AEG: Wie aus dem Bilderbuch

Die Nachricht klingt auf den ersten Blick wie eine Randnotiz aus der Businesswelt, aber sie dürfte geeignet sein, verschärftes Knieschlottern in diversen Großstädten der Welt auszulösen und vor allem bei dort ansässigen Sportklubs: Die Anschutz Entertainment Group (AEG), der weltweit größte Betreiber von Sport- und Unterhaltungsunternehmen, soll verkauft werden. Das ist ein gewaltiger Schock, erst einmal aber vor allem eine Quelle der Unsicherheit für all jene Sportklubs und -teams, die am Tropf der AEG hängen oder zu deren Gedeihen beitragen.

Zum Anschutz-Imperium gehören ganz oder teilweise, oft samt ihrer jeweiligen Spielstätten, die Basketballer der Los Angeles Lakers, die Eishockeyteams der Los Angeles Kings, die Fußballer der Los Angeles Galaxy, dazu diverse Profisportteams samt Arenen in Europa, China und Australien. In Deutschland gehören Anschutz etwa die Eishockeyklubs Hamburg Freezers und Eisbären Berlin, die 1999 von der AEG vor der Insolvenz bewahrt wurden.

Zuletzt war die Gruppe am Kauf der Glasgow Rangers interessiert, und in die Downtown von Los Angeles wollte die AEG neben ihr Staples Center für 1,2 Milliarden Dollar ein Football-Stadion errichten und einen NFL-Klub in die Stadt holen. Das Projekt sei nicht gefährdet, beruhigt die Unternehmensführung, doch die Unruhe dürfte durch solche Bekundungen kaum zu dämpfen sein.

Harte Zeiten brechen an

Der 72-jährige, in Denver lebende Philipp F. Anschutz, Nummer 34 auf der Liste der reichsten US-Bürger, ist nämlich nicht nur der wohl religiöseste und öffentlichkeitsscheueste Multimilliardär der Welt, sondern gilt auch als äußerst angenehmer Sportteambesitzer. Einer wie aus dem Bilderbuch, der seinen Klubs die schönsten Arenen baut, Geduld besitzt, bei Misserfolgen nicht gleich durchdreht und den Filialen wenig reinredet, solange alles passabel läuft. Wer immer sein Entertainment-Imperium auch kaufen mag, härtere Zeiten brechen dort in jedem Fall an.