Rückkehr zu Union Berlin? Für Kreilach nicht unvorstellbar
Ex-Union-Kapitän Damir Kreilach lebt in den USA seinen Traum. Am Wochenende feierte er nach langer Leidenszeit sein Comeback. Und was für eines.

Die Bescheidenheit spricht aus jedem einzelnen Wort, das Damir Kreilach über die Lippen kommt. Der 33-Jährige ist mit Real Salt Lake City am vergangenen Wochenende in die neue Spielzeit der MLS (Major League Soccer) gestartet. Bei den Vancouver Whitecaps ging es um die ersten drei Punkte der Saison, na klar. Für den ehemaligen Kapitän des 1. FC Union Berlin ging es aber noch um viel mehr.
Eine zehnmonatige Verletzungszeit liegt hinter Kreilach. Ein Nerv im Rücken bereitete ihm so große Probleme, dass er sich sogar einer Operation unterziehen musste. Tatenlos musste er vom Krankenbett aus zuschauen, wie seine Mannschaft die vergangene Saison ohne ihn spielte, das Comeback hatte er trotzdem permanent im Hinterkopf. „Ich habe keine Gedanken an ein Karriereende verschwendet, sondern mir immer wieder gesagt, dass ich noch stärker zurückkommen werde“, erzählt Kreilach im Gespräch mit der Berliner Zeitung.
Und er erzählt von der Partie in Vancouver. Da stand er erstmals wieder in einem Pflichtspiel auf dem Platz, führte sein Team als Kapitän aufs Feld. Er berichtet vom Sieg und den Glücksgefühlen nach Abpfiff. Aber er erwähnt mit keinem Wort, dass ER der Matchwinner war. Den entscheidenden Treffer zum 2:1-Auswärtserfolg erzielt er 20 Minuten vor Abpfiff mit einem satten Linksschuss in die lange Ecke. Könnte man sich ein Comeback malen, es sähe wohl so aus.
Seit fünf Jahren spielt der Kroate nun schon in den USA, nachdem er sich tränenreich aus Berlin-Köpenick verabschiedet hatte. Mit Ehefrau Ivana und den beiden Töchtern ist er im Bundesstaat Utah heimisch geworden. „Wir fühlen uns hier sehr wohl. Der Verein ist wie eine große Familie und hat einen Platz in meinem Herzen“, beschreibt Kreilach das Verhältnis zu seiner aktuellen Wahlheimat und dem Klub, der ihn seinerzeit fest von den Eisernen verpflichtete.
Im Februar 2018 konnte er noch nicht ahnen, dass er auch bei seiner dritten Karrierestation so tiefe Wurzeln schlagen würde. Bei HNK Rijeka wurde er Profi und spielte fünf Jahre in der 1. Liga Kroatiens. Dann ging er zu Union, wurde im Stadion An der Alten Försterei Publikumsliebling, Kapitän, Anführer. Er war eines der Gesichter des Vereins. „Ich habe dort so viele tolle Momente erlebt und überragende Menschen kennengelernt“, sagt Kreilach. Bis heute pflegt er den Kontakt zu ehemaligen Mitspielern und Mitarbeitern des Vereins. Mit Präsident Dirk Zingler tauscht er sich aus. Hin und wieder besuchen ihn in Salt Lake City sogar Fans der Eisernen.
Damir Kreilach: Der Wohnort nach der Karriere ist noch offen
Damir Kreilach hat in Berlin-Köpenick Spuren hinterlassen. Auf dem Fußballplatz, aber auch in den Herzen vieler Menschen. Bescheidenheit und Treue sind eben zwei dieser Merkmale, die die Fans zu schätzen und lieben wissen. Und auch in Salt Lake City hat sich längst herumgesprochen, dass man so einen Typen gerne so lang wie möglich in den eigenen Reihen halten möchte. Aktuell hat der Mittelfeldspieler noch einen laufenden Vertrag, der die Option auf eine zweijährige Verlängerung beinhaltet. Doch der Verein hat ihm schon Signale gesendet, dass sie ihn auch danach gerne behalten würden. Dann nicht mehr als Spieler, sondern in anderer offizieller Funktion.
„Mit der Familie haben wir momentan noch nicht entschieden, wo es nach dem Karriereende weitergehen soll“, verrät Kreilach. Bei ihm sind es nicht ein oder zwei, sondern gleich drei Herzen, die in seiner Brust schlagen. Eine Rückkehr nach Kroatien? Oder nochmal Berlin, dort, wo seine ältere Tochter geboren wurde? Nichts ist momentan ausgeschlossen.

Eine zumindest kurzzeitige Rückkehr nach Berlin soll es in diesem Jahr auf jeden Fall noch geben. Aufgrund des eng getakteten Spielplans in der MLS – die Saison läuft von nun an durchgehend bis Anfang Dezember – hat Kreilach kaum eine Möglichkeit, als Stadionbesucher an die Alte Försterei zurückzukehren. Über drei Jahre war er schon nicht mehr in Köpenick. Doch nach dem Ende der laufenden Spielzeit will er unbedingt mal wieder in der alten Heimat vorbeischauen.
„Ich würde mich riesig freuen, so viele bekannte Gesichter wiederzusehen und die Mannschaft zu unterstützen“, schwärmt er auch heute noch vom ganz besonderen Umfeld beim 1. FC Union Berlin. Die Wiedersehensfreude, so viel ist ganz sicher, wäre bei einem Kreilach-Besuch nicht einseitig.