspieler als Ersatz für Kapitän Christopher Trimmel ohne eingehende Schulung „ins kalte Wasser“, so der Schweizer Fußballlehrer, geworfen werden kann. 

Lob von Mittelfeldmann Rani Khedira

„Josip ist voll im Saft, hat letzte Woche noch mit Celtic in der Meisterschaft gespielt. Der ist im Rhythmus“, erklärte Fischer im Nachgang der packenden Partie im Weserstadion, ohne noch weiter auf das Thema Juranovic einzugehen. Rani Khedira sah es nicht ganz so nüchtern, lobte den neuen Mitspieler als lässigen, kommunikativen Kerl, der alles aufgenommen, „sogar beim Aufwärmen noch mal das ein oder andere gefragt“ habe. Über seine Qualitäten müsse man nicht reden, „die hat man auf dem Feld gesehen“.

Kapitän Christopher Trimmel in seiner Funktion als Ersatzspieler, eingerahmt von Sven Michel (l.) und Paul Jaeckel (r.).
Kapitän Christopher Trimmel in seiner Funktion als Ersatzspieler, eingerahmt von Sven Michel (l.) und Paul Jaeckel (r.).Koch/imago

Stellt sich die Frage, was das alles für den bereits erwähnten Trimmel bedeutet. Nichts Gutes, möchte man meinen, weil der Kapitän womöglich auf keiner anderen Position auf Bundesliganiveau agieren kann als auf der des rechten Schienenspielers. Letztendlich ist es aber so, dass sich der Österreicher in den vergangenen Jahren wohl auch infolge einer gesteigerten Konkurrenzsituation immer weiterentwickelt und dadurch auch seinen Stammplatz behauptet hat. Der Kontrahent heißt jetzt halt nicht mehr Julian Ryerson, sondern Josip Juranovic. Und Juranovic, das ist bekannt, kann auch die linke Seite beziehungsweise eine Halbposition im Mittelfeld bespielen.

Wohl dem Trainer, der im Hinblick auf die kommenden Wochen, die unter anderem das Derby gegen Hertha BSC am Sonnabend, aber auch die Begegnungen mit Ajax Amsterdam in der Europa League (16. und 23. Februar) mit sich bringen, so viele Optionen hat.