Alba Berlin gegen EWE Baskets Oldenburg: Die Hauptstädter profitieren von mannschaftlicher Geschlossenheit

Keine Stunde war am Sonnabend vergangen, da hatte sich der Fokus bei den Verantwortlichen von Alba Berlin verändert. Die letzten Zuschauer hatten die Arena am Ostbahnhof nach dem 114:88-Sieg der Berliner über die Baskets Oldenburg in Spiel eins der Play-offs-Viertelfinals in der Bundesliga (BBL) noch nicht mal verlassen, da wurde der Blick schon wieder nach vorne gerichtet. „Es ist gut, dass wir mit 1:0 führen, aber um weiterzukommen, muss man drei Spiele gewinnen. Deswegen müssen wir sofort an das nächste Spiel denken“, sagte etwa Trainer Aito Gracia Reneses. Manager Marco Baldi stimmte wenig später zu: „Es steht genau 1:0. Mehr ist nicht passiert. Wir werden am Dienstag ein ganz anderes Spiel erwarten.“

Beim Auswärtsspiel in Dienstag in Oldenburg (18.15 Uhr, Sport 1) werden die Berliner also versuchen, das 1:0 in ein 2:0 umzuwandeln. Die Chancen, dass dies gelingt, stehen gut. Hauptgrund ist der unausrechenbare Team-Basketball, den die Berliner derzeit spielen und der ihre Gegner in Spiel eins überforderte.

„Peyton hat eine gute Balance gefunden“

Um zu verstehen, wie ausgeglichen und eingespielt die Mannschaft von Alba dieser Tage wirklich ist, musste man dem eindrucksvollen Kantersieg in Partie eins nicht mal beigewohnt haben. Im Grunde reichte ein Blick auf den Statistikbogen. Zwei Umstände stachen da heraus: Die Punkteverteilung Albas und die Anzahl an verteilten Korbvorlagen (Assists). Trainer Reneses setzte jeden seiner zwölf Spieler ein, sie punkteten alle. Bis auf den 16-jährigen Franz Wagner erzielte jeder Alba-Akteur mindestens sechs Zähler, ein halbes Dutzend von ihnen punktete sogar zweistellig. Dass sie all dies nicht in Eigenarbeit, sondern als Team taten, verrieten 27 Assists. Ein starker Wert und klarer Indikator für ein gut funktionierendes Zusammenspiel.

Neben Reneses als Konstrukteur müssen vor allem Point Guard Peyton Siva und Allzweckwaffe Luke Sikma als Stützpfeiler des so gut abgestimmten Alba-Spiels hervorgehoben werden. Während Siva in der laufenden Saison einen guten Mittelweg zwischen Spielorganisation und dem eigenen Drang zum Punkten gefunden hat, glänzt Sikma mit zahlreichen Fähigkeiten, die unter Forwards eigentlich selten sind. „Peyton hat eine gute Balance gefunden“, sagt Marko Baldi und lobt auch Sikma: „Luke geht in Richtung eines Point Guards. Er bringt viel Spielintelligenz mit, liest das Spiel sehr gut und kann gut passen. Davon profitieren auch alle anderen.“ Sowohl Sikma, als auch sein US-Kollege Siva dirigieren die Berliner Offensive seit Monaten hervorragend. Sie gestikulieren, geben lautstarke Anweisungen, deuten mit einem Kopfnicken mögliche Laufwege für ihre Mitspieler an oder halten sich einfach zurück, weil ihre Mitspieler sowieso wissen, was zu tun ist.

Oldenburg hat defensiv Probleme

Laut Baldi hat dieses Verständnis fürs Zusammenspiel drei Hauptgründe. Eine gute Personalauswahl im Vorfeld, die Philosophie und Methodik von Trainer Reneses und die Charaktereigenschaften der Spieler. Letzterem schreibt der Alba-Manager eine elementare Bedeutung zu: „Es gibt bei uns keinen Egoisten, der für irgendwelche Statistiken spielt“, sagt Baldi: „Alle sind bereit, den besser platzierten Mitspieler zu finden. Wir spielen mannschaftlich sehr geschlossen.“

In Spiel eins war diese Geschlossenheit in Kombination mit der Ausgeglichenheit also ausschlaggebend dafür, dass Oldenburg chancenlos war. Zwar erzielten die Baskets selber respektable 88 Punkte, sie kassierten aber eben auch 114. Baldi analysierte: „Oldenburg hat offensiv alle Möglichkeiten, in der Defensive aber sicherlich Probleme.“ Vor allem die Geschwindigkeit des ebenso ansehnlichen wie erfolgreichen Alba-Stils dürfte Oldenburg am Dienstag wieder Schwierigkeiten bereiten.

Als Paradebeispiel lässt sich der österreichische Center-Koloss Rasid Mahalbasic anführen. Dieser ist offensiv zwar Oldenburgs gefährlichster Mann, defensiv aber eine riesige Schwachstelle. In Spiel eins beispielsweise hatte er in den Duellen mit den deutlich schnelleren Berliner-Centern Dennis Clifford und Bogdan Radosavljevic immer wieder das Nachsehen. Nicht umsonst gab Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic nach dem Spiel an, dass seine Mannschaft von Alba schlichtweg überrannt worden sei.