Viel Kampf, wenig Fußball: Union Berlin spielt gegen Schalke nur Remis
Die Eisernen können gegen die Königsblauen die Chance, mit einem Sieg die Tabellenführung zu erobern, nicht nutzen. Am Ende einer fahrigen Partie steht es 0:0.

Die Mannschaft des 1. FC Union Berlin hat am Sonntagnachmittag die sich ihr bietende Chance nicht nutzen können. Ja, gegen den Tabellenletzten, den zu einem steten Abstiegskandidaten geschrumpften FC Schalke 04, musste sie sich mit einem 0:0 begnügen und ist nach dem 21. Spieltag nicht Tabellenführer der höchsten deutschen Spielklasse, wie man in Köpenick erhofft hatte. Nichtsdestotrotz ist für die Eisernen (43 Punkte) in dieser Saison noch alles möglich. Die Meisterschaft? Ja, warum denn nicht, es braucht doch am kommenden Sonntag im Spitzenspiel der Liga beim FC Bayern München (ebenfalls 43 Punkte) nur einen Sieg, und schon sieht die Sache wieder ganz anders aus.
Gegen die Königsblauen, deren Entwicklung in den vergangenen vier Jahren konträr zu der Entwicklung der Eisernen verlaufen ist, sahen sich die Unioner von Beginn an zum Spielemachen gezwungen. Was nicht unbedingt ihr Ding ist. Das ist dem Trainerteam um Chefcoach Fischer bewusst, hat vielleicht auch dazu geführt, dass Sheraldo Becker zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison nicht in der Startelf stand. Für ihn spielte vom Anpfiff weg Sven Michel, der bei der Spielfortsetzung die Bälle zwischen Mittelfeld- und Angriffslinie „festmachen“ sollte, wie es im Fachjargon heißt.

Auch Timo Baumgartl, Christopher Trimmel, Niko Gießelmann und Janik Haberer durften gleich mal ran, während die am Donnerstag beim 0:0 in Amsterdam in der Startelf eingesetzten Diogo Leite, Morten Thorsby, Jérôme Roussillon und Josip Juranovic mit langer Hose und Trainingsjacke in den Fußball-Nachmittag starteten.
Michel müht sich, kann aber nichts bewegen
Um gleich mal wieder auf Michel zurückzukommen: Der 32-Jährige, der im Januar 2022 flugs als Ersatz für Max Kruse verpflichtet worden war, aber bei Union bis dato nicht wirklich Fuß gefasst hat, brachte sogleich jede Menge Energie ein, wich wiederholt auf den linken Flügel aus, schlug von dort in der ersten Viertelstunde auch gleich mal zwei Flanken, ging mehrmals ins Dribbling, immer wieder ins Pressing, scheute keinen Zweikampf. Und doch war das nicht das, was Fischer von ihm erhofft hatte. Abzulesen an einer Reaktion des Schweizer Fußballlehrers, nachdem Michel in der Vorwärtsbewegung den Ball vertändelte.
Da auch die Kollegen im Spiel nach vorne wiederholt zu schlampig waren, sollte es also wieder über die Standardsituationen gehen. Trimmel trat in der 22. Minute mit viel Effet einen Freistoß aus der Halbposition von rechts in den Schalke Strafraum, in dem sich ein Kuddelmuddel ergab, das Danilho Doekhi schließlich zum Abschluss nutzte. Seinen Schuss aus zehn Metern konnte allerdings von Ralf Fährmann entschärft werden. Auch bei dem einen oder anderen Eckball war ein Hauch von Torgefahr auszumachen – aber eben auch nicht mehr.

Ein Festival der Zweikämpfe, der Fehler in Passspiel und Ballannahme war das – mit einem Übergewicht für die Gastgeber, die aber bis zum Halbzeitpfiff keinen Weg in den Strafraum der Schalker fanden. Fischer war sichtlich unzufrieden. Ja, auch bei ihm sind die Erwartungen an seine Mannschaft gestiegen.

Und was macht man als Trainer, wenn man unzufrieden ist? Klare Ansprache in der Kabine. Womöglich den Matchplan ändern. Und wenn das nicht gleich fruchtet? Das Personal wechseln.
In der 58. Minute brachte er folglich Becker ins Spiel, für den glücklosen Michel. Doch bevor der Niederländer auch nur einmal den Ball berührt hatte, sah sich Trimmel im eigenen Strafraum vor dem einschussbereiten Michael Frey zur eiligen Rettungsaktion gezwungen. Frey war es auch, der sechs Minuten später Union-Keeper Frederik Rönnow mit einem Schuss aus spitzem Winkel zu einer ersten Parade zwang.
Seguins Linksschuss ist zu unplatziert
Schalke muckte also auf, worauf Fischer mit weiteren Einwechslungen reagierte. Paul Seguin kam für Aïssa Laïdouni ins Spiel, Jordan Siebatcheu für den wirkungslosen Kevin Behrens, mit dem Auftrag mehr Tiefe und damit auch mehr Gefahr ins Spiel der Unioner zu bringen. Becker wurde schließlich auch zwei-, dreimal mit Tempoläufen über den linken Flügel auffällig, Seguin mit einem (zu schwachen und zu unplatzierten) Linksschuss (77.) Minute), doch zwingend war das nicht.
Man muss am Ende sogar von der wohl chancenärmsten zweiten Hälfte in der jüngeren Geschichte des 1. FC Union berichten und von zwei weiteren Einwechslungen, Thorsby für Haberer und Roussillon für Gießelmann (81.), die letztlich nichts brachten.