Rasanter Prozess: Union Berlin und Hertha BSC driften immer weiter auseinander
Die Entwicklung der Berliner Bundesligisten könnte gegensätzlicher nicht sein. Der eine schreibt seine Erfolgsstory fort, der andere verliert sich im Chaos.

Berlin sei eine Stadt der Gegensätze, ist da und dort immer wieder mal zu lesen und zu hören. Das stimmt, gilt aber wohl auch für jede andere Großstadt in Deutschland und anderswo. Und doch hat Berlin in Sachen Extreme derzeit etwas Besonderes zu bieten. Nämlich ein Gegensatzpaar aus der Welt des Fußballs, das zumindest in Deutschland seinesgleichen sucht. Zwei Vereine sind das, die auf vielerlei Ebenen, und das nicht nur sportlich, immer weiter auseinanderdriften – noch dazu mit einer sagenhaften Rasanz. Klar, die Rede ist von Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin.
Hier der Klub aus dem Westen der Stadt, der am Sonnabend zum fünften Mal in Serie dem Rivalen aus dem Osten unterlegen ist, als Tabellenvorletzter Richtung Zweite Liga taumelt und inzwischen als Klub der Versager wahrgenommen wird. Große Klappe, große Pläne, nichts dahinter. Von wegen Big City Club, wovon Investor Lars Windhorst vor wenigen Monaten noch träumte, dann schon eher: Big Chaos Club.
Dilettantismus made in Berlin
Hertha steht also inzwischen eher für die dunkle Seite von Berlin, für das Misslingen an sich, für einen Dilettantismus made in der Hauptstadt. Siehe auch BER, A100, Wahl zum Abgeordnetenhaus, Ämter- und Verkehrswahnsinn und so fort – bis dann halt mal wieder ein (gern auch sündhaft teurer) Personalwechsel vollzogen wird.
Passend dazu auch die Meldung vom Sonnabendabend, wonach die Klubführung der Blau-Weißen um Präsident Kay Bernstein mit sofortiger Wirkung Geschäftsführer Fredi Bobic vor die Tür gesetzt und die sportliche Verantwortung auf die Jobnovizen Andreas „Zecke“ Neuendorf und Benjamin Weber übertragen habe. Tja, in keiner anderen Stadt lässt sich über eine Abfindung wohl so leicht eine Million machen wie in Berlin.
Erfolg made in Berlin
Union hingegen steht für das mit Leben erfüllte, stetig wachsende Berlin, in dem mit unternehmerischem Mut und zielführenden Idee viele kleine, aber doch auch ziemlich viele große Erfolgsgeschichten geschrieben werden. Für ein Gelingen, das ein Bewahren des familiären Umfelds, ein leidenschaftliches Streben und eine vorzügliche Personalpolitik zur Basis hat. Wobei dieses Lob nicht nur auf die Abteilung Lizenzspielermannschaft, sondern auch auf andere Unternehmensbereiche zielt.
Vom mitunter etwas nervösen Zweitligisten, der zunächst nur von einem Jahr in der höchsten Spielklasse geträumt hat, hat sich der FCU zum selbstbewussten Bundesligisten gewandelt, der drauf und dran ist, sich in dieser Saison gar einen Startplatz in der Champions League zu sichern. Vom Stadtteilklub zum Hauptstadtklub Nummer eins, der von so viel positiver Energie getragen wird, dass dem einen oder anderen Beteiligten schon fast schwindlig dabei wird.
Auch dazu gibt es eine passende Meldung beziehungsweise ein Gerücht. Isco, der ehemalige Profi von Real Madrid, der spanische Nationalspieler, wird mit dem 1. FC Union in Verbindung gebracht. Sogar einen Kontakt zum 30 Jahre alten Offensivspieler soll es schon gegeben haben, was am Sonnabend von den Verantwortlichen weder dementiert noch bestätigt wurde. Oliver Ruhnert, der Manager und Kaderplaner, gab auf Nachfrage eines Sky-Reporters diesbezüglich nur Folgendes zum Besten: „Es ist schön, was Sie uns alles zutrauen.“ Stimmt, das und vieles mehr.