Duell der Serientäter: Union Berlin vor Reifeprüfung bei RB Leipzig
Klar, die fünf Siege des 1. FC Union Berlin in diesem Jahr sind beeindruckend. Gegner RB Leipzig kann da aber noch mit einer ganz anderen Serie auftrumpfen.

Duelle des 1. FC Union Berlin mit RB Leipzig bergen immer eine gewisse Brisanz. Die Köpenicker Anhänger lehnen das Konstrukt, das ihrer Ansicht nach als Auswuchs der Kommerzialisierung im Fußball gilt, strikt ab. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Deshalb schweigen sie in jedem Spiel gegen die Sachsen aufs Neue in der Anfangsviertelstunde.
Am Sonnabend (18.30 Uhr) ist aber auch der sportliche Aspekt der Begegnung reizvoll wie selten zuvor. Die Eisernen gehen als Tabellenzweiter in das Top-Spiel beim Vierten, würden mit einem Punktgewinn das Saisonziel von 40 Zählern schon sicher in der Tasche haben. Nach gerade einmal 20 von 34 Spieltagen. Als „surreal“ nahm Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball, diese Ausgangssituation schon unter der Woche in einer Medienrunde wahr.
„RB ist der klare Favorit. Gemessen an den Ansprüchen, die sie haben und ihrer aktuellen Serie muss man das so sehen“, sagt Union-Legende Torsten Mattuschka im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Was der ehemalige Publikumsliebling meint: Der Emporkömmling aus der Messestadt hat die letzten 18(!) Pflichtspiele wettbewerbsübergreifend nicht mehr verloren.
Seit Marco Rose das Traineramt im September von seinem glücklosen Vorgänger Domenico Tedesco übernommen hat, läuft es bei RB Leipzig wie geschmiert. Und dennoch: Im Kampf um die Meisterschaft könnte die Partie für die Hausherren am Wochenende schon entscheidenden Charakter haben. Sollte der FC Bayern sein Heimspiel gegen Abstiegskandidat Bochum gewinnen, wäre Leipzig bei einem Punktverlust gegen Union schon sechs oder gar sieben Punkte im Rückstand gegenüber dem Rekordmeister. Zudem muss die Rose-Elf in der Rückrunde noch in München und ebenfalls auswärts bei weiteren Top-Teams wie Dortmund und Freiburg antreten.
Union kann in dieser Gemengelage eigentlich gar nicht viel falsch machen. „Mit einem Punkt könnte die Mannschaft sicher schon gut leben“, vermutet Mattuschka. Eine These, die Trainer Urs Fischer nicht eindeutig unterstreicht. „Den Druck machen wir uns schon selbst“, sagte der Schweizer auf der Pressekonferenz auf Nachfrage, wer denn am Sonnabend die drei Punkte nötiger hätte. Klares Ziel: Union und Fischer wollen die eigene Siegesserie ausbauen und die der Leipziger beenden.

„Es wird Phasen geben, die wir aushalten und überstehen müssen“, warnt Fischer vor dem für den Gegner manchmal nahezu unerträglichen Druck der Leipziger. In den letzten Begegnungen mit dem kommenden Kontrahenten gelang der Fischer-Elf das ziemlich gut. Die vergangenen vier Duelle in der Bundesliga gewann der 1. FC Union Berlin mit 2:1. Demgegenüber stand in der vergangenen Saison aber auch das bittere Aus im DFB-Pokal-Halbfinale.
Die Köpenicker führten durch ein Tor von Sheraldo Becker lange mit 1:0, kassierten nach dem Seitenwechsel aber den Ausgleich und wurden in der Nachspielzeit mit einem Gegentreffer von Emil Forsberg noch aus allen Pokalträumen gerissen.
Union Berlin: 4500 Fans reisen mit nach Leipzig
Damit das diesmal nicht passiert, muss Union Berlin dem Leistungslimit wie schon so oft in dieser Saison wieder ganz nah kommen. Torsten Mattuschka erklärt, wie die Köpenicker Siegesserie überhaupt zustande kommen konnte und warum es aktuell so gut läuft: „Der Teamgeist ist die Basis dafür, aber einen ganz großen Anteil hat auch das Trainerteam. Das System hat die Mannschaft perfektioniert. Das 5–3–2 gegen den Ball, das 3–5–2 mit Ball, da stimmt einfach alles von vorne bis hinten, auch die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen sind optimal.“
Über die Arbeitsweise von Urs Fischer sagte er: „Generell werden Kleinigkeiten perfektioniert. Das geht der Mannschaft zwar manchmal auf den Sack, so etwas macht dann aber den Erfolg aus.“
4500 Fans der Eisernen machen sich am Sonnabend übrigens auf den Weg in die Red Bull Arena. Nach dem Stimmungsboykott zu Beginn dürfte dann auch die Unterstützung wie auch sonst lautstark von den Rängen kommen.