Union-Manager Oliver Ruhnert: „Wir haben unseren Fokus verschoben“

Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball beim 1. FC Union Berlin, hat am Dienstag ein ausführliches Fazit zur abgelaufenen Transferperiode gezogen.

Oliver Ruhnert nahm sich am Dienstag über eine Stunde Zeit für die Fragen der anwesenden Medienvertreter.
Oliver Ruhnert nahm sich am Dienstag über eine Stunde Zeit für die Fragen der anwesenden Medienvertreter.Imago/Matthias Koch

Hinter Oliver Ruhnert liegen kräftezehrende Wochen. Schwerstarbeit hatte der Geschäftsführer Profifußball des 1. FC Union Berlin zu verrichten. Im Winter-Transferfenster ist das für einen Manager in der Fußball-Bundesliga keine überraschende Neuigkeit, aber doch, im Januar ging es beim Kommen und Gehen des spielenden Personals in Köpenick durchaus recht wild zu.

Julian Ryerson verließ den Verein drei Tage vor dem ersten Pflichtspiel überraschend Richtung Dortmund, Tymoteusz Puchacz hatte schon vor Weihnachten den Abflug zu Panathinaikos Athen gemacht. Insbesondere für Ryerson musste Ersatz her und zwar zügig. Ruhnert hatte aber ganz offensichtlich ein Ass im Ärmel und rechtzeitig seine Hausaufgaben gemacht. Nur vier Tage nach dem Ryerson-Abgang war in Josip Juranovic schon dessen Nachfolger gefunden.

„Wenn Julian Ryerson bei uns geblieben wäre, hätten wir Josip Juranovic in diesem Winter nicht verpflichtet“, erklärte Ruhnert nun in einer Medienrunde. „Wir sind in die Verhandlungen mit dem Spieler gegangen mit der Erwartung, dass es wahrscheinlich nicht klappen würde, weil am Anfang von Summen die Rede war, bei denen wir raus gewesen wären“, führte der 51-Jährige aus. „Manchmal ist es aber doch gut, die Verhandlungen aufzunehmen, weil sich in den Gesprächen neue Möglichkeiten auftun. Im Fall von Josip Juranovic war das so.“

Ruhnert steht beim aktuell Tabellenzweiten gemeinsam mit Trainer Urs Fischer für den großen Aufschwung, den der Verein in den vergangenen Jahren erlebt hat. Kontinuierlich haben sich die Eisernen unter der Führung des Duos sportlich gesteigert, stiegen in die Bundesliga auf, schafften im ersten Jahr den Klassenerhalt. Danach ging es in die Conference League, im vergangenen Jahr glückte gar der Einzug in die Europa League. Auch aufgrund dieser rasanten Entwicklung kann sich Union Berlin auf dem Transfermarkt mittlerweile anders bewegen als noch vor einigen Jahren.

„Einfacher ist es definitiv nicht geworden, aber ein bisschen anders. Wir haben unseren Fokus verschoben. Wenn wir jetzt Spieler aus der ersten Elf austauschen, ist das etwas anderes, als vor drei Jahren. Wenn man nacheinander schon Elfter, Siebter und Fünfter in der Bundesliga geworden ist, schaut man in Bezug auf die Qualität anders darauf, wie man seine Mannschaft noch verstärken kann“, erklärte Ruhnert.

Bislang ein Volltreffer: Josip Juranovic liefert auf der rechten Außenbahn bei Union Berlin zuverlässig ab.
Bislang ein Volltreffer: Josip Juranovic liefert auf der rechten Außenbahn bei Union Berlin zuverlässig ab.City-Press

So kamen neben Juranovic in diesem Winter noch Aissa Laidouni von Ferencvaros Budapest und Jérome Roussillon von Ligakonkurrent VfL Wolfsburg zum 1. FC Union Berlin. Vor allem der Transfer des Linksverteidigers kam überraschend. Roussillon hatte bei den Niedersachen im Verlauf der Hinrunde überhaupt keine Rolle mehr gespielt, wurde von Trainer Niko Kovac nur für vier Kurzeinsätze berücksichtigt.

Wie also kam Oliver Ruhnert darauf, einen solchen Spieler zu verpflichten? „Die Idee war, dass wir jemanden bekommen, der uns zwar sofort hilft, aber auch über das Saisonende hinaus zur Verfügung steht. Allein das ist im Winter-Transferfenster nicht so einfach. Jérome Roussillon hat uns im Grunde keine Ablöse gekostet, spricht deutsch und hat Bundesliga-Erfahrung. Bei uns war es häufig so, dass wir Spieler geholt haben, wo wir das Potenzial trotz weniger Spielzeit bei einem anderen Verein gesehen haben. “

Oliver Ruhnerts Zukunft bei Union? „Ich bin nicht amtsmüde!“

Auf den Verein warten nun im Februar die beiden Highlights in der Bundesliga bei RB Leipzig (11. Februar) und Bayern München (26. Februar). Dazwischen stehen die beiden Spiele gegen Ajax Amsterdam in der Europa League an (16./23. Februar). Trotz Platz zwei in der Bundesliga will er sich die Favoritenrolle in diesem Aufeinandertreffen nicht zuschieben lassen.

„Das ist ein Gegner der aus der Champions League kommt und gemessen am Potenzial in der Hinrunde eindeutig unterperformt hat“, blickt Ruhnert dem Duell sachlich entgegen. „Wir werden dort auf eine Mannschaft treffen, die – auch aufgrund der bislang unbefriedigenden Saison in der Eredivisie – alles dafür tun wird, in Europa gut abzuschneiden. Wir freuen uns, dass wir gegen einen der Top-Klubs Europas antreten können.“

Abschließend sprach Oliver Ruhnert auch noch über seine eigene Zukunft als Manager bei den Eisernen. Ob er amtsmüde sei, Gedanken daran habe, mit seiner Tätigkeit aufzuhören? „Ich bin nichts amtsmüde, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich bei dem bleibe, was ich in der Vergangenheit schon gesagt habe. Irgendwann einmal wird es bei mir in einer anderen Richtung weitergehen. Für mich ist das eine ganz normale Einstellung“, sagte Ruhnert.

Gleichzeitig sprach er bei dieser Thematik von einem Luxusproblem: „Normalerweise fliegen wir Manager bei den Vereinen immer raus und hier reden wir über eine selbstbestimmte Entscheidung. Allein das ist doch schon sehr positiv.“