Stimmen zum Union-Sieg: „Selten so einen positiv-verrückten Kerl gesehen“

Zweites Spiel nach der Winterpause, zweiter Sieg! Hier lesen Sie die Stimmen zum 2:1-Erfolg des 1. FC Union Berlin beim SV Werder Bremen.

Rani Khedira (r.) war glücklich, dass ausgerechnet Kevin Behrens (2.v.r.) das Spiel bei Werder Bremen entschieden hatte.
Rani Khedira (r.) war glücklich, dass ausgerechnet Kevin Behrens (2.v.r.) das Spiel bei Werder Bremen entschieden hatte.Koch/imago

Rani Khedira lobte den Mann des Spiels in den höchsten Tönen. Der Kapitän des 1. FC Union Berlin freute sich in der Mixed Zone des Weserstadions mit Kevin Behrens, der die Eisernen zum 2:1-Auswärtssieg beim SV Werder Bremen geköpft hatte. Der wuchtige Stürmer sei „unheimlich wichtig für die Kabine. Ich habe selten so einen positiv-verrückten Kerl gesehen“, sagte der Sechser des neuen Tabellenzweiten lächelnd.

Der zentrale Mittelfeldmann führte weiter aus: „Heute früh haben wir uns noch bei seinem Jugendklub aufgewärmt. Beim Warm-up vorm Spiel habe ich ihn gefragt, ob er nervös ist, weil es in seiner Heimatstadt ist, seinem Stadion, wo er nie gespielt hat. Er hat gesagt, ‚ein bisschen‘, und deswegen freut es mich umso mehr, dass er heute auch noch der Matchwinner ist.“

Behrens selbst erklärte, dass sich der Sieg gepaart mit seinem Tor wie ein Sechser im Lotto anfühle: „Wenn man sich das vor dem Spiel ausmalen könnte, dann wäre es so gelaufen. Ist wirklich überragend, dass wir hier gewonnen haben und ich ein Tor geschossen habe. Super-schönes Erlebnis.“

Das wurde noch dadurch verstärkt, dass Behrens gleich mehrere Familienmitglieder und Freunde von der Tribüne aus zujubelten. Er rannte nach seinem Tor in Richtung seines Vaters, dessen Freundin, seinem Trauzeugen Tobi und seiner Tante. Die anderen Personen aus seinem Umfeld hatte er während der Partie noch nicht gesehen, holte dies aber später nach und sprach in großer Runde noch vor den Stadiontoren als die ersten seiner Mitspieler schon im Mannschaftsbus saßen.

Kevin Behrens (l.) klatscht hier bei seiner Auswechslung mit Coach Urs Fischer ab, der ihm das Vertrauen schenkte und den Stürmer von Beginn an aufstellte.
Kevin Behrens (l.) klatscht hier bei seiner Auswechslung mit Coach Urs Fischer ab, der ihm das Vertrauen schenkte und den Stürmer von Beginn an aufstellte.Koch/imago

Union-Stürmer Kevin Behrens schenkt sein Trikot seinem Trauzeugen

Sein Trikot bekam übrigens sein Trauzeuge geschenkt, der ihn vor der Begegnung noch im Hotel darum gebeten habe. Dabei hatte Behrens gar nicht so viel Zeit, sich endgültig darauf vorzubereiten, dass er in der Anfangsformation stehen wird.

Er erfuhr erst am Mittwochmorgen, dass er in seiner Geburts- und Heimatstadt von Anfang an gegen seinen Ex-Verein auflaufen darf. Aber: „Man konnte in der Vorbereitung schon sehen, dass ich eventuell spiele“, verriet Behrens.

Dabei habe er sich auch nicht geärgert, dass er beim 3:1-Erfolg gegen die TSG 1899 Hoffenheim erst mal nur auf der Bank saß: „Ich bin ja gegen Hoffenheim gut reingekommen, habe was bewegt, gewirbelt.“ Das sei belohnt worden: „Ich konnte das Vertrauen zurückzahlen“, freute sich der Torjäger.

