Nach Rassismusvorwürfen: Nadiem Amiri akzeptiert Entschuldigung von Union-Profi

Direkt nach dem Spiel hatte Leverkusen-Profi Jonathan Tah schwere Vorwürfe erhoben. Der 1. FC Union kündigte umgehend Aufklärung an.

Leverkusens Nadiem Amiri wurde nach dem Spiel beleidigt.
Leverkusens Nadiem Amiri wurde nach dem Spiel beleidigt.

Berlin-Alles ein Sturm in einem Wasserglas? Sicher nicht ganz. Aber nach den Rassismus-Vorwürfen gegen Union-Profi Florian Hübner hat  Nadiem Amiri dessen Entschuldigung angenommen. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt“, wurde der 24-Jährige am Sonnabendmorgen von seinem Verein Bayer Leverkusen bei Twitter zitiert.

Wenige Minuten nach dem 1:0 des 1. FC Union gegen Bayer Leverkusen hatte Nationalspieler Jonathan Tah schwere Vorwürfe in Richtung der Köpenicker erhoben. Gegenüber seinem Mannschaftskollegen sei nach einer Diskussion der Begriff „Scheiß-Afghane“ gefallen, sagte Tah nach dem Schlusspfiff bei DAZN. „Das will ich hier mit aller Deutlichkeit sagen, dass das hier nicht hingehört.“

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Die Aussage auf dem Platz sei „das Bitterste am ganzen Abend“, betonte Abwehrspieler Tah. „Das funktioniert so nicht, ich hoffe, dass das irgendwie Konsequenzen hat.“ Es sei sehr bitter, dass Amiri wegen der Herkunft seiner Eltern „beleidigt“ worden sei.

Auslöser war offenbar ein Disput über ein vermeintliches Foulspiel kurz vor dem späten Siegtor von Cedric Teuchert (88. Minute). Amiri hatte danach gemeckert und war von Schiedsrichter Florian Badstübner verwarnt worden. „Es war eine sehr emotionale Situation, wo man sich Dinge anhören konnte auf dem Feld. Da waren einige Sachen. Von beiden Seiten“, warb Unions Manager Oliver Ruhnert um Verständnis dafür, dass man die ganze Angelegenheit nicht über Gebühr aufbauschen sollte.

Trainer Urs Fischer verspricht Aufklärung

Christian Arbeit, Unions Pressesprecher, machte bei der Pressekonferenz nach dem Spiel klar, dass Union grundsätzlich gegen Rassismus eintrete. Man entschuldige sich dafür. Berlins Trainer Urs Fischer versuchte, auf dem Feld beruhigend auf den aufgebrachten Amiri einzuwirken. Wenn Amiri beleidigt worden sei, entschuldige er sich dafür, betonte der Schweizer. Er habe es selbst nicht direkt mitbekommen, sondern nur etwas vom „Hörensagen“, sagte Fischer. Er habe dabei gehört, dass Wörter auf beiden Seiten gefallen seien, „die nichts auf dem Fußballplatz verloren haben“.

In der hitzigen Partie  wurde in den ganzen 90 Minuten beidseitig heftiger Trashtalk betrieben. Unions Bank beispielsweise durfte sich an dem Wort „Missgeburt“ erfreuen. Manager Oliver Ruhnert bestritt die heftigen Wortgefechte auch keinesfalls, erteilte aber dem Vorwurf des Rassismus aber eine klare Absage.  „Wir selbst haben diese Informationen nicht. Der Spieler hat gesagt, dass er sich nicht so geäußert hat. Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt dargestellt wird, nicht gegeben.“

Es wurde da ein bisschen überreagiert.

Unions Manager Oliver Ruhnert

Dass der DFB-Kontrollausschuss ermitteln werde, ist ihm aber auch klar.„ Es gibt automatisch Ermittlung des Kontrollausschusses. Das ist völlig okay und nachvollziehbar. Da werden wir abwarten und sehen, was passiert“, so Manager Oliver Ruhnert am Tag danach.

Grundsätzlich waren ja beide Seiten an einer schnellen Klärung interessiert. „Wir haben dafür gesorgt, dass die beiden Spieler miteinander gesprochen haben. Wenn da was auf dem Feld vorgefallen ist, entschuldigen wir uns als Verein dafür“, gab Ruhnert zu verstehen, dass da durchaus eine Beleidigung mit im Spiel gewesen sein konnte, aber diese halt nicht über die Grenze des gesellschaftlich zulässigen hinausgegangen sei.  Dafür spricht ja auch Amiris Bereitschaft, die Entschuldigung anzuerkennen. 

Sanktionen seitens Union muss Hübner nicht befürchten. „Es kann ja nur Konsequenzen geben, wenn da was war. Der Spieler hat gesagt, er habe das so nicht gesagt. Für uns das so, dass Dinge im Eifer des Gefechts Dinge anders wahrgenommen werden, als sie gefallen sind, und deshalb in der Emotionalität anders dargestellt werden“, so Ruhnert weiter, der zudem darauf verwies, dass Hübners Ehefrau ebenfalls einen Migrationshintergrund besitzt und daher solcherlei, zu verurteilendes Gedankengut bei dem Innenverteidiger eher nicht zuhause sein könnte. „Er ist ja liiert mit einer Frau, deren Hautfarbe nicht weiß ist“, verwies der Manager auf Hübners Frau Reshma Shah, die halb indischer, halb englischer Abstammung ist.