1. FC Union: Warum der Verein sich auf dem rechten Weg wähnt

Fußball ist ein seltsames Spiel. Schwer zu berechnen, denn die Unwägbarkeiten des Geschäfts lassen sehr oft alle Pläne Makulatur werden. Eine Erfahrung, die der 1. FC Union in diesen Tagen schmerzhaft machen muss. Ein bisschen geht es den Köpenickern dabei wie in Bert Brechts Dreigroschenoper: „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan, geh’n tun sie beide nicht ...“

Denn auf dem Papier sahen alle Vorbereitungen auf die neue Spielzeit außerordentlich konstruktiv aus beim Vorjahresvierten, der mit nichts weniger als dem Einzug in das gelobte Land Bundesliga liebäugelt. Ein einziger Stammspieler ging flöten. Der Verlust von Roberto Puncec schien aber durch Marc Torrejon ausreichend kompensiert. Und in der Offensive wurde mit den Zugängen Akaki Gogia und Marcel Hartel ein Schuss mehr Kreativität und Unberechenbarkeit implementiert. Zu guter Letzt wurde mit Atsuto Uchida auch noch ein Stück spielerische Klasse hinzugefügt, die im Bundesliga-Unterbau ein eher rares Gut ist. Alles richtig gemacht also. In der Theorie zumindest.

Doch statt das Hohelied der Tabellenführung zu singen, ist nach vier sieglosen Spielen in Serie, die den Abfall ins Mittelmaß der Tabelle verursachten, eher das Lied von der Unzulänglichkeit tonangebend, was sich nicht nur am Tabellenstand manifestiert, sondern vor allem an der Zahl der Gegentore − zehn stehen da bereits nach nur sechs Partien zu Buche. „Wir lassen gar nicht so viele Großchancen zu. Aber sie schaffen es trotzdem immer, ein Tor zu machen. Wir werden ja in den seltensten Fällen auskombiniert. Wir machen grundsätzlich nicht viel verkehrt, viel mehr richtig als falsch“, befand jüngst Innenverteidiger Fabian Schönheim. Und auch Berufsoptimist Jens Keller konnte sich nur an „eine schlechte Halbzeit in Düsseldorf“ erinnern.

Doch das wenige Falsche im Richtigen führt halt permanent dazu, dass unnötige Punktverluste zu beklagen sind. Aus eiserner Sicht sind das bereits sieben – zwei in Nürnberg, einer in Düsseldorf und je zwei gegen Bielefeld und Braunschweig. Im Umschaltspiel sind die Köpenicker anfällig. Und die Null, viel beschworen als Grundlage allen Erfolges, will partout nicht stehen.

Eine Aufgabe, die es am Dienstag in Sandhausen (18.30 Uhr) erneut anzugehen gilt. Wobei diesmal aber andere Unwägbarkeiten des Business’ die Planspiele zu durchkreuzen drohen. Toni Leistner muss passen. Der Sachse ist als Abwehrchef eigentlich einer der Unverzichtbaren unter den Keller-Schützlingen, und seine Abwesenheit wird das von Schönheim propagierte Unterfangen, „endlich mal eine Serie“ zu starten, nicht einfacher machen.

Daneben ist Felix Kroos auch angeschlagen. Mit ein Grund, warum Trainer Jens Keller bei seinen Rotationsplänen („Wir wollen ein bisschen mehr Frische reinbringen“) ein wenig Maßhalten muss. Zu viele neue Puzzleteilchen auf einmal könnten das Gesamtbild nachhaltig beeinflussen. Noch wähnen sich die Köpenicker in der richtigen Spur, messen dem Tabellenbild keine übermäßige Bedeutung zu. „Ich schaue mir die Tabelle zwar an, aber noch ist sie nicht wichtig. Es sind viel zu wenige Spiele gespielt“, gibt sich Sebastian Polter zuversichtlich.