1. FC Union: Urs Fischer hört auf sein Bauchgefühl und lässt Elfmeter üben

Die Spannung steigt zunehmend: Am Donnerstag (21 Uhr) empfängt der 1. FC Union Berlin Ajax Amsterdam. Trainer Urs Fischer bezog dazu ausführlich Stellung.

Urs Fischer durfte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Ajax zahlreiche nachträgliche Glückwünsche zu seinem Geburtstag annehmen.
Urs Fischer durfte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Ajax zahlreiche nachträgliche Glückwünsche zu seinem Geburtstag annehmen.Mathias Koch/imago

Am Montag wurde Urs Fischer 57 Jahre alt. Auf der Pressekonferenz vor dem mit Spannung erwarteten Rückspiel in den Play-offs zum Europa-League-Achtelfinale gegen Ajax Amsterdam (Donnerstag, 21 Uhr, RTL) wurde der Schweizer – nachträglich – vielfach beglückwünscht und musste sich darüber hinaus der Charme-Offensive eines Landsmanns erwehren. „Ich bin Ihnen das letzte Mal 2017 in Basel begegnet und heute sehen Sie viel jünger aus“, sagte der Journalist und brachte den Trainer des 1. FC Union Berlin damit kurzzeitig in Verlegenheit.

Glückwünsche, Komplimente, nette Worte – all das zählt im Spiel gegen den niederländischen Rekordmeister rein gar nichts mehr. Nach dem 0:0 im Hinspiel und der im Europapokal abgeschafften Auswärtstorregel ist die Ausgangslage auch Leuten, die mit Fußball nichts am Hut haben, ganz einfach zu erklären. Die Mannschaft, die im Stadion An der Alten Försterei nach 90 oder 120 Minuten, vielleicht ja sogar im Elfmeterschießen mehr Tore erzielt, zieht am Ende ins Achtelfinale ein.

„Wir müssen die Leistung aus Amsterdam zunächst einmal bestätigen. Das wird die Voraussetzung für ein gutes Ergebnis sein. Und im Prinzip müssen wir sogar noch ein bisschen was draufpacken hinsichtlich unserer Effizienz“, erklärte Fischer. Denn zuletzt stand nicht nur im Spiel bei Ajax, sondern auch in der Bundesliga gegen Tabellen-Schlusslicht Schalke 04 die Null auf der falschen Seite. Nämlich im Angriff.

Union Berlin: Diogo Leite fit, Gießelmann angeschlagen, Schäfer verletzt

Im Vergleich zur Partie am Sonntag steht Diogo Leite wieder zur Verfügung, Niko Gießelmann musste am Mittwoch das Training abbrechen, dürfte aber auf der linken Seite ohnehin nicht an Jérome Roussillon vorbeikommen. András Schäfer fehlt auch weiterhin verletzungsbedingt.

Seine Startelf hat Urs Fischer zu großen Teilen schon im Kopf. Dennoch wollte er nach der abschließenden Übungseinheit noch einmal in den Dialog mit seinen Co-Trainern Markus Hoffmann und Sebastian Bönig treten, um die ein oder andere Personalie im Einzelfall zu besprechen. Und dann ist da noch das Bauchgefühl, das der Chefcoach nicht außer Acht lassen möchte. Wer ist diesem K.o.-Spiel am ehesten gewachsen? Wer sind die elf Spieler, die den Verein erstmalig in der Vereinsgeschichte in das Achtelfinale der Europa League führen sollen?

Auch angesichts des folgenden Bundesliga-Topspiels am Sonntag (17.30 Uhr) beim FC Bayern, will Union Berlin die Hürde Ajax im Bestfall schon nach 90 Minuten überspringen. Auf alle Eventualitäten hat Fischer seine Mannschaft allerdings vorbereitet, Elfmeterschießen wurde extra geübt.

Zumal der Trainer auch weiterhin davon ausgeht, dass es eine Begegnung auf Messers Schneide werden wird. „Wir werden uns nicht von den Medien oder irgendwelchen Buchmachern verleiten, die uns als Favorit sehen“, entgegnete Fischer auf die Frage, ob ihm das torlose Remis in der Johan-Cruyff-Arena vielerorts nicht als zu positiv angesehen wurde. „Ein Sieg wäre meiner Meinung nach möglich gewesen, wir waren gut im Spiel. Insgesamt können wir das Resultat aber richtig einschätzen und haben unsere Schlüsse daraus gezogen.“

Neben Fischer war zudem Abwehr-Kante Danilho Doekhi zu Gast in der Runde der Medienvertreter. Der Niederländer fiebert dem Duell mit seinen Landsleuten entgegen und glaubt, dass der Druck für Ajax Amsterdam ungleich größer sei. „Dort sind die Erwartungen immer sehr groß, gerade jetzt, wenn es gegen Union Berlin geht. Ein Team, dass dort noch nicht ganz so bekannt ist“, berichtete Doekhi.

1200 Fans aus Amsterdam finden am Donnerstag Platz im Gästeblock. Ein Großteil von ihnen will vom S-Bahnhof Köpenick in Richtung Stadion marschieren. Die Polizei ist sensibilisiert und wird mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Am Ende eines hoffentlich friedlichen Spiels will der 1. FC Union Berlin dann in der Runde der letzten 16 Mannschaften stehen.

Übrigens: Die Komplimente seines Landsmanns wehrte Fischer ganz höflich ab: „Wenn ich mir die Bilder von vor ein paar Jahren anschaue, finde ich schon, dass man mir das Alter ansieht.“ Am Donnerstag soll dagegen nur Ajax alt aussehen.