Alba Berlin gegen Bayern München: Rhythmus gesucht

Berlin - Mal sehen. Svetislav Pesic setzt seine Brille auf und studiert den Statistikzettel vor sich auf dem Tisch. Reglos verharrt Bayern Münchens Basketballcoach, still wartet nebenan auf dem Podium Sasa Obradovic, der Trainer von Alba Berlin. Still auch die Journalisten, zehn, fünfzehn, zwanzig Sekunden lang, dann erst beginnt die Pressekonferenz. Pesic spricht. Über Albas 82:70 (41:28), das gezeigt habe, wie gut dieses Team eingespielt sei. Im Gegensatz zu seinen Bayern. Dann sagt er einen Satz, den seine Mannschaft besser ernst nehmen sollte: "Ich hatte die vergangenen Tage Gelegenheit, meine Spieler kennenzulernen. Die nächsten zwei Wochen haben die Spieler Gelegenheit, mich kennenzulernen."

Der FC Bayern hat Svetislav Pesic am vergangenen Dienstag verpflichtet, damit dieser eine Ansammlung guter Individualisten zu einer stabilen Einheit formt und dorthin führt, wo Alba gerade ist. Die Berliner setzten den Münchnern in der Arena am Ostbahnhof mit einer harten Verteidigung zu und beeindruckten mit ihrer Mannschaftsleistung, wie später Guard Nihat Djedovic fand: "Wir sind geschlossen aufgetreten, alle zwölf Mann." Die Strategie dabei war klar, erzählte Power Forward Sven Schultze nach der Partie: "Wir wussten nicht, welche Systeme Pesic spielen lassen würde, daher wollten wir vor allem versuchen, unser Spiel durchzudrücken."

Mit Erfolg. Im Anschluss an ein ausgeglichenes erstes Viertel setzte sich Alba erstmals in der 16. Minute mit einem 11:0-Lauf zum 30:17 ab. Nach dem Seitenwechsel wuchs der Vorsprung auf 22 Zähler an, beim 50:28 erreichten die Gastgeber die höchste Führung in diesem Spiel. Als besondere Impulsgeber hob Obradovic Center Yassin Idbihi mit seinen 20 Punkten und sechs Rebounds hervor sowie Nihat Djedovic, 14 Punkte und acht Rebounds.

Kringel auf dem Statistikblatt

Der Alba-Coach wollte allerdings auch nicht die Fortschritte unerwähnt lassen, die der Kollege auf der anderen Seite des Podiums in der Kürze der Zeit vorzuweisen hat. "Die Bayern hatten vorher keinen Rhythmus", sagte der 43-Jährige. Auch am Sonntag hätten sie ihre Probleme gehabt, "aber sie haben bis zum Ende gekämpft".

Pesic machte derweil Kringel auf seinem Statistikblatt. Die Kringel in der Spalte "Offensiv-Rebounds" bewogen ihn, darauf hinzuweisen, dass es in diesem Bereich zunächst am meisten zu tun gebe für ihn und seine Spieler.

Natürlich ist Svetislav Pesic auch zum Großen und Ganzen befragt worden, da er schon mal da war, er, der in Berlin Legende ist nach seinem Aufstieg mit Alba in den Neunzigern. Zu seiner Philosophie sollte er sich äußern. "Haben Sie Alba gesehen?", fragte Pesic zurück, "das ist meine Philosophie." Womit er nicht meinte, dass Obradovic und er als Trainer genau dasselbe täten. Dabei fühlen sie sich freundschaftlich verbunden. "Seine Mutter kommt aus demselben Ort wie ich, das ist auch eine Qualität von Sasa", sagte Pesic, und wie er lächelte auch Obradovic verschmitzt. Eine Qualität des Jüngeren ist zudem, dass er unter dem älteren einst spielte. Diese Zusammenarbeit ist schon eine Weile her, darauf verwies auch Obradovic, bestätigte allerdings zugleich, dass jene Jahre für ihn prägend gewesen seien.

So gibt es Grundsätze, an die sich beide Trainer gebunden fühlen. Der eine klingt banal, lässt aber tief blicken: in die innere Verfassung der Münchner. "Meine Spieler müssen lernen", sagte Pesic, "den Unterschied zwischen Basketball spielen und Basketball trainieren zu erkennen. Sie müssen lernen, Details zu trainieren." Auch diesen Hinweis sollten die Bayern-Basketballer besser ernst nehmen.