22:21 gegen Kroatien: Der Berliner Fabian Wiede wirft Deutschland ins WM-Halbfinale
Köln - Nach dem Abpfiff schallten die Lieder „Viva Colonia“ und „Oh wie ist das schön“ durch die Halle und auch Mark Forsters „Chöre“ durften nicht fehlen. Bei dem inoffiziellen Song dieser WM sangen allerdings nicht nur die Zuschauer mit, auch die deutschen Nationalspieler konnten sich nach dem Sieg gegen Kroatien 21:22 (11:11) nicht mehr zurückhalten.
Mit dem Erfolg lösten die Deutschen vorzeitig das Ticket nach Hamburg, wo am Freitag das WM-Halbfinale ausgetragen wird. Bedanken durften sich die Jungs von Bundestrainer Christian Prokop dafür auch bei den Brasilianern, die mit einer beeindruckenden Leistung am Vortag das Balkan-Team geschlagen und damit Schützenhilfe für Deutschland geleistet hatten. Für Kroatien wäre ein Sieg Pflicht gewesen, um am abschließenden Hauptrundenspieltag noch eine Chance auf das Halbfinale zu haben. Entsprechend motiviert, aber auch nervös starteten beide Mannschaften in die Partie.
„Das war heute eine ganz harte Prüfung“, sagte ein sichtlich erschöpfter und überglücklicher Bundestrainer Christian Prokop hinterher. „So eine Drucksituation zu bestehen, darauf bin ich unheimlich stolz.“ Es war die erwartete Abwehrschlacht, in die die Kroaten besser starteten und mit zwei Toren in Front gingen.
WM-Aus für Martin Strobel
Dann der Schockmoment in der achten Minute: Nach einem Zusammenprall mit Luka Stepancic blieb Martin Strobel verletzt am Boden liegen und musste vom Feld getragen werden, sein Knie war beim Abstoppen weggeknickt. Für den Spielmacher ist die WM mit Innenbandriss und Verdacht auf Kreuzbandriss vorbei. Spätestens da hatten die Kroaten fast 19.250 Zuschauer gegen sich.
Die Deutschen hingegen wurden mit drei Zeitstrafen hintereinander belegt, ein Grund mehr für die Fans, Stimmung zu machen. Angetrieben von den Zuschauern gelang nach 15 Minuten der Ausgleich, kurz darauf sogar die Führung. Es war vor allem der Berliner Fabian Wiede, der mit aller Kraft, die sein linker Arm hergab, dagegen hielt. Dreimal wuchtete er den Ball ins obere Eck, zwei Torvorlagen lieferte er zudem bis zum zwischenzeitlichen 7:7.
Durch zu viele technische Fehler verspielte sich die deutsche Mannschaft jedoch die Chance, sich abzusetzen. Die Kroaten hingegen nutzten eine doppelte Überzahl und glichen bis zur Halbzeit aus. „Wir haben nicht verdient verloren. Wir haben 60 Minuten großartig gekämpft“, sagte Kroatiens Star Dumagoj Duvnjak, der beim THW Kiel unter Vertrag steht. „Das war ein brutal schweres Spiel.“
„Er hat wahnsinnig gespielt“
Auch in den zweiten 30 Minuten hatte das Prokop-Team zunächst Probleme. Zwar stand die Defensive wieder bärenstark, allerdings wurde im Angriff zu viel liegen gelassen. Erst nach einer gewissen Warmlaufphase gelang es den Gastgebern mit zwei Toren in Führung zu gehen. Immer mehr spielte sich der Rückraum in Form: Böhm, Wiede, Häfner – die Deutschen netzten von allen Positionen ein.
Nur von außen wollte es nicht wirklich klappen. Erst bissen sich Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki am kroatischen Torwart Marin Sego die Zähne aus, dann verfehlte auch Matthias Musche, so dass sechs Minuten vor Schluss die Kroaten mit 19:18 in Front gingen. Die deutsche Mannschaft wirkte ideenlos, Prokop stellte um und nutzte den siebenten Feldspieler.
Und wieder war es Fuchs Fabian Wiede, der aus fast aussichtslosen Lagen traf. Mit insgesamt sechs Toren und einer Wurfquote von 100 Prozent war er der beste Werfer. Was den Unterschied gemacht habe, wurde der mal wieder großartig parierende deutsche Keeper Andreas Wolff gefragt. „Ganz klar, Fabian Wiede“, antwortete er. „Er hat wahnsinnig gespielt, er hat uns getragen.“