Darüber war auch sein Coach Urs Fischer froh, der seine Entscheidung für Behrens auf der Pressekonferenz wie folgt erklärte: „Kevin hat sich die Nominierung für die Startelf verdient. Das war letzte Woche schon eine knappe Entscheidung, da habe ich mich für Siebatcheu entschieden und heute für Kevin.“

FCU-Coach Urs Fischer zeigte sich auf der Pressekonferenz nach dem Bremen-Spiel zufrieden mit der Leistung seines Teams.
FCU-Coach Urs Fischer zeigte sich auf der Pressekonferenz nach dem Bremen-Spiel zufrieden mit der Leistung seines Teams.Koch/imago

Union-Zugang Josip Juranovic bereitete den Siegtreffer vor

Neben Behrens stand vor allem ein Zugang im Fokus, der es sofort in die Startelf geschafft hatte und der mit seiner Ecke von der linken Seite das Siegtor aufgelegt hatte: Josip Juranovic. Khedira sagte über den kroatischen WM-Dritten: „Er ist einfach ein lässiger, cooler Kerl, sehr offen, kommunikativ, hat alles aufgenommen, hat auch beim Aufwärmen noch mal das ein oder andere gefragt. Über seine Qualitäten müssen wir nicht reden, die hat man auf dem Feld gesehen.“

Fischer verdeutlichte, angesprochen darauf, dass seine Überlegungen mit dem Rechtsverteidiger aufgegangen seien: „Wenn das immer eintreten würde, wie man es sich vorstellt – wäre schön. Josip ist voll im Saft, hat letzte Woche noch mit Celtic in der Meisterschaft gespielt. Der ist im Rhythmus.“

Eine perfekte Partie lieferten die Eisernen allerdings erneut nicht ab, das sah auch der Schweizer Übungsleiter so. In der ersten Halbzeit habe man das nötige Glück gehabt, „dann hat es die Mannschaft wirklich souverän und clever in der zweiten Hälfte gespielt. Da sehe ich uns im Vorteil, wenn es um Möglichkeiten geht“.

Jerome Roussillon (l.) und Josip Juranovic gaben beide ihr Debüt für den 1. FC Union Berlin.
Jerome Roussillon (l.) und Josip Juranovic gaben beide ihr Debüt für den 1. FC Union Berlin.Koch/imago

Rani Khedira: „Ein Traumstart, wenn du sechs Punkte im neuen Jahr holst“

Khedira sah in den zweiten 45 Minuten „kein schönes Spiel“, doch man habe den Vorsprung „gut wegverteidigt“. Er zog deshalb ein zufriedenes Fazit: „Ein Traumstart ist es definitiv, wenn du sechs Punkte im neuen Jahr holst.“

Fischer meinte nach diesem 17. Spieltag, nach dem die Köpenicker doch etwas überraschend auf Platz zwei stehen: „Kompliment an die Mannschaft zur Leistung. 33 Punkte zur Hinrunde – das darf ich, glaube ich, schon sagen – sind außergewöhnlich.“

Grund zur Freude: Kevin Behrens (l.), Sheraldo Becker (M.) und Niko Gießelmann beendeten die Hinrunde mit Union Berlin auf einem starken zweiten Platz.
Grund zur Freude: Kevin Behrens (l.), Sheraldo Becker (M.) und Niko Gießelmann beendeten die Hinrunde mit Union Berlin auf einem starken zweiten Platz.Koch/imago

Vor allem dann, wenn man sich vor Augen führt, dass Klubs wie Borussia Dortmund, RB Leipzig oder Bayer 04 Leverkusen an die Ausbeute der Eisernen nicht herankommen: „Es überrascht mich beides. Dass wir mit 33 Punkten an zweiter Stelle stehen und dass große Mannschaften im Moment hinter uns platziert sind.“

Das wollte er am Abend zumindest noch ein wenig genießen: „Ich gehe mal davon aus, das wird ein kleines Bier geben, also, zumindest bei mir.“